Protest gegen „Massentierhaltung“ an der abgebrannten Großanlage in Alt Tellin

29. August 2021

Unter dem Motto „Herzen auf, Agrarfabriken zu“ haben gestern mehr als 300 Demonstranten gegen einen Wiederaufbau der Ende März abgebrannten Ferkelzuchtanlage Alt Tellin protestiert. Einige Teilnehmer, auch aus der Müritz-Region, trugen den Spruch „Essen ist politisch“ auf ihrer Kleidung, andere bildeten ein überdimensionales Protestzeichen, ein X, nach. So ein Holzkreuz steht dort unweit des Eingangs der ehemaligen Großanlage am Ortsrand von Alt Tellin schon länger.
Die seit Wochen größte Protestaktion gegen die Massentierhaltung wurde unter anderem von Greenpeace und den Grünen in Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Die Polizei zählte „in der Spitze 380 Teilnehmer“.

So sah es zu Beginn noch nicht aus, da waren nur knapp 100 Demonstranten zu sehen, die aber schon eine Bühne auf dem Acker gegenüber aufgebaut hatten. Insofern wirkte der friedliche Protest – anders als noch beim Besuch von Umweltminister Till Backhaus (WsM berichtete) – eher wie ein „Happening“ und deutlich weniger feindselig als im April.

Das verheerende Feuer war am 30. März 2021 in einem der etwa 20 direkt aneinander gebauten Ställe ausgebrochen. Innerhalb weniger Minuten breiteten sich die Flammen über Lüftungs- und Gülleanlagen so schnell auf fast alle anderen Ställe aus, dass fast 50 000 Tiere verendeten. Die Kameraden der Feuerwehren waren zwar recht schnell am Brandort. Sie konnten aber nur noch verhindern, dass die Futtertürme und eine Biogasanlage nicht in Brand gerieten. Nur etwa 1300 Schweine wurden gerettet. Sie standen in einem Stall, der auch eine Brandmauer hatte. Das hatten die anderen, meist aus Stahl und Isolierstoffen gebauten Ställe, nicht.
Die Ferkelzuchtanlage hatten die Behörden, so war der Stand der Gesetzeslage, 2010 mit 10 000 Sauen genehmigt. Es gab von Anfang an Proteste, vor allem wegen des Brandschutzes.

Nach Angaben des Betreibers, der Landwirtschaftlichen Ferkelzucht Deutschland (LFD-Holding), sind die Güllereste, Kadaver und Schrottberge  inzwischen weggeräumt. Man warte auf die ist Einschätzung der Experten zur Brandursache, die noch nicht abgeschlossen ist. Davon hängt wohl auch ab, was dort wieder gebaut wird. Umwelt- und Agrarminister Till Backhaus hat schon mal eine „Modellanlage 4.0“ vorgeschlagen. Auch der Betreiber, dessen Genehmigung noch nicht erloschen ist, sieht durchaus die Pflicht, künftig etwas Kleineres und Tiergerechteres dort aufzubauen. Das sei aber noch nicht entschieden.

„Alt Tellin muss für uns die letzte Mahnung gewesen sein“, erklärte Leo Kraus für den Aktionskreis Alt Tellin, der den Tierschützern sehr nahe steht.Solche Anlagen seien nicht nur für das Klima schädlich, sondern auch im Sinne des Tierwohls nicht hinnehmbar. Solche Fabriken seien sowohl für die Behörden wie auch für die Betreiber unkontrollierbar. Deshalb fordere man „bundesweit ein Ende der Massentierhaltung.“

© Lucas Wahl / Greenpeace

 


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