Krankenpfleger und Patienten retten Kitze vor dem sicheren Tod

15. Juni 2024

Im Frühjahr sind die Wiesen in MV das Kinderzimmer für viele Rehe. Ricken legen ihre Jungtiere im hohen Gras ab, weil sie dort vermeintlich sicher sind. Zwar bieten die versteckten Plätze Schutz vor natürlichen Feinden wie Greifvögeln, Füchsen, Wölfen und Wildschweinen, jedoch werden Mäh- und Erntemaschinen der Bauern zur Gefahr. Um Rehkitze vor dem sicheren Tod zu bewahren, haben sich Pflegekräfte sowie Patienten der Klinik für Forensische Psychiatrie der Unimedizin Rostock an mehreren Rettungsaktionen beteiligt. Zusammen mit der Wildtierhilfe MV haben sie die Felder  des ökologischen Landbetriebs Reetwiesenhof bei Rukieten im Landkreis Rostock abgesucht. Bei einem weiteren Einsatz an anderer Stelle sind sie zusätzlich mit Drohnen und Wärmebildkameras auf die Suche gegangen. Insgesamt elf Rehkitze konnten sie somit vor dem sicheren Tod bewahren.

In drei Einsätzen sind die freiwilligen Helfer in den frühen Morgenstunden die rund einen Meter hoch stehenden Wiesen systematisch abgegangen. „Um jedes Kitz haben wir einen Windschutzzaun aufgestellt, damit der Bauer während der Mahd einen Bogen darum fahren kann. Anschließend wurden die Zäune entfernt, und die Ricken konnten direkt im Anschluss nach ihren Jungen sehen“, erklärt Daniel Schubert. Der Pfleger engagiert sich seit vielen Jahren in der Wildtierhilfe und ist begeistert, wie erfolgreich die Aktion in diesem Jahr war. Er freut sich, auch zu sehen, welchen Effekt der Einsatz für die Patienten hat, die aufgrund von Suchtverhalten oder psychischen Störungen straffällig geworden sind. „Wir haben Patienten mit entsprechenden Lockerungsstufen eingeladen. Sie haben Verantwortungsbewusstsein gezeigt, was in ihrem Verhalten lange nachhallt“, ergänzt der Pfleger.

Die Kooperation mit dem Landwirtschaftsbetrieb will Schubert weiter ausbauen und sich auch im nächsten Jahr wieder mit forensischen Patienten an der Rehkitz-Rettung beteiligen. Klinikdirektorin Prof. Dr. Birgit Völlm unterstützt die Rettungsaktion: „Unsere Patienten zeigen Empathie, Engagement und erleben ein Gefühl des Gebrauchtwerdens. Zudem werden durch die Zusammenarbeit mit dem Verein und dem Bauern gegenseitige Barrieren und Vorurteile abgebaut.“

­Bild oben: Die freiwilligen Helfer bildeten eine Kette und gingen ein ganzes Feld ab.
Bild im Text: Ein Kitz versteckte sich im hohen Gras.

Fotos: Universitätsmedizin Rostock


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