Sie helfen Menschen, deren Leben aus der Bahn geraten ist

18. Juni 2021

Am Anfang schlug den Betreibern viel Skepsis in Waren entgegen, vor allem bei Anwohnern in der unmittelbaren Umgebung. Doch inzwischen gehört das Psychosoziale Wohnheim in der Rosenthalstraße einfach dazu. Es gibt ein gutes Miteinander, wie Chefin Christina Kijas erzählt. Gestern haben die 42 Bewohner und die insgesamt 28 Mitarbeiter den zehnten Geburtstag der Einrichtung gefeiert. Eine Einrichtung, die Menschen, deren Leben vollkommen aus der Bahn geraten ist, Halt, Schutz und eine Perspektive bietet.

Manchmal ist es ein schleichender Prozess, manchmal sind es Schicksalsschläge, die jemanden aus der Bahn werfen können, so dass Dinge des täglichen Lebens schier unmöglich werden. Dazu gehören auch Mobbing und Gewalt. Dann ist ein geschützter Raum nötig, um wieder auf die Beine zu kommen. Den bietet das Psychosoziale Wohnheim des Diakoniewerkes Kloster Dobbertin in der Rosenthalstraße in Waren.

Dort leben Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten, Studierte genauso wie Handwerker. Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgegangen sind, Familie haben und irgendwann an diesem Punkt, an dem nichts mehr ging, landeten. Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Die derzeitigen Bewohner sind zwischen 20 und 74 Jahre alt und können selbst bestimmen, wie ihr Tag aussehen soll, denn Selbstbestimmtheit wird im Psychosozialen Heim ganz groß geschrieben.

Das Leben im Haus beschreibt Chefin Christina Kijas, die von Anfang an dabei ist, wie das einer großen Wohngemeinschaft, bei dem jeder ein einzelnes Zimmer mit Bad hat. In dem Haus in der Rosenthalstraße wohnen Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie Schizophrenie oder Depressionen, die einen Moment der Stabilisierung benötigen. Menschen, die wie viele andere fest im Leben standen.

Insgesamt wohnen in dem Haus 42 Frauen und Männer. „Ein Teil lebt im geschützten Wohnbereich. Das sind Menschen mit Selbstgefährdung, die keinem anderen etwas tun. Darüber hinaus gibt es einen offenen Wohnbereich“, erklärt Einrichtungsleiterin Christina Kijas. Einige der Bewohner bleiben viele Jahre in der Rosenthalstraße, die Gemeinschaft ist ihr Zuhause geworden. Andere finden mit Hilfe der Betreuer den Weg zurück ins „normale Leben“, in eine eigene Wohnung, werden dort aber auch weiterhin unterstützt.

„Wir haben unseren Platz hier gefunden. Mitunter sind die Bürger und Nachbarn sogar ganz besorgt, wenn Bewohner plötzlich nicht mehr da sind, wenn man sie auf einem Mal nicht mehr im Stadtbild sieht“, erzählt die 53-Jährige über ihre Erfahrungen in Waren.

Aber auch das Mitarbeiter-Team um Christina Kijas ist zu einer Gemeinschaft gewachsen. Alleine zehn von ihnen sind von Anfang an mit dabei, haben also auch das 10-jährige Jubiläum gefeiert.

Wenn der Gesundheitszustand der Bewohner es zulässt, beginnen die arbeitstherapeutischen Maßnahmen, wie es im Fachjargon heißt. Diese und das Verrichten ganz alltäglicher Dinge, gibt den Leuten täglich neue Motivation, aufzustehen und in den Tag zu starten, bis sie irgendwann wieder in die eigene Wohnung ziehen können, dort ambulant betreut werden und wieder selbstständig ihren Tag gestalten.

Einige Bewohner können inzwischen wieder arbeiten oder absolvieren ein Praktikum. Für traumatisierte Menschen besteht die Möglichkeit, hier dauerhaft wohnen zu bleiben.

Die gestrige Jubiläumsfeier haben die Bewohner gemeinsam mit ihren Betreuern vorbereitet – mit vielen bunten Programmpunkten und natürlich leckerem Essen.


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