Streit endet mit Macheten-Angriff – Urteil am 1. November geplant
Der Prozess um eine lebensgefährliche Macheten-Attacke in einem kleinen Dorf im Norden des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte hat jahrelange Streitigkeiten zwischen dem Angeklagten und einer Reihe von Dorfbewohnern ans Licht gebracht. Selbst der Bürgermeister von Bartow nördlich von Neubrandenburg, Rene Nast, sagte am Dienstag vor Gericht, dass der 70-jährige Angeklagte reihenweise Dorfbewohner gegen sich aufgebracht habe. „Die Leute haben zuletzt schon gemieden, überhaupt an seinem Haus vorbeizugehen“, sagte der 49-Jährige gestern vor Gericht. Der Mann wohnte in der „Straße der Zukunft“ von Bartow, das wurde dann am 10. Mai auch der Tatort.
Auch die großen Hunde des zugezogenen Mannes aus Eckernförde in Schleswig-Holstein liefen immer ohne ihn durch das Dorf, obwohl manche Angst vor ihnen hatten. „Er hat es nicht für nötig gehalten, die Tiere zurückzuhalten“. Nach Informationen von WsM hatte der Senior schon an seinem Wohnort in Schleswig-Holstein viel Ärger mit Nachbarn. Eines Tages hatte er auf einer Auktion ein Haus in Bartow erworben und zog allein dorthin aufs Land.
Dort wollte er den Anwohnern dann unter anderem die „Hundeerziehung beibringen.“ Dies und seine Schimpftiraden kamen aber nicht gut an.
Der Senior muss sich nun wegen versuchten Totschlags verantworten. Er soll einen 36-jährigen Nachbarn, der ihn nur ermahnte, andere Leute nicht zu beschimpfen und Kinder nicht zu bepöbeln, mit einer sogenannte Gartenmachete angegriffen und schwer verletzt haben.
Der geschädigte 36-jährige Mann, ein Selbständiger, erlitt mehrere Schnittwunden an Schulter und Armen, auch Sehnen wurden durchtrennt. Die Heilung dauerte bis zu vier Monate, wie er vor Gericht sagte. Er habe heute noch Angstgefühle, zudem gebe es Taubheitsgefühle am Kopf.
Das alles brachte den Angeklagten vor Gericht, aber nicht dazu, sich zu entschuldigen. Selbst die Freundin des Opfers, die mit ihrem kleinen Jungen den Angriff auf ihren Partner mitansehen musste, war dem Senior keine Entschuldigung, sondern nur ein Kopfschütteln wert. Auch andere Dorfbewohner schilderten vor Gericht ihre Erlebnisse mit dem anscheinend streitsüchtigen 70-Jährigen, der vor 12 oder 13 Jahren nach Bartow gezogen war. Niemand kam mit ihm klar. Eine Verkäuferin berichtete, dass er ihr eine Kartoffel an den Kopf geworfen habe, weil sie eine Kollegin nur nochmal nach einem Preis gefragt hatte.
Vor Gericht hatte der Senior die Macheten-Attacke bereits eingeräumt. Er will sich aber seinerseits gegen eine Attacke des Anderen gewehrt haben. Seine Version, dass ein Zuzügler es in Bartow sowieso schwer hat, konnte bisher niemand unterstützen. Mehrere Frauen berichteten, dass sie und ihre Familie freundlich im Dorf aufgenommen worden seien.
Dem Geschädigten war es damals gelungen, dem Angreifer die Waffe abzunehmen und sich auf sein Grundstück zu retten. Der Angeklagte wurde am Tatort gefasst und sitzt seither in Untersuchungshaft.
Der Prozess wird am 1. November fortgesetzt. Dann könnte nach einem psychiatrischen Gutachten zur Schuldfähigkeit des Seniors auch schon ein Urteil folgen. Dem Angeklagten droht eine längere Haftstrafe. Im Dorf ist man schon gespannt, was aus diesem Fall wird.
Foto: Felix Gadewolz