Trend Hochzeitstauben: Warum dahinter Tierqual steckt

19. Juni 2018

Symbolträger für Liebe, Frieden und Glück – Die Hochzeitssaison 2018 ist in vollem Gange, und in den letzten Jahren ist ein neuer Trend zu beobachten:

Immer mehr Brautpaare lassen weiße Tauben frei.

„Doch die Tiere stammen oft aus zweifelhaften Zuchtbetrieben und sind in Freiheit völlig hilflos“, weiß Christian Erdmann, Geschäftsführer der Wildtierstation Hamburg und Wildtierexperte bei VIER PFOTEN.

„Was die meisten nicht wissen: hinter Hochzeitstauben steckt leider Tierqual“, sagt Christian Erdmann. „Wir sehen das auch in der Hamburger Wildtierstation. Immer wieder werden uns geschwächte weiße Tauben gebracht, die offensichtlich bei Hochzeiten frei gelassen wurden und danach völlig orientierungslos ihren Taubenschlag nicht mehr finden“, weiß der Wildtierexperte.

Wer im Internet nach Anbietern für Hochzeitstauben sucht, wird schnell fündig. Teilweise liefern Taubenzüchter direkt, teilweise sind Firmen, die Hochzeitsplanungen übernehmen, die Vermittler. „Der Transport in kleinen Boxen, die Trennung vom Partner, der Lärm bei einer Hochzeit, das Öffnen der Käfige und das damit einhergehende Blenden durch plötzliches helles Licht, die Berührungen durch fremde Menschen: All das ist für Tauben totaler Stress“, sagt Christian Erdmann.

„Hochzeitstauben werden hauptsächlich auf hübsches Aussehen und spezielles Gefieder gezüchtet“, weiß Christian Erdmann. Wenn sie dann freigelassen werden und die Gegend nicht kennen, sind sie völlig hilflos. „Das heißt, es kann sein, dass sich die Tauben nach ihrer Freilassung nicht mehr orientieren können, nicht zu ihrem Taubenschlag zurückfinden und große Probleme haben, in der Natur zu überleben. So kann es durchaus passieren, dass sie gegen eine Fensterscheibe fliegen und verenden. Oder sie kommen in ihrer Panik einer Oberleitung oder einem anderen Hindernis zu nahe. Durch ihre auffällige Färbung leuchten sie aus einem Taubenschwarm regelrecht heraus und sind deshalb bevorzugte Beute von Beutegreifern“, erklärt Erdmann.

Derzeit hat die Wildtierstation Hamburg 11 weiße Tauben in Obhut, die orientierungslos aufgefunden wurden.

VIER PFOTEN bittet darum, Tierleid zu vermeiden und keine lebenden Tiere als Attraktion zu missbrauchen.


Kommentare sind geschlossen.