Verbraucherzentralen warnen vor immer neuen Betrugsmaschen

4. Mai 2023

„Die Betrugsmaschen werden immer vielfältiger. Vor allem sind Senioren gefährdet. Deshalb bietet die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern speziell für die älteren Menschen Beratungsgespräche an. Noch immer versuchen Betrüger per Telefon, Vertrauen zu erwecken. Neuerdings stellen sie sich unter Bezeichnungen wie ‚Verbraucherzentrale‘, ‚Verbraucherberatung‘ oder ‚Bundesamt für Verbraucherschutz‘ vor. Oftmals stellen sie dann die Möglichkeit einer Gebührenerstattung von Banken oder Sparkassen Gebühren in Aussicht. Ihnen geht es aber nur darum, an persönliche Daten zu kommen. Andere wollen Umfragen oder angebliche Beratungen zur Senkung der Energiekosten durchführen oder möchten eine angebliche Gesetzesänderung bei Lebensversicherungen besprechen. All diese Fälle sind der Verbraucherzentrale bekannt. Ich kann den Senioren nur raten, sich präventiv beraten zu lassen, um gerüstet zu sein“, so die Ministerin für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz Jacqueline Bernhardt.

Die Vorständin der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern, Wiebke Cornelius, weist darauf hin, dass die sechs Mitarbeiter der Verbraucherzentrale nahezu täglich Beratungen zum Thema Betrugsprävention führen. „Auf das Jahr hochgerechnet, kämen wir sicher auf weit über 1.000 Beratungsgespräche. Denn neben neuen Betrugsmaschen gibt es auch altbekannte. So fallen statistisch gesehen zwei- bis dreimal im Monat in Mecklenburg-Vorpommern Lexika-Fans auf Faksimile, also originalähnliche Nachbildungen wertvoller Druckerzeugnisse herein. Die Betrugsmasche läuft so ab, dass frühere Käufer von Lexika-Reihen unaufgefordert kontaktiert werden. Geworben wird dabei, dass die Sammlung durch Zukauf angeblich wertvoller Faksimile-Bände den Wert der vorhandenen Reihe steigern und eine Geldanlage sein sollen. Pro Band werden Preise von bis zu 20.000 Euro aufgerufen. Allerdings wollen sich die Verkäufer dieser Faksimile-Bände per AGB von der Geldanlage freizeichnen. Dieser Betrug mit nutzlosen Zukäufen trifft jedes Jahr 25 bis 30 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern. Der Schaden wird bundesweit auf jährlich fast 100 Millionen Euro geschätzt.“

Gesamtes Geld abgehoben

Das Vertrauen in die Arbeit der Verbraucherzentrale wurde auch im Fall einer Seniorin aus Stralsund im Jahr 2020 ausgenutzt: Die Seniorin berichtete damals, dass sie einen Anruf von einem angeblichen Mitarbeiter der Verbraucherzentrale in Berlin erhielt. Der Mann am Telefon sagte ihr, dass gegen sie ein Vollstreckungsverfahren einer Lottogesellschaft vorliege. Gemeinsam mit einem Rechtsanwalt würde man versuchen ihr zu helfen, um dieses Verfahren noch abzuwenden. Die Geschädigte hatte sich tatsächlich vor einigen Jahren an die Verbraucherzentrale gewandt und war gegen unerwünschte Glückspielwerbung vorgegangen, daher schöpfte sie keinen Verdacht.

Der angebliche Rechtsanwalt der Verbraucherzentrale meldete sich auch kurze Zeit später bei ihr. Sie könne die sofortige Vollstreckung ihres Vermögens verhindern, indem sie sämtliches Geld von der Bank abheben würde. Dieses würde die Verbraucherzentrale auf einem speziellen Konto sichern und es könne somit nicht gepfändet werden. Parallel arbeite man an einer Klage. Die Seniorin hob ihr gesamtes Geld von der Bank ab. Der dortigen Mitarbeiterin versicherte sie auf Nachfrage, dass es für einen Autokauf sei. Kaum war sie zu Hause, klingelte wieder das Telefon. Es ist somit davon auszugehen, dass die Frau beobachtet wurde.

Diesmal war der „Vollstreckungsbeamte“ am Apparat und baute eine Drohkulisse auf. Er würde mit zwei Polizisten zu ihr kommen und alles pfänden, sie dürfe das Haus nicht verlassen. Sein Komplize von der angeblichen Verbraucherzentrale rief kurze Zeit später an. Er würde schnell einen Kurier schicken, der das Geld holt, damit für den Vollstreckungsbefehl nichts mehr da ist. Die Klage gegen die Lottogesellschaft sei auf dem Weg. Die Seniorin gab zu bedenken, dass sie dann kein Geld zum Leben habe. Der Betrüger ließ ein paar Hundert Euro von der Gesamtsumme ab, die sie behalten sollte. Der Kurier erschien auch kurze Zeit später an der Adresse der Frau. Sie übergab ihm über 16.000 Euro.


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