Mehr gestresste Herzpatienten in MV

15. Dezember 2023

Immer mehr Menschen in Mecklenburg-Vorpommern stehen unter Dauerstress. Das hat Folgen – vor allem für die Gesundheit von Herz und Kreislauf. Wie Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen, stieg dort der Anteil der Versicherten mit Bluthochdruck von 2012 auf 2022 um rund zwölf Prozent. Ein größeres Plus von fast 30 Prozent verzeichnet die Kasse allerdings bei Bluthochdruck in Kombination mit Stress-Erkrankungen. Dazu zählen akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen. 2022 erhielt durchschnittlich jeder zehnte Bluthochdruckpatient im Nordosten eine oder mehrere dieser psychischen Stressdiagnosen. 2012 war es hingegen noch jeder 13.

Psychischer Druck geht besonders Frauen zu Herzen
Der Anteil der stressgeplagten Blutdruck-Patientinnen in MV liegt mittlerweile bei rund zwölf Prozent (Männer: sieben Prozent). „Die Gründe dafür können vielfältig sein“, sagt KKH-Ärztin Dr. Sonja Hermeneit. Allerdings seien tiefergehende Analysen notwendig, um etwa beurteilen zu können, ob sich Stress bei Frauen stärker oder anders auf die Herzgesundheit auswirke als bei Männern.

Eine bundesweite forsa-Umfrage im Auftrag der KKH zeigt zumindest, dass sich Frauen häufiger unter Druck beziehungsweise hohen Belastungen ausgesetzt fühlen als Männer. So gibt die Hälfte der befragten Frauen an, häufig oder sehr häufig unter Stress zu stehen. Bei Männern ist der Anteil mit 37 Prozent deutlich geringer. Frauen sagen zudem eher als Männer, der Stress habe in den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen (59 zu 49 Prozent). Als Gründe für Stress nennen Frauen häufiger als Männer hohe Ansprüche an sich selbst sowie aktuelle politische und gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Krieg und Inflation. Durch die eigene Ausbildung oder den Beruf hingegen fühlen sich beide Geschlechter gleichermaßen unter Druck gesetzt.

Stress oft als Alltagserscheinung verharmlost
„Chronischer Stress und enorme psychische Belastungen steigern das Risiko für einen hohen Blutdruck und die Entwicklung weiterer Herzerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Das gilt auch für Patienten ohne Vorerkrankungen“, erläutert KKH-Expertin Hermeneit. Das Tückische: Stress wird häufig als harmlose Begleiterscheinung des Alltags oder gar als Statussymbol in der heutigen Leistungsgesellschaft wahrgenommen. Dabei kann er ernste Folgen für die Gesundheit haben. „Dauerstress gehört neben Rauchen und zu hohem Alkoholkonsum zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, betont Hermeneit. Doch man müsse auch die psychosoziale Situation im Blick behalten: „Während Ärzte ihre Patienten hinsichtlich zu wenig Bewegung, schlechter Ernährung, Alkohol und Rauchen als kardiovaskuläre Risikofaktoren häufig schon aktiv ansprechen, werden Stress und psychische Belastungen oft nicht in gleicher Weise berücksichtigt.“

Hintergrundinformation
Die KKH hat Daten zu Bluthochdruck in Kombination mit psychischen Diagnosen ihrer Versicherten für die Jahre 2022 und 2012 ausgewertet. Folgende Arztdiagnosen wurden dabei berücksichtigt: Hypertonie (I10) sowie psychische Diagnosen, die Ärzte am ehesten bei stressbedingten Beschwerden stellen. Dazu zählen akute Belastungsreaktion (F43.0), Anpassungsstörungen (F43.2) und Neurasthenie (F48.0). Diese Daten wurden für die jeweiligen Bundesländer sowie bundesweit ausgewertet. 2022 waren bundesweit rund 514.300 Versicherte an Bluthochdruck erkrankt. 52.800 davon erhielten zusätzlich eine oder mehrere der oben genannten psychischen Stressdiagnosen, davon rund 37.100 Frauen. Der Anteil stieg von 2012 auf 2022 bundesweit insgesamt von 7,6 auf 10,3 Prozent, bei den Frauen von 9,0 auf 11,9 Prozent und bei den Männern von 5,3 auf 7,7 Prozent.

Das Meinungsforschungsinstitut forsa hat im Auftrag der KKH im Mai 2023 bundesweit 1.004 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren repräsentativ telefonisch befragt, davon 506 Männer und 498 Frauen.

Mit rund 1,6 Millionen Versicherten, einem Haushaltsvolumen von über sieben Milliarden Euro und rund 4.000 Mitarbeitenden zählt die KKH Kaufmännische Krankenkasse als eine der größten bundesweiten Krankenkassen zu den leistungsstarken Trägern der gesetzlichen Krankenversicherung.


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