16 Migranten auf enger Ladefläche – Richter bleibt hart: Freiheitsstrafe für Schleuser aus Polen 

13. Februar 2022

Vor wenigen Monaten kamen hunderte Migranten aus Irak, Jemen und anderen arabischen Staaten über die sogenannte Belarus-Route von Weißrussland über Polen nach Deutschland. Diktator Lukaschenko hatte dafür gesorgt, dass Fluchtwillige mit Flugzeugen in sein Land kommen und hatte erklärt, dass er sie nicht hindern würde, in die EU zu gehen. Ein paar tausend Menschen machten davon Gebrauch, bis Polen die Grenze schloss, was die bekannten folgen hatte.
Jetzt wurde auch bekannt, wieviel das kostet. So hatte eine sechsköpfige Familie umgerechnet 65 000 Euro an Schleuser bezahlt, andere etwa 10 000 Dollar pro Kopf. Das alles wurde nun in einem Prozess in Pasewalk bekannt. Das Gericht hat ein wegweisendes Urteil gegen zwei Schleuser gefällt.

Nach Geständnissen – viel abzustreiten gab es auch nicht mehr, nachdem man im August 2021 ertappt worden war – erhielt der Mann drei Jahre Haft. Die Partnerin bekam zwei Jahre und vier Monate Haftstrafe. Auch wenn sie das kleinste Rad im Getriebe der Schleusergeschäfte waren: Eine Bewährungsstrafe sei da nicht mehr drin, sagte der Richter mit Blick auf das erschreckende  Geschehen.

Die beiden Polen aus Warschau, die Geldsorgen hatten, übernahmen die letzte Etappe.  Allerdings hat der Mann gar keine Fahrerlaubnis. Auf einer Ladefläche im Transporter von 1,50 mal 3,60 Meter wurden 16 Frauen, Männer und Kinder an der weißrussischen Grenze zusammengepfercht und etwa zehn Stunden lang von ihm nach Anweisung von „Boss 1 und Boss 2“ quer durch Polen gefahren. Bis sie am 18. August 2021 völlig erschöpft im Süden Vorpommerns aussteigen konnten.

Das fiel aber Anwohnern auf, die die Polizei holten. Die Bundespolizisten waren sehr erschrocken, als sie den Zustand der Migranten sahen. Und konnten das Pärchen mit den gemieteten Transporter auch dort fassen. Die Verurteilten haben sich einer unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung der Menschen schuldig gemacht, erklärte Richter Gerald Fleckenstein.  Auf der langen Fahrt soll es trotz hoher Temperaturen nur zwei kurze Pausen gegeben haben. Die Migranten wurden von der Bundespolizei erstmal mit Getränken und anderen nötigen Dingen versorgt und kamen dann in eine Erstaufnahmeeinrichtung in Westmecklenburg. Dort stellten die Iraker mit kurdischer Zugehörigkeit dann Asylanträge.

Die beiden Schleuser hatte für den „Job“ auf 3000 Zloty Belohnung gehofft, was etwa 750 Euro entspricht. Ihr Monatseinkommen – sie haben einen Gemüsestand auf einem Markt – liege bei 4000 Zloty. Dazu kämen Mietschulden von 16 000 Zloty.

Am Ende der Verhandlung versicherten beide vor Gericht, dass ihnen das Ganze sehr leid tue und sie nie wieder solche Geschäfte unterstützen würden. Ihre Anwälte hatten für sie dann auf Bewährungsstrafen gehofft, auch weil sie schon 6 Monate in U-Haft sitzen. Das Gericht sah das aber anders – und hielt auch die Haftbefehle vorerst aufrecht.


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