Immer mehr Menschen in Mecklenburg-Vorpommern leben mit der Diagnose Demenz. So wird die Zahl der Betroffenen im Land von aktuell rund 37.600 auf fast 50.000 im Jahr 2040 steigen. Zeitgleich wird auch die Zahl der Krankenhausfälle mit einer Demenz im Land anwachsen, wie der aktuelle Barmer-Krankenhausreport belegt. Im Jahr 2023 wurden in Mecklenburg-Vorpommern 21.800 Krankenhausbehandlungen mit Demenz erfasst. 2040 werden es voraussichtlich mehr als 23.000 sein. Das entspricht einer Zunahme von 5,5 Prozent. Besonders häufig werden demenzerkrankte Patienten wegen Herzinsuffizienz, Oberschenkelhalsbruch oder Dehydration stationär behandelt.
„Schon heute leiden in Mecklenburg-Vorpommern mehr als sechs Prozent aller Patienten im Krankenhaus an Demenz, Tendenz steigend. Für Betroffene ist ein Klinikaufenthalt besonders belastend, nicht nur wegen des ungewohnten Umfeldes, sondern auch wegen des ständigen Wechsels der pflegerischen und ärztlichen Versorgung“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern. Die Prävention von Krankenhausaufenthalten von Menschen mit Demenz müsse deshalb gestärkt werden.
Demenzerkrankte verstärkt wegen akutem Notfall im Krankenhaus
Wie aus dem Krankenhausreport weiter hervorgeht, sind im Jahr 2023 in mehr als der Hälfte der Fälle (53 Prozent) Demenzpatienten als Notfall, zum Beispiel wegen eines Sturzes, im Krankenhaus aufgenommen worden. Unter allen Krankenhauspatienten ab 65 Jahre lag dieser Anteil mit 36 Prozent deutlich darunter. Es wurden zudem bundesweit doppelt so viele Krankenhausfälle aufgrund von Kopfverletzungen oder Oberschenkelbrüchen bei Menschen mit Demenz ermittelt.
„Verschiedene Maßnahmen können helfen, Krankenhausaufenthalte demenzkranker Menschen zu vermeiden. Dazu gehört vor allem die Sturzprävention und Mobilitätsförderung Betroffener sowie eine Anpassung des häuslichen Umfelds“, sagt Kutzbach. Auch in der Telemedizin sehe er eine große Chance. Angebote wie die gerätegestützte Videosprechstunde im Pflegeheim hätten gezeigt, dass eine frühzeitige telemedizinische Betreuung durch Ärzte Klinikeinweisungen von Pflegebedürftigen vermeiden können. Derzeit gäbe es dieses Angebot unter anderem für Barmer-Versicherte in Pflegeheimen in Schwerin, Parchim und Boock (Vorpommern-Greifswald). Weitere Standorte seien in Planung.
Elf Prozent versterben während oder kurz nach dem Klinikaufenthalt
Nicht nur für Patienten, auch für Klinikpersonal ist die Diagnose Demenz mit Herausforderungen verbunden. So kann beispielsweise das Erkennen eines sogenannten Delirs, also ein Zustand starker Verwirrtheit, bei Demenzpatienten besonders herausfordernd sein. Nicht selten wird ein Delir für eine ,normale’ Verhaltensauffälligkeit bei Demenz gehalten. Dabei handelt es sich um eine eigenständige, potenziell lebensgefährliche Komplikation. Laut Krankenhausreport wurde bei drei Prozent aller Krankenhausfälle ab 65 Jahre ein Delir festgestellt, bei Demenzpatienten hingegen bei elf Prozent. Weiterhin belegt der Report, dass ein höherer Pflegerad nach dem Klinikaufenthalt für Demenzpatienten wahrscheinlicher ist. Elf Prozent der Patienten mit Demenz verstarben zudem während oder kurz nach der stationären Behandlung.
„Es braucht demenzsensible Krankenhausstrukturen, die sowohl baulich, organisatorisch als auch multiprofessionell den Besonderheiten des Krankheitsbildes entsprechen“, fordert Kutzbach. Grundlegend dafür sei eine bundesweit gültige Definition darüber, wie diese Strukturen aussehen sollten, um die Versorgungs- und Behandlungsqualität von Demenzpatienten zu verbessern.











