251 Einsätze: Warens Feuerwehrleute an der Belastungsgrenze
Diese Zahl muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Bei 2600 Einsätzen war Jörg Kottke (rechts) von der Warener Feuerwehr bislang dabei. In diesem Jahr wird der emsige Kamerad 60 Jahre alt – ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht. Deutlich jünger, aber ebenfalls ein Feuerwehrmann durch und durch ist Raik Mühlenbeck (links), der gut 2000 Einsätze auf seinem Konto hat. Auf rund 1000 Einsätze bringen es René Bensch, Carsten Schubel, Heiko Schubert, André Schulz, Michael Hoppe und Sebastian Zastrow.
Auch eine andere Zahl lässt aufhorchen und macht zugleich Sorgen: Warens Feuerwehrleute sind im vergangenen Jahr 251mal alarmiert worden und damit so oft wie noch nie in ihrer Geschichte. „Die Belastungsgrenze ist erreicht“, kommentierte die Wehrleitung jetzt auf der Jahreshauptversammlung. Das sieht auch Bürgermeister Norbert Möller so, doch eine Lösung hat er nicht parat. Zumindest aber konnte er eine Neuanschaffung verkünden.
So sei die Ausschreibung eines Mannschaftstransportwagens, kurz MTW genannt, in der Vorbereitung. Läuft alles nach Plan, soll das Fahrzeug noch in diesem Jahr ausgeliefert werden. Im kommenden Jahr soll dann ein neues Löschfahrzeug folgen. Das kostet rund 430 000 Euro – eine Summe, die sich Stadt und Kreis teilen. Kreis-Ordnungsamtschef Peter Handsche verriet zudem, dass der Kreis ein neues Löschboot für rund 340 000 Euro, das in Waren stationiert wird, anschaffen will.
Außerdem ist der Umbau einer ehemaligen Wohnung im Feuerwehrhaus in der Goethestraße für rund 60 000 Euro so gut wie beendet. Dort sind unter anderem Umkleideräume für die Kameradinnen entstanden. Apropos Gerätehaus in der Goethestraße: Das ist, und da sind sich Stadt und Kreis offenbar einig, nicht für die Zukunft ausgerichtet. Über kurz oder lang braucht Warens Feuerwehr einen neuen Standort mit mehr Platz für Fahrzeuge und Kameraden.
Keine Personalsorgen
Keine Sorgen machen müssen sich die Warener ums Personal. Denn mit 92 aktiven Kameraden, darunter 16 Frauen, sowie knapp 40 Nachwuchs-Rettern steht die Wehr der Müritzstadt sehr gut und deutlich besser da als viele andere im Land. Dennoch ist das hohe Aufkommen an Einsätzen ein Problem. Denn die Aktiven sind alle ehrenamtlich dabei, stemmen die Einsätze also neben Job und Familie in ihrer Freizeit. Die 251 Einsätze im vergangenen Jahr waren 105 mehr als 2021. Genau 5118 Einsatzstunden zeigt die Statistik – 1793 mehr als im Vorjahr. Die meisten Einsätze – 124 an der Zahl – waren technische Hilfeleistungen wie Unfälle und vor allem Wetterschäden durch Sturm und Regen. 35mal wurden die Warener Kameraden zu Bränden alarmiert. Dabei ging es nicht nur zu Warener Adressen, oftmals hilft die Wehr der Müritzstadt auch in den Gemeinden drumherum. Ebenfalls interessant: Die meisten Einsätze gab’s mit 96 an den Wochenenden.
Wie groß die Belastung für die einzelnen Frauen und Männer ist, zeigen diese Zahlen. Jörg Kottke rückte im Jahr 2022 genau 208mal aus, Raik Mühlenbeck 186 mal, Nico Bauer 181mal, Stefan Hanisch 177mal, Diana Siebert 169mal und Christian Hammer 162mal. Das alles so ganz „nebenbei“…
Und dann kommen natürlich noch Aus- und Weiterbildungen sowie die Absicherung von zahlreichen Veranstaltungen wie Müritz-Sail und Müritzschwimmen dazu.
Wie Bürgermeister Norbert Möller während der Hauptversammlung erklärte, werde in der Stadt gerade an der sogenannten Brandschutzbedarfsplanung gearbeitet. In der lege man fest, was die Warener Wehr künftig braucht – an Einsatzmitteln, Kleidung, aber auch an Platz. Diese Planung soll in Kürze in den Gremien der Stadtvertretung diskutiert werden.
Ein dickes Lob für die Ehrenamtlichen gab’s von Warens neuer Polizeichefin Kathrin Jähner. „Die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und der Feuerwehr funktioniert tadellos, wir können uns auf Euch verlassen“, sagte die Polizeihauptkommissarin und hatte auch ein Beispiel parat. Als es am ersten Tag dieses Jahres in einer Wohnung in der Mozartstraße brannte, war der Schaden eigentlich nur gering, der Mieter hatte nur etwas auf seinem Herd vergessen. Doch während des Einsatzes entdeckten die Polizisten Betäubungsmittel in der Wohnung, der Mieter flippte aus und griff die Polizisten an. „Drei Kameraden von Euch griffen beherzt ein und haben so verhindert, dass unsere Beamten gravierend verletzt werden“, schildert Kathrin Jähner und hatte für die drei Polizei-Helfer auch ein Präsent dabei. Darüber konnten sich Wehrleiter Reimond Kamrath, Raik Mühlenbeck und René Dreier freuen (Foto rechts).
Und diese Kameraden wurden während der Jahreshauptversammlung geehrt:
Zum Feuerwehrmann/frau wurden ernannt:
Alina Gienapp (nicht im Bild)
Viviane Mann
Lucas Zimmermann
Zum Hauptfeuerwehrmann wurden befördert:
Steven Pfeiffer (nicht im Bild)
Florian Wietzke
Zum Löschmeister wurde befördert:
Denny Rosen
Zum Löschmeister/Löschmeisterin wurden ernannt:
Eileen Bensch
Tobias Kachur
Uwe Hanisch (nicht im Bild)
Dank und Anerkennung für hervorragende Leistungen:
Marco Schüler
Christian Hammer
50-jährige Mitgliedschaft: Hans-Jürgen Kirk
Dank und Anerkennung für 1000 Einsätze:
René Bensch
Carsten Schubel
Heiko Schubert
André Schulz
Michael Hoppe
Sebastian Zastrow
Dank und Anerkennung für 2000 Einsätze (Foto oben):
Jörg Kottke
Raik Mühlenbeck
Anerkennung für hervorragende Leistungen in der Jugendfeuerwehr und bei den Löschfüchsen:
Mattheo Schuhardt
Anna Christin Witthuhn
Domenik Scudlo
Der Einsatz und die Arbeit der Feuerwehr kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ich finde es gut, einen ausführlichen Bericht darüber lesen zu können, mit Fotos von so vielen ausgezeichneten Personen und auch die Ehrung durch die Polizei. Man findet in den Medien meiner Meinung nach viel zu viel negative Artikel. Deshalb gefällt mir dieser ganz besonders gut!