Kunstleder von Leder unterscheiden: So geht’s
Echtleder oder Kunstleder: das ist eine reine Geschmacksfrage. Optisch lässt sich auf den ersten Blick bei vielen qualitativ hochwertigen Produkten quasi kein Unterschied erkennen. Ob Handtaschen, Schuhe oder Einrichtungsgegenstände wie das Sofa: viele Leute haben hier klare Präferenzen und greifen mal zu dem einen, mal gezielt zu dem anderen. Einher mit persönlichen Präferenzen gehen natürlich die individuellen Vorzüge und Nachteile beider Optionen. Und auch, wenn man den Unterschied mit den Augen nicht immer sofort erkennen mag: mit kleinen Tricks lässt sich leicht ausmachen, ob es sich um echtes Leder oder die Alternative aus Kunstleder handelt.
Echtleder: was ist das genau?
Bei Echtleder handelt es sich um ein Naturprodukt aus gegerbter Tierhaut. In Deutschland sind vor allem Leder aus der Haut von Kühen, Kälbern und Rindern sowie teilweise auch von Schweinen oder Schafen verbreitet. Die Gerbung der Tierhaut unterliegt einem aufwendigen Prozess. Zumeist kommt die sogenannte Chromgerbung unter Zuhilfenahme von Chromsalzen zum Einsatz. Sie ist recht preisgünstig und eine vergleichsweise schnelle Methode. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist echtes Leder vor allem dann eine interessante Option, wenn es als Nebenprodukt der Fleischindustrie anfällt.
Kunstleder: was ist das genau?
Bei Kunstleder handelt es sich um ein Produkt, das der Optik von Echtleder täuschend nahe kommt. Diese wird durch die entsprechende Bearbeitung von Kunststoffoberflächen aus Materialien wie PVC erreicht, die auf einer textilen Oberfläche haften. Die Struktur von Echtleder kann auf der Kunststoffoberfläche vielseitig nachgebildet werden. Als besonders nachhaltige Alternative gibt es längst auch Imitate, die statt auf Kunststoffen auf natürlichen Ausgangsstoffen wie Piñatex, einer Echtlederalternative aus Zellulosefasern, basieren. Eine spannende Alternative ist überdies das sogenannte Apfelleder, das auf dem bei der Saftproduktion entstehenden Apfeltrester besteht.
Tricks zum Unterscheiden beider Lederarten: die Struktur
Wer Kunstleder von Echtleder unterscheiden möchte, sollte einen genauen Blick auf die Oberfläche werfen. Echtes Leder ist ein absolutes Unikat. Es hat eine individuelle Struktur, die an keinem Stück der Handtasche oder des Winterstiefels identisch ist. Die Variationsvielfalt der Struktur auf dem Lederprodukt kann somit ein erstes Indiz dafür sein, dass es sich um Echtleder handelt. Kunstleder hingegen wird in Serie als maschinelles Produkt hergestellt. Muster in der Struktur wiederholen sich und die Struktur sieht trotz bestmöglicher Nachahmung einfach immer ein bisschen zu perfekt aus und ist daher ein gutes Merkmal zur Unterscheidung.
Tricks zum Unterscheiden beider Lederarten: die Schnittkanten
Die Schnittkanten bei Taschen, Schuhen, Lederpolster und ähnlichen Produkten sind aufschlussreich. Diese weisen bei echtem Leder eine faserige Struktur auf, die teilweise auch leicht ausfransen kann. Das entsteht durch die Natürlichkeit des Materials, bei dem die Poren der Tierhaut diese Optik auf ganz natürliche Weise ergeben. Bei Kunstleder sieht die Schnittkante gänzlich anders aus. Die Kanten sind sehr klar definiert und sehr glatt. Sie können sich durch den maschinellen Schnitt kratzig und plastikähnlich anfühlen. Sie sind überdies wesentlich starrer als die weichen Kanten des echten Leders.
Tricks zum Unterscheiden beider Lederarten: der Test mit Öl und Wasser
Echtleder kann sowohl Wasser als auch Öl aufnehmen. Zum Test sollte man eine unauffällige Stelle wählen, da insbesondere durch den Öltest optische Rückstände verbleiben können. Für das kleine Experiment wird einfach etwas Wasser oder Pflanzenöl auf das Leder getropft. Zieht dieses ein, so handelt es sich um Echtleder. Bleiben Wasser oder Öl auf dem Produkt stehen beziehungsweise perlen ab, so handelt es sich um die Kunststoffoberfläche von Lederimitat. Und apropos Öl: es ist eine sinnvolle Option, um echtes Leder richtig zu pflegen und bietet eine Rückfettung ganz ähnlich der Pflege menschlicher Haut.
Tricks zum Unterscheiden beider Lederarten: die Haptik und Optik
Weich und geschmeidig liegt Echtleder in der Hand. Es erwärmt sich während des Anfassens angenehm und wird dadurch noch griffiger. Im Laufe der Jahre entwickelt sich auf Echtleder eine individuelle Patina, eine durch die natürliche Alterung entstehende Optik. Kunstleder hingegen fühlt sich angenehm kühl an. Es bringt eine gewisse Starre des Produkts mit sich und liegt weniger griffig und anschmiegsam in der Hand. Es entwickelt durch seine Kunststoffoberfläche üblicherweise keine Patina, kann jedoch nach Jahren des Gebrauchs typische Abnutzungserscheinungen wie kleine oder größere Schrammen oder abgewetzte Stellen an der Oberfläche aufweisen.
Tricks zum Unterscheiden beider Lederarten: die (textile) Rückseite
Wer sich nicht sicher ist, mit was er es zu tun hat, kann mit dem Check der Rückseite gar nicht mehr falsch liegen. Echtleder ist ein durchgängiges Produkt aus Tierhaut, Kunstleder weist eine textile Trägerfläche auf. Hier kann es sich zur Sicherheit lohnen, sich ein kleines Stückchen des Produkts an unauffälliger Stelle herauszusuchen. Kratzt man jetzt mit dem Fingernagel an der Lederoberfläche oder schabt diese mit einem Messer leicht ab, erlangt man schnell Klarheit: bei dem Lederimitat stößt man nach einer dünnen Schicht Lederimitat auf die unverkennbare Trägerfläche aus textilem Gewebe.
Beide Produkte bieten individuelle Vorzüge
Echtleder ist eine empfehlenswerte Option für alle, die auf Naturmaterialien Wert legen. Es punktet durch eine Einzigartigkeit, denn kein Teil sieht aus wie das andere. Bei guter Pflege kann man sehr viele Jahre Freude an Echtleder haben, welches durch die langsam entstehende Patina im Laufe der Zeit immer nur noch schöner und individueller wird. Kunstleder ist hingegen empfehlenswert für alle, die tierische Produkte ablehnen. Es lässt sich durch seine maschinelle Produktion in puncto Optik sehr vielseitig gestalten. Das zumeist günstigere Kunstleder ist für Sparfüchse eine interessante Alternative zu Echtleder.
Lange Freude mit guter Pflege: Echtleder
Es bedarf nicht viel, um Leder richtig zu pflegen und es damit lange Jahre in schöner Optik nutzen zu können. Bei Echtleder reicht klares Wasser zur Entfernung oberflächlicher Verschmutzungen oft völlig aus. Für echtes Glattleder lohnt sich die Anschaffung eines Lederöls zur Pflege und zur Auffrischung des Naturmaterials. Rauleder wird mit einer weichen Bürste wieder schön. Für größere Möbelstücke aus Leder eignet sich eine Mischung aus Wasser und einem Schuss Essig gut, um Verschmutzungen mit einem weichen Lappen sanft zu entfernen.
Lange Freude mit guter Pflege: Kunstleder
Das Lederimitat besticht durch seine besonders anspruchslose Pflege und muss in der Regel gar nicht speziell behandelt werden. Bei Bedarf können kleinere Teile aus Kunstleder sogar locker bei einer niedrigen Temperatur und einem niedrigen Schleudergang gemäß Waschetikett mit in die Waschmaschine. Wer möchte, nutzt ein universales Imprägnier-Spray, um das Material widerstandsfähiger gegen Wettereinflüsse zu machen und beispielsweise die Kunstlederschuhe wasserfest für den nächsten Regenspaziergang zu machen.