In Mecklenburg-Vorpommern erhalten wieder mehr Kinder und Jugendliche eine Erstimpfung gegen HPV-bedingten Krebs. 2023 stiegen die HPV-Erstimpfungen um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hochgerechnet auf alle Kinder in MV bekamen 2023 rund 12.800 Mädchen und Jungen eine erste Impfdosis gegen Humane Papillomviren (HPV). Trotzdem ist die aktuelle Zahl der Erstimpfungen rund 50 Prozent niedriger als vor der Corona-Pandemie. Damit liegt Mecklenburg-Vorpommern weit unterhalb des Bundesschnitts. Ärzte sehen dennoch insgesamt einen positiven Trend. Allerdings müsse die Impfrate weiter gesteigert werden. DAK-Landeschefin Sabine Hansen fordert eine weitere Aufklärung über die Vorteile der Krebsvorsorge. Ab 1. April 2025 übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine HPV-Impfberatung in Arztpraxen.
„Es ist ein positives Signal, wenn wieder mehr Eltern ihre Kinder gegen HPV-bedingten Krebs impfen lassen. Das ist ein wichtiger Baustein in der Krebsprävention. Vor allem der starke Anstieg bei jungen Kindern ist erfreulich“, sagt DAK-Landeschefin Sabine Hansen. „Weil die Rate der Erstimpfungen aber immer noch niedriger als vor der Pandemie ist, brauchen wir eine weitere Aufklärung über die Vorteile der Krebsvorsorge.“ Die DAK-Gesundheit übernimmt deshalb ab 1. April 2025 als neue Leistung die Kosten für eine umfassende Impfberatung bei den Kinderärztinnen und Kinderärzten in Deutschland.
Positiver Trend vor allem bei jungen Kindern
Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten das Wissenschaftsteam von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 24.300 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern versichert sind. Analysiert wurden der Zeitraum 2018 bis 2023. Laut DAK-Kinder- und Jugendreport stiegen die HPV-Erstimpfungen 2023 um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hochgerechnet auf alle Kinder in MV bekamen 2023 rund 12.800 Mädchen und Jungen eine erste Impfdosis gegen Humane Papillomviren (HPV). Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine HPV-Erstimpfung bei Kindern ab einem Alter von neun Jahren. Die DAK-Daten zeigen, dass vor allem bei Neunjährigen ein positiver Trend zu verzeichnen ist. So erhielten 2023 in Mecklenburg-Vorpommern rund sechs Prozent mehr Neunjährige eine erste HPV-Impfung als im Vorjahr – weit weniger als im Bundesdurchschnitt (plus 21 Prozent). In der Altersklasse der 9- bis 14-Jährigen steht ein Plus von 24 Prozent.
Gut ein Drittel weniger Erstimpfungen als vor der Pandemie
Trotz dieser positiven Entwicklung macht die aktuelle Analyse des DAK-Kinder- und Jugendreports auch deutlich, dass die Erstimpfungen 2023 in Mecklenburg-Vorpommern immer noch unterhalb des Vor-Pandemie-Niveaus lagen. Im Vergleich zum Jahr 2019 gingen die HPV-Erstimpfungen bis 2023 um rund 50 Prozent zurück. Damit liegt MV weit unterhalb des Bundesschnitts (minus 30 Prozent). Vor allem bei Jungen sind mit rund 60 Prozent starke Rückgänge zu verzeichnen. Bei den 9- bis 14-Jährigen steht ein Minus von 37 Prozent.
„Auch wenn die HPV-Erstimpfungsraten in Deutschland 2023 wieder gestiegen sind und ein positiver Trend erkennbar ist, brauchen wir mehr Anstrengungen im Bereich der Prävention. Mit Blick auf die Ziele der Weltgesundheitsorganisation ist noch viel zu tun – bis 2030 sollen mindestens 90 Prozent der Mädchen geimpft sein und die Impfrate bei Jungen deutlich steigen“, so Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). Bei der Krebsvorsorge sei das Engagement in den Kinder- und Jugendarztpraxen von entscheidender Bedeutung. „Die meisten HPV-Erstimpfungen bei 9- bis 17-Jährigen finden mit rund 70 Prozent in unseren Praxen statt“, erklärt Hubmann. „Langfristig könnten durch konsequente Impfprogramme schwere Erkrankungen verhindert und die Gesundheitskosten gesenkt werden. Wir müssen alles dafür tun, um das volle Präventionspotenzial auszuschöpfen.“
STIKO: Impfempfehlung für Mädchen und Jungen
Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Die Impfung erfolgt je nach Alter mit zwei beziehungsweise drei Impfdosen. Der Abstand beträgt bis zu einem Jahr. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 6.250 Frauen an HPV-bedingtem Krebs. Mit Blick auf Männer spricht das Robert Koch-Institut von 2.900 Männern, die pro Jahr in Deutschland an einem HPV-bedingten Tumor erkranken. Eine Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.