Anfangs nicht gewollt, heute ein Aushängeschild in MV: Die Klinik Amsee feiert den 100.Geburtstag

26. August 2022

Klein, aber oho. So könnte man ganz vereinfacht die Klinik Amsee beschreiben. Mit ihren 50 Betten zählt die Klinik zweifellos zu den kleineren im Land, ihre medizinische Ausrichtung macht sie aber zu einem der bedeutendsten Häuser in Mecklenburg-Vorpommern. Mit einem Festakt hat die „Lungenheilstätte“ gestern ihren 100. Geburtstag gefeiert. 100 Jahre – das heißt, die Klinik am Rande der Stadt hat einen Weltkrieg und bislang vier politische Systeme erlebt. Gegründet als Tuberkulose-Heilanstalt für Frauen ist sie heute eine hoch spezialisierte Fachklinik für Lungenkrankheiten, verfügt über ein modernes Schlaflabor, eine Allergologie sowie eine Palliativstation. Dass sie den 100. Geburtstag feiern kann, ist alles andere als selbstverständlich. Bei ihrer Gründung gab es zunächst Widerstand in Waren, man fürchtete um den Ruf der Stadt und hatte Angst vor Ansteckung. Nach der politischen Wende stand die Klinik dann erneut auf der Kippe, jahrelang kämpfte sie ums Überleben, auch, weil man im Land die Bedeutung der Einrichtung offenbar nicht erkannt hatte. Doch diese Zeiten sind längst vorbei: Die Klinik Amsee ist aus der Krankenhauslandschaft Mecklenburg-Vorpommerns nicht mehr wegzudenken. Das brachte beim gestrigen Festakt auch Sozialministerin Stefanie Drese zum Ausdruck.

„Die Klinik Amsee ist unverzichtbar in unserem Land. Deshalb sind im Laufe der Jahre auch rund 43 Millionen Euro Fördermittel in dieses Haus geflossen“, so Stefanie Drese.

Vor zehn Jahr übernahm die Paul Gerhard Diakonie, die später mit dem Evangelischen Johannesstift fusionierte,  die Einrichtung am Tiefwarensee. „Es war damals keine leichte Entscheidung für uns, die Klinik zu übernehmen, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Heute ist die Klinik ein nicht wegzudenkender Teil der Johannes-Diakonie“, so Andreas Mörsberger als Sprecher des Vorstandes.

Doch Geld und mutige Unternehmer waren es nicht alleine, die Amsee zu der Einrichtung machten, die sie heute ist, sondern vor allem die Mitarbeiter. Das war auch gestern beim Festakt deutlich zu spüren. Die vielen Redner haben sich nämlich – wie manchmal leider üblich – nicht selbst auf die Schulter geklopft, sondern immer wieder betont, wie wichtig die einstigen und heutigen Mitarbeiter sind. Von einem außergewöhnlichen Zusammenhalt war da die Rede, von familiärer Atmosphäre und einer Gemeinsamkeit, die ihresgleichen sucht. Rund 170 Frauen und Männer arbeiten heute – angeführt von Geschäftsführerin Katharina Paetow und Chefarzt Dr. med habil. Christoph Schäper – in der Klinik, sehr viele von ihnen sind zehn Jahre und mehr dabei. Sie betreuen im Jahr um die 3500 Patienten.

Einer, der bereits seit 2004 als Berater an der Seite der Klinik steht, ist Prof. Dr. med. Emil Reisinger, Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand der Universität Rostock. Seit Beginn der Corona-Pandemie legt auch die Landesregierung großen Wert auf seine Einschätzungen. Er zählte gestern ebenfalls zu den Gästen und zog einen Bogen von den Anfängen der Heilstätte, die eng verknüpft waren mit einer Pandemie, nämlich der Spanischen Grippe, bis zur Gegenwart, in der die Menschen wieder von einer Pandemie  „gebeutelt“ werden. Damals wie heute nahm und nimmt die Klinik Amsee die Herausforderung an.

In den 100 Jahren ihrer Geschichte wurden nicht nur schwerste Tuberkulose-Fälle behandelt, sondern in den vergangenen beiden Jahr auch Corona-Patienten mit schlimmen Verlauf. Emil Reisinger kann sich dabei auf die Warener verlassen. „Wenn es im Land ein Problem gibt, dann weiß ich, dass ich ohne große Wellen schwierige Fälle nach Amsee bringen kann. Das ist beruhigend“, so der Professor. Und so sieht er die Klinik bestens gewappnet – mindestens für die nächsten 100 Jahre.

Und hier ein paar historische Bilder:


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