Tagesgruppe für Menschen mit psychischen Erkrankungen
In Waren gibt es ab sofort ein neues Angebot für Menschen mit psychischen und seelischen Beeinträchtigungen: Mitten in der Stadt hat eine Tagesgruppe eröffnet, die von Mitarbeitern des Diakoniewerkes Kloster Dobbertin betreut wird. Das Diakoniewerk bietet Menschen, deren Leben vollkommen aus der Bahn geraten ist, bereits seit rund zwölf Jahren im Psychosozialen Wohnheim der Warener Rosenthalstraße Hilfe, Schutz und Halt. Die neue Tagesgruppe ist eine Ergänzung des Wohnheimes und steht allen Menschen offen.
Mehr als ein Jahr lang haben Einrichtungsleiterin Christina Kijas und ihr Team geplant, in den Räumen des einstigen Fernsehgeschäftes in der Friedensstraße fanden sie die Bedingungen, die sie brauchten – Viel Platz und das mitten im Stadtleben. „Wir wollten nicht an den letzten Zipfel der Stadt, denn unsere Besucher gehören nicht an den Rand der Gesellschaft, sondern in die Mitte“, so Christina Kijas.
Die Tagesgruppe in der Friedensstraße soll ein Ort der Begegnung und Gemeinschaft werden, die Besucher bekommen eine Tagesstruktur, Unterstützung im Alltag und auch viele Angebote, um kreativ zu sein. So stehen ihnen beispielsweise verschiedene Werkbänke zur Verfügung, an denen sie sich handwerklich ausleben und ihre hergestellten Stücke sogar verkaufen können. Doch zunächst beginnt der Tag in der Gruppe mit einem gemeinsamen Frühstück, bei dem die nächsten Stunden geplant werden. „Wir sind da sehr offen, üben keinen Druck aus. Zwar machen wir Vorschläge, doch die sind nicht bindend“, erzählt Matthias Haugwitz , der mit seinen Kolleginnen Mandy Nixdorf und Elvira Marzinke für die Betreuung der Besucher zuständig ist.
Menschen aus allen Schichten
Zu den Angeboten gehören neben Gesprächsrunden auch Spiele, Bewegung und Sport, Ausflüge, aber auch gemeinsames Einkaufen und Kochen. „Alles so normal wie möglich“, beschreibt Christina Kijas. Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit dem Müritzeum und dem Tiererlebnispark in Grabowhöfe. Dort können die Besucher der Tagesgruppe beim Praktikum weitere Alltagserfahrungen sammeln.
„Bei dieser Art von Erkrankungen ist Ablenkung ganz wichtig. Aber eben ohne Druck. Die Frauen und Männer müssen das Gefühl bekommen, dass es sich lohnt, die eigene Wohnung zu verlassen und sich eben nicht zu verkriechen. Dafür sind wir da“, erklärt die Einrichtungsleiterin, die seit vielen Jahren in der Rosenthalstraße Erfahrungen gesammelt hat und weiß, was bei psychischen Erkrankungen wichtig ist. Vor allem: „Jeder kann in so eine Situation kommen, niemand muss sich schämen. Manchmal ist es ein schleichender Prozess, manchmal sind es Schicksalsschläge, die jemanden aus der Bahn werfen können, so dass Dinge des täglichen Lebens schier unmöglich werden. Dazu gehören auch Mobbing und Gewalt. Dann ist ein geschützter Raum nötig, um wieder auf die Beine zu kommen.“
Die Bewohner des Heimes in der Rosenthalstraße sind so unterschiedlich wie ihre Krankheiten: Sie kommen aus den unterschiedlichsten Schichten, Studierte genauso wie Handwerker. Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgegangen sind, Familie haben und irgendwann an diesem Punkt, an dem nichts mehr ging, landeten. Egal ob Depressionen Schizophrenie oder Borderline – die Palette der Krankheiten ist groß, der Bedarf an Behandlung und Unterstützung kann kaum gedeckt werden.
Auch deshalb ist die neue Tagesgruppe für Waren und Umgebung so wichtig. „Diese Menschen brauchen unsere Unterstützung – der eine mehr, der andere weniger. Und genau auf diese unterschiedlichen Bedürfnisse gehen wir hier ein. Und zwar mitten in der Stadt und nicht irgendwo abgeschoben am Rande“, sagt Christina Kijas und freut sich mit ihrem Team auf die bevorstehende Aufgabe.
Kontakt:
Tagesgruppe im zweiten Lebensraum
Friedensstraße 16
17192 Waren (Müritz)
Telefon: 03991 66 91 221 und 03991 66 91 222
Mail: tagesgruppe.waren@kloster-dobbertin.de
Foto: Christina Kijas (rechts) und das Betreuer-Team der Tagesgruppe: Elvira Marzinke, Mandy Nixdorf und Matthias Haugwitz (von links)
Ich bin beeindruckt !!
Tagesgruppe bedeutet dann , daß die Menschen abends nach Hause in die eigenen 4 Wände gehen ?
So etwas würde ich mir auch für meinen Wohnort wünschen ( Gießen/Hessen ) .
Bin selbst auch psychisch krank und lebe sehr isoliert/zurückgezogen…was auch mit Scham , Schuldgefühlen , mangelndem Selbstwertgefühl zusammen hängt . Bin ausgesteuert , und ein Antrag auf die volle Erwerbsminderungsrente ist sei über einem Jahr gestellt . Ich fühle mich wie ein fremder Mensch in einem anderen Leben .
Ich ziehe den Hut und wünsche Ihnen allen , den Klienten , sowie den Mitarbeitern*innen ein gutes Miteinander und voneinander lernen !
Und , daß diese Art der Unterstützung und Betreuung aufgegriffen wird und an anderen Orten etabliert wird…