Zum ersten Mal in der Geschichte der Mecklenburger Backstuben GmbH ist heute früh im Unternehmen gestreikt worden. Aufgerufen hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die als Grund ein nicht nachgebessertes Angebot in der zweiten Tarifverhandlung angibt. Die NGG fordert eine Erhöhung von 2,59 Euro pro Stunde und Mitarbeiter. Die Geschäftsführung der Mecklenburger Backstuben GmbH hält die Forderung für zu hoch, da die Beschäftigten erst im November vergangenen Jahres, also vor nicht einmal einem Jahr, eine Erhöhung ihrer Entgelte von 22 Prozent erhalten hätten. Die Forderung der Gewerkschaft würden noch einmal 20 Prozent mehr bedeuten, so dass die Mitarbeiter innerhalb nicht einmal eines Jahres 42 Prozent mehr Geld bekommen würden. „Das gefährdet die Existenz unseres Unternehmens und damit auch die rund 460 Arbeitsplätze“, so die drei Geschäftsführer der Mecklenburger Backstuben GmbH, Günther Neumann, Kathrin Rossa und Dr. Christina Kohn.
Die Mecklenburger Backstuben GmbH sei die einzige Bäckerei in Mecklenburg-Vorpommern mit Tarifvertrag. „Die NGG hat zum Streik aufgerufen, obwohl wir gemeinsam bereits einen dritten Verhandlungstermin im Oktober vereinbart haben. Das hat uns sehr enttäuscht, weil wir bis dahin trotz unterschiedlicher Ansichten von einem guten Miteinander ausgegangen sind. Wir haben der Gewerkschaft eine sofortige Zahlung von 350 Euro für die Mitarbeiter angeboten. Als Inflationsprämie, so dass darauf keine Abgaben entfallen, die Mitarbeiter also die vollen 350 Euro ohne Abzüge erhalten“, heißt es aus der Geschäftsführung.
Das sieht NGG-Landesgeschäftsführer Jörg Dahms anders. Das Angebot sei unzureichend: “Bei dieser Inflationsrate keine tabellenwirksame Entgelterhöhung zu vereinbaren, würde die Familien der Beschäftigten langfristig treffen.“
Geschäftsführer Günther Neumann hat heute früh selbst das Gespräch mit den Streikenden gesucht und ihnen die Situation des Unternehmens erklärt. In einer Mitteilung heißt es: „Nachdem wir – wie alle Unternehmen – erst die Folgen der Corona-Krise überwinden mussten, kam der Ukraine-Krieg und die daraus resultierenden höheren Energie- und Rohstoffpreise, die uns hart getroffen und die wir auch noch nicht verdaut haben. Dennoch haben wir die Entgelte im November vergangenen Jahres um 22 Prozent erhöht und jetzt einen Inflationsprämie von 350 Euro angeboten. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber auch erreicht.
Die Mecklenburger Backstuben GmbH kann ihre erhöhten Kosten nicht 1:1 auf die Preise umlegen und damit an die Kunden weitergeben. Wo soll das Geld also herkommen? Innerhalb des Unternehmens haben wir in den vergangenen Monaten bereits alles „auf links gedreht“ und versuchen, zu sparen, wo es geht. Aber auch da sind die Möglichkeiten begrenzt.
Abschließend möchten wir noch einmal betonen, dass wir die Arbeit all unserer Mitarbeiter, die zum großen Teil schon sehr viele Jahre in unserem Unternehmen tätig sind, überaus wertschätzen. Wie möchten für sie, ihre Kinder und Enkelkinder eine sichere Zukunft. Wir nennen das ein ‚enkelsicheres‘ Unternehmen.“
Fotos: Ingmar Nehls
Na ich möchte auch mal 22% Gehaltserhöhung bekommen . Manche bekommen einfach den Hals nicht voll genug
Mir kommen die Tränen, immer wenn mehr Geld gezahlt werden soll, gibt es irgendwelche Krisen als Ausrede.
Ich kann es nicht mehr hören.
Auch Arbeitnehmer müssen alle erhöhten Preise zahlen, da kann und darf das Gehalt nicht auf der Strecke bleiben. Denkt mal als Geschäftsführer darüber nach.
Hallo Xy,
verdienen Sie denn auch knapp über dem Mindestlohn?
Die letztjährige Erhöhung kam nur durch die Anhebung des Mindestlohns zustande.
Sich als Arbeitgeber dabei auf die Schulter klopfen und sich mit der Höhe 22% zu brüsten, hat doch einen gewissen Nachgeschmack.
Man sollte mal an die Menschen denken die den Wohlstand erarbeitet haben, leben und leben lassen. die löhne sind einfach nicht mehr zeitgemäß durch die gestiegenen Preise muss man mittlerweile auf jeden Euro kucken..
und 2,59 is ja nu auch kein Quantensprung.
das wird am Wohlstand der Chefetage nix ändern.
Ein Quantensprung ist in der Physik die kleinstmögliche(!) Änderung im atomaren Maßstab. Wird immer wieder gern falsch verwendet.
Ich würde keinen Quantensprung im Lohn haben wollen, sondern eine echte Erhöhung.
Der Herr NGG Landesgeschäftsführer Dahms bekommt ja sein fürstliches Gehalt in Tüten, aus den abgepressten Beiträgen der zur Mitgliedschaft gezwungenen Firmen. Ich gebe dem Herren mal Nachhilfe in Mathematik.
460 Beschäftigte × 8 Std/Tag = 3680 Std. 2,59 € Erhöhung = 9531,20 € Mehrkosten am Tag × 20 Arbeitstage im Monat = 190.624,00 €/Monat.
Ich freue mich schon auf die Brötchen Preise von 2,00€/Stk. Oder auf die nächste Entlassungswelle, schlimmstenfalls Insolvenz.
Na, wer hat denn da eine Gewerkschaft mit einer Handwerkskammer oder IHK verwechselt? Gewerkschaften wie die NGG finanzieren sich ausschließlich aus den Mitgliedsbeiträgen der Gewerkschaftsmitglieder. Das Ding mit der Pflichtmitgliedschaft der Firmen und Gewerbetreibenden sind die Kammern.
Der logische Schluss von den 190T€ auf 2€ Brötchenpreis scheint mir lückenhaft. Ohne Kenntnis des monatlichen Ausstoßes der Firma an Backwaren, auf den die Mehrkosten umgelegt werden muss. Ich hoffe mal im Sinne der Firma, dass sie mehr als 130.000 Stücke Backwerk (190 T€ durch ,1,50€ unterstellter Aufpreis aufs Brötchen), vom Brötchen bis zur Torte im Monat verkauft.