Ungebremst mit 248 Sachen Auto gerammt: Zwei Tote – Angeklagter Fahrer schweigt vor Gericht

7. September 2023

Wie bestraft man einen Autofahrer, der zwei Menschen in den Tod gerissen und einen jungen Mann schwer verletzt hat? Vor dieser Frage steht derzeit das Amtsgericht in Wismar. Dort hat gestern der Prozess gegen einen Bundeswehrangehörigen begonnen, der wohl annahm, dass für ihn keine Regeln gelten. Die ganze Tragödie nahm in der Nacht zum 2. August 2020 auf der Fahrt von Schleswig-Holstein über die A20 in den Nordosten Brandenburgs ihren Verlauf. Laut Anklage war der heute 31 Jahre alten Mann mit seinem BMW mit 248 Stundenkilometer auf der A20 unterwegs. Zwischen Lübeck und Rostock fuhr er nach Mitternacht offenbar ungebremst auf einen Skoda Fabia auf.
Die Insassen in diesem Auto, das etwa 100 Stundenkilometer fuhr, hatten kaum Chancen. Am Steuer war ein 45 Jahre alter Mann, dahinter saß ein 19 Jahre altes Mädchen – beide starben. Ein weiterer Insassen, ebenfalls 19 Jahre alt, kam mit mehreren Brüchen ins Krankenhaus und leidet noch heute unter dem Trauma.

Bei alldem grenzt es wohl an ein Wunder, dass der Angeklagte damals offiziell unverletzt aus diesem Getümmel hervorging. Aber das war noch nicht alles, sagte die Staatsanwältin. Der junge Mann hatte sich in Schleswig-Holstein gegen den Rat seiner Militärkameraden angetrunken ans Steuer gesetzt. Später wurden 2,05 Promille Atemalkohol gemessen. Auf der A1 fiel sein Wagen vorher schon auf, weil dieser Leitplanken touchierte. Auf einem Parkplatz nahe Lübeck hielt er und wurde von zwei Polizisten kontrolliert.

Er bestritt, Alkohol getrunken zu haben und lehnte einen Atemalkoholtest ab. Das verfolgten die Beamten dann nicht weiter. Seine Begründung: Er sei müde und habe zwei Tage  nicht richtig geschlafen. Die Beamten sagten, er soll sich ausruhen und erst später weiterfahren.  Dann fuhren sie weiter. Gegen die Beamten wird auch noch ermittelt.

Und der Raser fuhr dann auch. Kurze Zeit später rammte er ungebremst bei Wismar den anderen Wagen. Laut Staatsanwältin soll er während der Fahrt auch noch mit seinem Kameraden per Handy telefoniert haben. Dabei habe er ihnen gesagt, dass er gerade eine Polizeikontrolle überstanden habe. Dann passierte es wohl.

Bis heute hat der 31-Jährige seinen Führerschein nicht wiederbekommen, was er aber gerne möchte. Beim Prozess hinterließ der Angeklagte aus dem brandenburgischen Eberswalde keinen sympathischen Eindruck. Er legte weder ein Geständnis ab, noch entschuldigte er sich bei der Mutter des getöteten Mädchens und den anderen Betroffenen, die im Gericht sichtlich um Fassung rangen.

Sein Anwalt schien das Ganze eher prozesstaktisch ausnutzen zu wollen und erreichte so, dass der Richter ein „Rechtsgespräch“ mit der Staatsanwältin und der Nebenklage anregte. Doch in 30 Minuten gab es keine Einigung, die für ein schnelles Prozessende  gesorgt hätte. Zu weit lagen die Forderungen beider Seiten wohl auseinander.

So will der Angeklagte nicht nur den Führerschein wiederbekommen, er möchte, so sein Verteidiger, eine Strafe auf Bewährung erreichen. Das wollen die Nebenkläger, die die Opfer vertreten, auf keinen Fall. Nach Informationen von WsM halten die Anwälte der Opfer eine Strafe von mindestens drei bis vier Jahren Haft für angemessen. Eine gerechte Strafe für den Tod eines Menschen, der nur zur falschen Zeit auf der Autobahn fuhr, gebe es sowieso nicht. Nun müssen erst noch viele Zeugen gehört und Gutachter befragt werden, wenn es nicht doch noch ein Geständnis bei Gericht gibt.  Ein Urteil soll erst im Oktober fallen.


11 Antworten zu “Ungebremst mit 248 Sachen Auto gerammt: Zwei Tote – Angeklagter Fahrer schweigt vor Gericht”

  1. Reiner Fröhlich sagt:

    Was gibt es da zu palavern. Wer besoffen 2 Menschen ermordet, gehört lebenslang in den Knast, Ende der Diskussion.

  2. Maggi sagt:

    Das ist ja wohl an Dreistigkeit und Überheblichkeit nicht zu überbieten. Der Mann hat zwei Menschenleben auf dem Gewissen und will Bewährung und Führerschein? unglaublich. Vier Jahre ist noch zu wenig. Die Angehörigen haben lebenslänglich.😢

  3. Stefan sagt:

    Den Führerschein dürfte diese Person nie wieder bekommen.
    Das geforderte Strafmaß ist das Mindeste.
    Es bleibt zu hoffen, dass die Tat und sein Verhalten vor Gericht, in der Strafvollzugsanstalt schnell die Runde machen und man ihn mit gebührenden Respekt behandelt.

    Mich würde aber brennend interessieren, was mit den beiden Polizisten passiert.
    Ich kenne Fälle, in denen bei Kontrollen offensichtlich intakte Zigaretten auseinandergenommen wurden um Rauschmittel auszuschließen und hier konnte jemand den Atemalkoholtest ablehnen?
    Ich weiß, dass dieser freiwillig ist, aber hat irgendjemand hier schon einmal die Erfahrung gemacht, dass das möglich wäre ohne danach einer richterlich angeordneten Blutentnahme zugeführt zu werden?

  4. Ich sagt:

    Das ist ja unglaublich.

    1. gehört der Fahrer lebenslang eingesperrt (und da braucht er auch keinen Führerschein mehr).
    2. Die Polizisten gehören ebenfalls aus den Verkehr gezogen. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie das abgelaufen ist. Oh ein Soldat, na dann gute Weiterfahrt. Jeder andere wäre im Krankenhaus zur Blutentnahme gelandet. Die haben ebenfalls Mitschuld an dem Unfall.

  5. Ilona sagt:

    und wenn der Anwalt den Täter überzeugt gibt es ein Geständnis und eine Entschuldigung aber nicht von Herzen sondern aus taktischen Gründen um das Strafmaß zu beeinflussen. Das war Vorsatz und was ist mit den Kumpels, die davon wußten? Auch sie hätten das verhindern können

  6. ABC sagt:

    Die beiden Polizisten sind bestimmt schon ewig lange im Dienst. Ich vermute es sind genau die beiden, die schon früher immer gemeinsam Dienst tun mussten, damit sie zusammen zehn Jahre Schulbildung nachweisen können.

  7. Wie sagt:

    Echt der Hammer, 2 Menschen getötet,
    Und er möchte gerne Bewährung, und den Führerschein wieder, vielleicht auch noch Entschädigung💰vom Staat? Da fällt mir nichts mehr ein.🤔

  8. AA sagt:

    „Später wurden 2,05 Promille Atemalkohol gemessen. Auf der A1 fiel sein Wagen vorher schon auf, weil dieser Leitplanken touchierte.“

    Bei so viel Promille hat man meines Erachtens nach, ne ordentliche Fahne…und das Auto dürfte ja auch frisch ramponiert gewesen sein….und da lassen die Polizisten ihn weiterfahren? UNVORSTELLBAR. Ich hoffe, dass sie sich wirklich auch dafür verantworten müssen….

    Und die Militärkameraden hätten eben auch energischer sein müssen und ihn vom Fahren abhalten müssen. Oder waren sie auch nicht „besser drauf“? Militärparty?

    Der Typ gehört für mehrere Jahre hinter Gitter, denn es war kein normaler Unfall, was jedem passieren kann, sondern er hat bewusst und billigend in Kauf genommen, dass etwas Furchtbares geschehen kann/geschieht.

    Den Hinterbliebenen und dem jungen Mann wünsche ich viel Kraft für den Prozess und die Zeit danach….

  9. Ich sagt:

    er hat seinem Land gedient bla bla bla, ein Todesengel in grün.
    da wir ja in Deutschland sind wird er natürlich mild bestraft weil ups kann ja passieren.
    dieser Typ darf nie wieder am öffentlichen straßenverkehr teilnehmen nicht mal mit Fahrrad das ist unglaublich, wer trinkt und fährt handelt im Vorsatz dann noch viel zu schnell eindeutig vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge wegsperren für immer.
    man kann nur hoffen das dieser Mensch seine gerechte Strafe bekommt ob so oder so.

  10. Alkohol im Blut, Handy am Ohr und sehr hohe Geschwindigkeit. Das ist für mich töten mit Vorsatz. Dieser Mann gehört wegen 2-fachen Mordes lebenslang in den Knast, ebenso bekommt er keinerlei Fahrerlaubnis mehr.

  11. WH sagt:

    Bertold, ich glaube kaum, dass man im Knast einen Führerschein benötigt.