Welche Brand-Verantwortung tragen Arbeiter, wenn sie mit extrem heißen Schweiß- und Brennschneidgeräten im Freien hantieren? Ohne Zweifel eine sehr hohe Verantwortung. Doch zwei besondere Fälle mit Millionenschäden im Osten Mecklenburg-Vorpommerns, die derzeit vor Gerichten strafrechtlich aufgearbeitet werden, zeigen, dass die jeweiligen Auftraggeber mindestens genauso viel auf vorbeugenden Brandschutz achten sollten. Und: Ein versierter Brandgutachter kommt fast allen Brandursachen auf die Spur. So brannte 2020 ein Sägewerk in Loitz nördlich von Demmin komplett ab. Dort hatte ein Dachdecker mit heißem Gas Dachpappe verklebt.
Ein Bekannter hatte den Auftrag erhalten, auf der riesigen Dachfläche des Sägegatters und mehrerer anderer Hallen Solarpaneele aufzubauen. Vorher sollte das Pappdach nochmal abgedichtet werden. Es war dringend.
„800 Euro sollten wir für etwa drei Tage Arbeit bekommen“, sagte der 40-jährige Handwerker vor Gericht. Er war schon längere Zeit arbeitslos und freute sich über die Beschäftigung. Doch als er loslegen wollte, waren weder vernünftige Feuerlöscher, noch ein Wasserschlauch auf dem Dach. Zudem hatte der Bekannte vergessen, dass die Gatterhalle aufgeschlossen wird, um von unten zu kontrollieren.
So nahm das Unglück seinen Lauf. Der Handwerker hatte zwar das Dach von Spänen gesäubert. Und bevor er nach Hause fuhr, habe er noch extra mehrfach durch ein Fenster in die Halle geschaut, und kein Feuer gesehen, wie er sagte. Aber an jenem Dienstag nach Pfingsten war das Glück nicht auf seiner Seite. Durch einen Glutherd unterhalb der alten Pappschichten entzündete sich das alte Holz im Dachwerk. Da waren die Arbeiter schon ein paar Stunden zu Hause und wollten grillen. Resultat: Das Sägewerk brannte komplett nieder, Schaden etwa zwei bis drei Millionen Euro.
Das zuständige Gericht sprach den Dachdecker aber nun vom Vorwurf der fahrlässigen Brandstiftung frei. Der Handwerker habe einige Sorgfalt walten lassen, das mit der Glut aber nicht erkennen können, sagte der Richter. Für eine längere Brandwache hätte der Mann sorgen müssen, der den Auftrag erteilt hatte. Ob das zivilrechtlich auch so bleibt , ist noch unklar.
Ölmühle brennt – 16 Jobs weg
Ähnlich liegt der Fall bei der Ölmühle im Hafen von Anklam, die wenige Monate vorher komplett vernichtet wurde. Dort war im heißen Juli 2019 Funkenflug die Ursache, wie der gleiche Brandursachengutachter herausfand. Ein 32-jähriger Arbeiter eines Schrottplatzes nebenan hatte Metallplatten zerteilt und mit viel Hitze verkleinert. Dabei sollen Funken durch einen 20 Zentimeter breiten Spalt in der drei Meter hohen Mauer geflogen sein. Dummerweise stand dort ein 16 mal 16 Meter großes „Biobeet“, dass den Geruch bei der Herstellung von Pflanzenöl aus den Abgasen filterte.
Dieses Biobeet, ebenfalls fast drei Meter hoch, hatten die dortigen Beschäftigten gerade erneuert. Der Biofilter bestand aus Rindenmulch und trockenen Kokosflocken, die sehr schnell brennen. So kam es auch. In der Ölmühle war schon länger Feierabend. Der Schrottplatz-Arbeiter bekam das Brennen gar nicht mit, nur sein Vorarbeiter. Dieser konnte auch nur die Feuerwehren holen, die dort zwei Tage zu tun hatten.
Dabei wurden auch zwei Tanks mit rund 2500 Litern Biodiesel dermaßen erhitzt, dass es zu einer Verpuffung kam. Zwei Feuerwehrleute waren bei dem Einsatz verletzt worden. Die Ölmühle hat ihre Arbeit nie wieder aufgenommen. 16 Menschen verloren ihre Arbeit.
Am ersten Verhandlungstag im Gericht hat der 32-jährige Brennarbeiter berichtet, dass er keine besondere Qualifikation für den Job hatte, aber sein Chef hatte ihm eine Qualifizierung versprochen. Trotzdem sei er bestimmt 50mal dort auf dem Platz im Brenneinsatz gewesen. Der Prozess gegen den jungen Mann wegen fahrlässiger Brandstiftung soll Ende Februar fortgesetzt werden.
Auf jeden Fall muss der Angeklagte wohl keine Schadensersatzforderungen befürchten: Wie inzwischen bekannt wurde, hatte der polnische Eigentümer der Ölmühle das Gelände zuletzt nicht mehr versichert gehabt. Inzwischen hat die Stadt die Ruine erworben. Dort soll der Hafen an der Peene erweitert werden.