Kaiserschnittquote in MV unter Bundesdurchschnitt
Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden mehr Babys per Kaiserschnitt geboren. Das zeigen Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Während die Kaiserschnittrate der KKH in den Jahren 2016 bis 2019 bundesweit rund 32 Prozent betrug, ist die Quote im Jahr 2020 auf 32,9 Prozent und im vergangenen Jahr sogar auf 33,4 Prozent gestiegen. In Mecklenburg-Vorpommern lag der Anteil der Kaiserschnittgeburten in den Jahren 2020 bei 29,2 Prozent und 2021 bei 31,1 Prozent und somit trotz leichter Steigerung unter dem bundesweiten Durchschnitt.
„Dass sich der Kaiserschnitt zu einem medizinisch wertvollen Routineeingriff in der Geburtshilfe entwickelt hat, ist unbestritten. Dennoch sollte er nicht ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführt werden“, erklärt Sonja Hermeneit, Ärztin bei der KKH Kaufmännische Krankenkasse.
„Es ist erstaunlich, dass der Kaiserschnitt laut unseren Daten in der Corona-Krise häufiger zum Einsatz kam. Dabei wird bereits seit einigen Jahren in der Geburtshilfe diskutiert, wie die Quote gesenkt werden könnte und ob sogar nur zehn Prozent aller Kaiserschnitte zwingend erforderlich sind, um das Leben von Mutter oder Kind zu retten“, so die Medizinerin.
Seit Sommer 2020 existiert zudem eine neue medizinische Leitlinie, die Ärzten und werdenden Eltern bei der Entscheidung für die beste Geburtsmethode als Unterstützung dient. „Ziel ist das sogenannte Shared Decision Making. Das heißt, dass die Versicherten nach einer angemessenen Aufklärung gemeinsam mit dem medizinischen Personal das Für und Wider individuell abwägen und eine Entscheidung treffen können, mit der sie sich wohl fühlen“, erklärt Dr. Hermeneit. Das Thema „Sichere Geburt“ hat sich auch die Bundesregierung für diese Legislaturperiode vorgenommen. Laut dem Koalitionsvertrag soll ein Aktionsplan aufgesetzt werden, der unter anderem mögliche Fehlanreize rund um Spontangeburten und Kaiserschnitte evaluieren soll.
Dass Problemsituationen und unerwünschte Ereignisse während einer Geburt auftreten können, bestätigen auch die Teilnehmer einer von der KKH beauftragten Umfrage. Demnach erinnert sich rund ein Viertel der befragten Eltern mit einem Kind unter zwölf Jahren an Komplikationen während oder unmittelbar nach der Geburt. Frauen sind diese noch deutlich häufiger im Gedächtnis als Männern. Fast jede dritte gebärende Frau und jeder fünfte Mann hat entsprechende kritische Situationen im Kreißsaal eines Krankenhauses erlebt.
Um werdende Eltern deshalb bestmöglich in der Schwangerschaft zu begleiten und mit Tipps und Informationen auf die Geburt vorzubereiten, bietet die KKH ihren Mitgliedern das kostenlose Babycare-Paket an. Auch digital per App erhalten Schwangere individuelle Empfehlungen zur Vorsorge und können sich in Datenbanken zu verschiedenen Themen informieren. Dazu gehört beispielsweise die Prüfung eines Medikamentes, ob es unbedenklich für das Ungeborene ist. „Wer gut vorbereitet in den Kreißsaal geht, kann im Vorfeld viele Ängste und Sorgen klären, und sich auf das Wesentliche – das Wunder eines neuen Lebens – konzentrieren“, ist Dr. Hermeneit überzeugt.