Lebenshilfswerk Waren: Wo einfach nur DER Mensch wichtig ist
„Wir haben fertig!“. Mit diesem berühmt geworden Satz von Fußball-Trainer Giovanni Trapattoni hat die Geschäftsführerin des Warener Lebenshilfswerkes, Anke Koth, gestern das neue Haus am Ende der Gievitzer Straße eingeweiht. Die Mitarbeiter sind zwar schon im September vergangenen Jahres so peu à peu eingezogen, doch eine Einweihung konnte bisher nicht gefeiert werden. Aus den bekannten Gründen.
Auf den rund 950 Quadratmetern des architektonisch auffälligen Hauses gibt es zum einen Büros für die Angestellten, zum anderen aber auch eine neue Großküche, die alle Mitarbeiter versorgt, die aber auch öffentlich ist. Viele Müritzer haben in den vergangenen Wochen schon das Frühstücks- und Mittagsangebot genutzt. Auch Schulen und Kitas profitieren.
Das Lebenshilfswerk Waren beschäftigt rund 300 behinderte Mitarbeiter, die auf dem “normalen” Arbeitsmarkt keine Chance hätten, sowie 185 Fachkräfte. Neben der öffentliche Kantine/Küche betreibt sie eine Wäscherei und am Tiefwarensee ein Hotel, in dem vorrangig behinderte Menschen arbeiten. Ebenfalls sehr gefragt: Die Wäscherei der gemeinnützigen GmbH, die bald mehr Platz bekommen soll.
Darüber hinaus betreuen die Mitarbeiter in Waren und Neustrelitz etwa 230 Kita-Kinder, versorgen um die 60 Frauen und Männer in drei Wohneinrichtungen, sind in der ambulanten Frühförderung aktiv und kümmern sich liebevoll um rund 30 erwachsene Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen in den Fördergruppen. Nicht zu vergessen die Gärtnerei und der beliebte “Müritzhof” im Nationalpark, der jedes Jahr tausende Besucher anlockt.
Und jetzt das neue Haus mit der „Sünnerbar“. Das hat etwa 4,7 Millionen Euro gekostet und ist damit nur unwesentlich teurer geworden als geplant – ein Novum, wenn man heutige Bauherren so hört.
Der Name „Sünnerbar“ mag zunächst verwirren, hat aber nach Aussage von Anke Koth durchaus einen Sinn: „Sünnerbar“ ist eine Ableitung aus dem Plattdeutschen für „Sonderbar“. Das Logo könnte ein „S“ darstellen, aber auch – je nach Betrachtungswinkel – ein Herz für Herzlichkeit oder bei genügend Phantasie Dampf von heißem Essen oder Kaffee. „“Logo und Kunstname zeigen – nichts ist so, wie es im ersten flüchtigen Moment erscheint. Nur, wer seine eigene Voreingenommenheit zur Seite schiebt und bereit ist, sich mit dem wahren Leben auseinander zu setzen, kann erkennen, dass jeder Mensch auf seine Weise unser aller Leben bereichert“, so Anke Koth. Mit diesen Worten hat sie gestern sicher einige Besucher der feierlichen Einweihung zum Nachdenken gebracht.
Für das Lebenshilfswerk ist nach dieser Investition noch nicht Schluss. Unter anderem soll die alte Wäscherei am ehemaligen Standort zu Beginn der Gievitzer Straße erweitert und erneuert werden. Außerdem, so verriet Anke Koth, hat die Lebenshilfswerk gGmbH in der Gievitzer Straße eine weitere Immobilie erworben und entwickelt dort jetzt eine neues Wohnprojekt für behinderte Menschen.