Müritzer sehen steuerfinanzierte „InWater Boatshow“ kritisch
Das hatten sich der Tourismusverband und die Veranstalter wohl etwas anders vorgestellt: Statt Jubelstürme nach der Vorstellung ihres Konzeptes „Ansommern“, hagelt es schon jetzt im Vorfeld ordentlich Kritik. Und das vor allem, wegen der immensen Kosten und der Steuergelder, die dafür ausgezahlt werden.
Wie gestern berichtet, hat der Tourismusverband das „Ansommern“ aus der Taufe gehoben und will damit die Vorsaison beleben. Zum „Ansommern“ zählen die schon bekannte Müritz Sail und die ebenfalls schon einmal gestartete „Mecklenburger Seenrunde“ sowie die neue „Müritz InWater Boatshow“, der „Müritz-Marathon“ und die Aktion „48 Stunden Mecklenburgische Seenplatte“.
Wir haben im Wirtschaftsministerium des Landes nach der Förderung gefragt und sind überrascht: Das Ministerium macht für „Ansommern“ insgesamt rund 195 000 Euro locker! Der größte Teil des Geldes geht mit etwa 115 000 Euro in die „InWater Boatshow“, also in eine dreitägige Bootsausstellung mit Rahmenprogramm in Rechlin.
Für die Müritz-Sail gibt’s 15 000 Euro, für das 48-Stunden-Ticket 5000 Euro, für die Mecklenburger Seenrunde 30 000 Euro, und das Projektmanagement kann sich über weitere 30 000 Euro freuen. Das ist wie gesagt nur die Förderung, ob und wie viel Geld der Tourismusverband und die Gemeinde noch dazu geben, ist nicht bekannt.
Finanziert das Wirtschaftsministerium eine Verkaufsshow?
„Dass eine Bootsausstellung mit Rahmenprogramm, organisiert von einer Agentur, die gerade vor ein paar Wochen gegründet wurde und die überhaupt keinen Namen und Ruf hat, mit 115 000 Euro gefördert wird, ist schon phänomenal. Eine Veranstaltung, die kurz nach der Müritz-Sail läuft, die an Land ähnliches bietet und auf dem Wasser verkaufen will. Wir bezweifeln, dass andere Veranstalter auch in den Genuss von so viel Geld gekommen wären. Aber ein Schelm, wer jetzt glaubt, dass der Rechliner Bürgermeister Wolf -Dieter Ringguth, Landtagsabgeordneter der CDU, seine Finger mit im Spiel hat, wenn das CDU geführte Wirtschaftsministerium so viel Geld in seinen Ort pumpt“, heißt es in einem Schreiben an „Wir sind Müritzer“, unterzeichnet von Tourismus-Anbietern der Region. Die wollen zwar auch, dass es an der Müritz nicht nur im Juli und August brechend voll ist, halten eine Bootsausstellung mit hübschem englischen Namen aber anders als der Tourismusverband, in dem sie sogar Mitglied sind, für wenig geeignet.
Und weiter: „Man muss sich das mal vorstellen: Das ist eine Verkaufsshow, auf der laut Homepage Neu- und Gebrauchtboote angeboten werden und die durch ein Programm nebenher attraktiver gemacht wird, attraktiver für potentielle Käufer. Mit welchem Recht finanziert ein Wirtschaftsministerium eine Verkaufsshow?“
Das Geld sollte das Land nach Meinung der erfahrenen Touristiker lieber jährlich für die Betreibung von Freizeiteinrichtungen spendieren, denn es fehlt nicht an Partys rund um die Müritz, sondern an attraktiven Freizeitmöglichkeiten das ganze Jahr. Wenn wir einen verregneten Sommer bekommen, reicht das Müritzeum nicht aus“, so die vergnatzten Müritzer weiter. „Herr Ringguth und Herr Seidel sind Politiker und keine Tourismus-Fachleute, auch wenn sie glauben, welche zu sein. Wir empfehlen beiden, einmal ein Jahr lang in der Praxis zu arbeiten, damit sie wissen, wovon sie reden.“
Und sie haben noch einen Kritikpunkt: Die Veranstalter kassieren nicht nur vom Land, sondern auch von den möglichen Ausstellern. Ein Liegeplatz für Boote bis sechs Meter Länge kostet 890 Euro, ab 10 Meter Länge werden 1490 Euro fällig. Wer an Land etwas ausstellen oder anbieten möchte, muss bei einem Pagodenplatz von 5×5 Metern mit 1495 Euro rechnen. Netto, versteht sich.
Foto: So präsentiert sich die Homepage der „InWater Boatshow“.