Müritz-Klinikum: Eingriffe verschoben und ab heute Besuchsverbot

Die Lage in den Krankenhäusern der Seenplatte hat sich zugespitzt. Das MediClin Müritz-Klinikum steht nach Auskunft von Carsten Krüger – er ist einer von zwei kaufmännischen Direktoren – kurz vor dem Notbetrieb. Planbare und nicht dringende Eingriffe sind für diese Woche abgesagt oder verschoben worden, Stationen mussten geschlossen werden, und ab heute gilt ein komplettes Besuchsverbot. Ähnlich sieht es im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg aus.

Aktuell werden im Müritz-Klinikum Waren neun Covid-Patienten auf der Corona-Station und zusätzlich zwei Covid-Patienten auf der ITS behandelt. „Das heißt, dass wir kurz vor dem Notbetrieb stehen, bei dem wir zwei getrennte Intensivstationen betreiben. Dann würde die normale Intensivstation als Corona-Intensivstation fungieren und ein zweiter Bereich als Intensivbereich für Nicht-Corona-Patienten eingerichtet werden. Zusätzliches Personal muss also sowohl für die Intensivversorgung also auch für die Corona-Station bereitgestellt werden“, schildert Carsten Krüger.

Die Zahl der Covid-Patienten mag für Außenstehende nicht so hoch klingen, doch der Aufwand, der mit jedem einzelnen Corona-Erkrankten einhergeht, ist enorm. Das beginnt schon bei der Einlieferung ins Krankenhaus über einen Extra-Eingang an der Notaufnahme. Dort steht dann eine Schwester mindestens eine Stunde lang nicht mehr für den „normalen“ Dienst zur Verfügung. Richtig aufwändig wird es auf der Covid-Station. Das Personal muss sich für jeden einzelnen Patienten neu umziehen – ohne besondere Schutzkleidung geht es nicht. Wurde ein Patient versorgt, wird diese Schutzkleidung wieder ausgezogen, auf dem Flur darf sie nicht getragen werden. Bevor es zum nächsten Patienten geht, dann wieder umziehen. Und das bei jedem Patienten neu…

Carsten Krüger rechnet mit einem weiteren Anstieg der Fallzahlen. Deshalb seien planbare sowie nicht dringende Eingriffe und Behandlungen zunächst verschoben worden. Denn das Personal werde für den Corona-Bereich benötigt. Darüber hinaus müssten trotz der teilweisen Stationsschließungen genügend Betten für Notfallpatienten frei sein.

Besuchsverbot soll schnell wieder aufgehoben werden

Besonders schwer falle es der Klinikleitung, ab heute ein komplettes Besuchsverbot durchzusetzen. Doch die Lage lasse keine andere Möglichkeit zu. „Wir können die Testungen der Besucher personell nicht mehr abdecken und benötigen die Tests auch für die tägliche Testung aller unserer Mitarbeiter. Wir bedauern diese einschneidende Entscheidung, aber bitten unsere Patienten und deren Angehörige um Verständnis. Die Lage ist momentan so dynamisch und schwer zu überblicken, dass wir kein zusätzliches Risiko eingehen wollen und können. Wie müssen unsere Kräfte momentan bündeln und dabei hat die Versorgung der Patienten Vorrang. Das Besuchsverbot werden wir sobald wie möglich wieder aufheben“, so Carsten Krüger.

Das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg verschärft seine Regelungen ebenfalls und schränkt auch Leistungen ein. Alle Besucher und Begleitpersonen müssen ab heute einen Nachweis über einen negativen Corona-Test vorlegen, der maximal 24 Stunden alt ist. Da die Bundesregierung die kostenlosen Bürgertests wieder eingeführt habe, gelten keine Ausnahmen mehr für geimpfte und genesene Personen. Jeder stationäre Patient könne eine Besuchsperson festlegen, die einmal täglich für eine Stunde zu Besuch kommen dürfe.

Darüber hinaus mache es die steigende Zahl von Corona-Patienten erforderlich, Leistungen vorübergehend einzuschränken, um genügend Personal für die Isolierbereiche zur Verfügung zu haben. „Verschiebbare Eingriffe und Aufnahmen werden ab sofort ausgesetzt. Das gilt selbstverständlich nicht
für dringliche Therapien und Notfälle“, so Sprecherin Anke Brauns.

Aktuell werden im Bonhoeffer-Klinikum 15 Patienten mit COVID-19, davon 5 auf der Intensivstation.