Vom Papier-Porsche bis zum „Waschsalon“ – Marion-Eichmann-Kunst an der Seenplatte

10. April 2022

Die Kunst von Marion Eichmann erschließt sich dem Betrachter nicht sofort. Die Arbeiten heißen „Kino 7“, „Kottbusser Tor“, „Waschsalon“ oder „Porsche“. Sie sehen ihren Vorlagen, die auch Alltagsgegenstände sein können, zuweilen täuschend ähnlich, sind aber fast vollkommen aus farbigem Papier und vermitteln auch räumlich neue Eindrücke – eben eine Besonderheit in der Kunstszene. Dies ist die neue Sonderschau der Kunstsammlung Neubrandenburg , für manche auch mal ein Osterferien-Tipp.

Etwa 50 Arbeiten von Marion Eichmann sind vom 14. April bis Anfang Juni zu sehen. Und man sieht ihnen den großen Papier- und Malaufwand nicht auf den ersten Blick an. Im Gegenteil: „Manchmal kamen schon Leute in mein Atelier, weil sie wirklich Wäsche waschen wollten“, erzählt die 47-jährige Künstlerin. Dabei bezieht sie sich auf eine ihrer größten Installationen – den „Waschsalon“, der bis in kleinste Details sogar die Namen der Maschinen abbildet. Täuschend echte Papiernachbildungen, auf denen Herta oder Gerda , sowie Polen oder Italien, oder auch Nummern stehen. Das dient der Orientierung in echten Waschsalons, kann man lernen.

„Ich gehe immer ganz neutral an die Arbeit“, sagte Eichmann gegenüber „Wir sind Müritzer“ beim Aufbau. Sie hat in Berlin studiert und inzwischen die Papierkunst auf eine neue Dimension gehoben. So kann man kaum unterscheiden, ob der Papier-Porsche an der Wand eine echte Fahrzeughälfte oder nur eine Abbildung ist.

Im „Waschsalon“ fehlen auch andere Automaten nicht, man muss aufpassen, dass man die Cola- oder Zigarettenautomaten nicht benutzen will. Auch „Nelken“ oder „Buntstifte“ aus Papier hat Eichmann verarbeitet. Jetzt ist die gerade dabei, eine ganze Reihe von Werken, die neue Einblicke und Ansichten ermöglichen, für den Deutschen Bundestag zu erarbeiten. Der Kulturbeirat hat sie gebeten, sich genau und detailreich mit den Gebäuden zu beschäftigen. „Ich durfte so lange und so oft ich wollte, sogar mit Scheren in den Bundestag“, erzählt die Künstlerin. Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die ihre Objekte oft fotografieren, bevor sie sie malerisch oder anderweitig „bearbeiten“, malt Eichmann ihre Motive genau. Das dauert länger, ist aber auch intensiver.

Vor allem der Porsche-Besitzer habe sie manchmal etwas merkwürdig angesehen, sagte sie. Immer wieder habe sie das Fahrzeug, das zufällig vor ihrem Atelier stand, genau studiert und vermessen. Um es in farbigem Papier detailgenau an die Wand zu bringen, und das so, dass man teile auch herausnehmen kann.

Sie müsse ihre Arbeit des öfteren erklären, gibt die Künstlerin zu. In Neubrandenburg laufen Unaufmerksame Gefahr, eine ihrer Installationen auch als „Notschalter“ zu bedienen. In Berlin soll ihre Schau im Juni eröffnet werden.

kunstsammlung-neubrandenburg.de


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