Umfangreicher Einblick in die Sammelwelt der Naturkundler
Eine Spitzmaus im Alkohol, ein fast 180 Jahre alter Schilfrohrsänger, eine Schildkröte und ein Lupe als Forschungsojekt für Käfer – die naturhistorischen Sammlungen in Waren haben einiges zu bieten. Wer sich mal einen Überblick verschaffen will, hat 2016 die Chance dazu:
Unter dem Motto „Ein Schatz, der Wissen schafft“ haben Sammlungsleiterin Renate Seemann, ihr Nachfolger Mathias Küster, Präparator Frank Seemann und viele Helfer im Müritzeum eine der umfangreichsten Ausstellungen der letzten Jahren aufgebaut. Sie wurde gestern eröffnet.
„Das ist etwas, worauf die Leute in der Region sehr stolz sein können“, erklärte Bernd von Maltzan, ein entfernter Verwandter von Sammlungsbegründer Hermann von Maltzan (1843-1891) und neuer Förderer des Müritzeums.
Mit 285 000 botanischen, zoologischen und geologischen Stücken ist die Warener Sammlung Mecklenburg-Vorpommerns größte in Sachen Naturkunde. Was für die Fischwelt der Ostsee und darüber hinaus das Stralsunder Ozeaneum ist, ist für die heimische Natur an Land das Müritzeum.
Begründer war der Federower Gutsbesitzer und Naturforscher Hermann von Maltzan, der vor 150 Jahren 1866 das „Maltzaneum“ aus der Taufe hob, das viele Einheimische noch als „Müritz-Museum“ kennen.
„Mit der Ausstellung wollen wir zeigen, wie wichtig das Sammeln auch für die heutige Forschung noch ist“, sagte der neue Leiter Mathias Küster. Der Doktor der Geowissenschaften löst Renate Seemann ab, die als Biologin nach 35 Jahren Arbeit mit der Sammlung aus Altersgründen in den Ruhestand geht.
Foto- und Texttafeln dokumentieren die Entwicklung des Sammelns, das vor allem im 19. Jahrhundert stark zunahm. In ganz Europa entstanden solche Natur-Sammlungen und später Museen. Sammler aus vielen Teilen Mecklenburgs und später auch Vorpommerns haben die Bestände in Waren immer weiter vergrößert.
Mit 150 000 Stücken stellen Käfer und andere Insekten das Gros der Bestände, dann folgen 25 000 geologische Stücke, 9000 Vögel, 1200 Säugetiere und etwa 3000 Pflanzen. „Wir zeigen Flora, Fauna und Geologie im Nordosten Deutschlands“, erläuterte Seemann. Dazu gehören auch in Deutschland ausgestorbene Vögel wie die Blauracke, ein mit mehr als drei Metern Spannweite ungewöhnlich großes Riesenhirschgeweih sowie viele andere Tiere, Naturbücher und Pflanzen.
Dazu gehören auch Einwanderer wie Waschbär, Marderhund und Bisamratte. Was angesichts einer gewissen Textlastigkeit der Ausstellung etwas fehlt, sind multimediale Angebote – wie sie immer mehr in Mode kommen.
Das Sammeln geht übrigens weiter. Seit dem Wechsel zum Müritzeum kamen schon 45 000 neue Stücke dazu. Und im April soll es eine weitere größere Käfersammlung der Entomologen Schemschat/Döring für das Müritzeum geben.