Mehr Läuten in Waren: St. Mariengemeinde gibt neuem Sieben-Glocken-Geläut eine „Ordnung“
Die Meisten haben es vielleicht schon gehört: Die sieben Kirchenglocken in der Warener St. Marienkirche haben am Mittwochabend ihre „klangliche Visitenkarte“ abgegeben. „Und es hat alles super geklappt“, freut sich Ralf Mahlau vom Kirchgemeinderat. Rund eineinhalb Stunden „gongte es“ ordentlich im Stadtzentrum und das Ergebnis ist die „vorläufige Läuteordnung“.
Dabei ist noch etwas sehr wichtig: Im Gegensatz zu den alten drei Stahlglocken, die verschlissen waren, liegen die Belastungen durch Schwingungen beim Läuten für den etwa 60 Meter hohen Turm jetzt nur noch bei etwa einem Drittel, erklärt der Kirchenälteste. Das liege auch daran, dass die Glocken jetzt elektrisch über einen Linearmotor angeschlagen werden. Vorher lief das über Ketten. Der Turm, an dem mehrfach Risse repariert werden mussten, wird jährlich von Tausenden Gästen besucht. Seine Ausblicke gelten als einer der schönsten Rundblicke in der Müritz-Region.
Doch zurück zum Hörbaren: So gibt es eine Sterbeglocke, die immer morgens läutet, wenn jemand aus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde verstorben ist. Einen Ton höher klingt die „Vaterunserglocke“. Zwei der mittleren Exemplare werden bei Beerdigungen geläutet.
Beim normalen Hauptgottesdient sonntags läuten die vier größten Glocken, an Festtagen wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten alle sieben Glocken. Und am häufigsten werden alle Gäste und Warener die mit 450 Kilogramm zweitgrößte Glocke hören: Sie kommt bei vielen Anlässen mit hinein und dient allein als Stundenglocke, die um 8, 12 und 18 Uhr den Tag klanglich „einrahmen“ soll.
Insgesamt zehn Klangmotive wurden bei der „Ordnung“ eingestellt. Dabei stand Mahlau der Warener Glockensachverständige Johannes Reetz zur Seite. „Viele aus dem Süden der Stadt, vor allem aus den Gebieten Am Seeufer und Große Gasse, haben gesagt, sie hören jetzt die neuen Glocken kaum noch“, weiß Mahlau. Man überlege deshalb, ob man an den Schallluken deshalb etwas verändere. Der Klang sei insgesamt zwar leiser als bei den alten Glocken. Aber viele erklärten auch, es klinge weicher und schöner als früher.
Über zwei Jahre hatte die Kirchengemeinde daran gearbeitet, ihre verschlissene Glocken durch neue zu ersetzen. Fünf Glocken wurden bei einer Gemeinde im Westen Deutschlands erworben, zwei Glocken neu gegossen. In der Vergangenheit hatte der Backsteinturm eigentlich vier Bronzeglocken. Aber drei davon waren Anfang der 20. Jahrhunderts im Krieg eingeschmolzen worden. „Wo die vierte Glocke damals geblieben ist, wissen wir bis heute nicht“, sagt Mahlau.
Mit den vielen Glocken gehört St. Marien jetzt zu den Kirchen mit den meisten Kirchenglocken im Nordosten: Sieben Glocken haben auch die Marienkirchen in Lübeck und Rostock sowie der Dom St. Nikolai in Greifswald als Hauptkirche der Pommerschen Evangelischen Kirche. Ende des Jahres wird es noch einmal klanglich spannend: Dann soll in Waren ein Glockenspiel eingerichtet werden.