45 Prozent mehr Krankschreibungen in MV 

29. August 2023

Der Krankenstand der Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern ist in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres auf einen neuen Höchststand geklettert. Es gab 45 Prozent mehr Fälle als im Vorjahreshalbjahr. Über die Hälfte der Arbeitnehmer hatten bis Ende Juni 2023 bereits mindestens eine Krankschreibung. So eine hohe Quote (53,8 Prozent) wird gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht. Nach einer aktuellen Analyse der DAK-Gesundheit stieg der Krankenstand auf 6,5 Prozent. Damit waren an jedem Tag von 1.000 Arbeitnehmern 65 krankgeschrieben. Das ist der höchste Stand in Mecklenburg-Vorpommern seit dem Start der Halbjahresstatistik vor sieben Jahren. Die Krankenkasse hat alle Krankschreibungen des ersten Halbjahrs 2023 von mehr als 62.000 DAK-versicherten Beschäftigten in MV ausgewertet. 

„Im ersten Halbjahr 2022 hatten wir bezogen auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte rund 74 Krankschreibungs-Fälle, in diesem Halbjahr sind es fast 108 Fälle. Das ist ein deutlicher Anstieg von 45 Prozent“, erklärt Sabine Hansen, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern. Vor allem kurze Erkrankungsfälle seien häufiger gewesen als sonst. „Das sehen wir daran, dass die Beschäftigten durchschnittlich nur 11 Tage pro Fall hatten. Die Falldauer in früheren Halbjahren war immer wesentlich höher.“ 

Fallzahlen mit Atemwegserkrankungen deutlich erhöht

Für die hohen Fehlzeiten waren im ersten Halbjahr 2023 maßgeblich die Atemwegserkrankungen verantwortlich. So hatten im Durchschnitt 100 Beschäftigte mehr als 34 Krankschreibungs-Fälle wegen beispielsweise Husten oder Schnupfen. Im ersten Halbjahr 2022 waren es hingegen nur 21 Fälle. Zu einem Anstieg kam es ebenfalls bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen. Hier ging die Fallzahl bezogen auf 100 Beschäftigte von knapp neun auf rund 13 Fälle hoch. Bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen gab es auf 100 Beschäftigte sechs Fälle (2022: knapp vier).  

Die Fehlzeiten durch Corona gingen in Mecklenburg-Vorpommern fast um drei Viertel zurück. Sie hatten nur noch einen Anteil von zwei Prozent am Krankenstand. Im ersten Halbjahr 2022 waren es mehr als neun Prozent.

Berufe mit Personalmangel haben hohe Krankenstände 

Die Analyse zeigt auch, dass krankheitsbedingter Arbeitsausfall in Berufen mit Personalmangel besonders stark ist. So hatten beispielsweise Beschäftigte im Bereich der Erziehung, etwa in Kitas, pro Kopf im Durchschnitt mehr als 17 Fehltage. Bei anderen Berufen waren es rund zwölf Tage. Auch bei den durch Personalmangel gekennzeichneten nichtmedizinischen Gesundheitsberufen wie der Altenpflege ist der Krankenstand vergleichsweise hoch. Im Durchschnitt hatte hier jede und jeder Beschäftigte mehr als 15 Fehltage.  

„Die Zahlen unserer Analyse zeigen einen engen Zusammenhang zwischen einem Personalmangel in bestimmten Berufen und dem Krankenstand dort“, ist sich Hansen sicher. „Personalmangel kann zu einer Überlastung führen, die die Gesundheit entscheidend beeinträchtigt. Das Ergebnis sind mehr Fehltage – was die Personalsituation weiter verschärft. Das ist ein Teufelskreis!“ Der hohe Krankenstand mache deutlich, dass sich beim Thema Arbeit die gesundheitliche Dimension nicht wegblenden lässt. „Die Unternehmen in MV sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und Ressourcen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) investieren.“

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund 160.000 in Mecklenburg-Vorpommern, eine der größten Krankenkassen in Deutschland. 


 


Eine Antwort zu “45 Prozent mehr Krankschreibungen in MV ”

  1. Ingolf sagt:

    Na ja, ist ja gut, dass Zusammenhänge zwischen Personalmangel und Krankenständen auch mal formuliert werden. Allerdings ist das keine wirklich neue Erkenntnis und wird uns auf Dauer nicht weiterhelfen. Die Angestellten, welcher Branche auch immer, haben keinen Atem mehr.
    Junge, aufwändig angelernte Leute haben oft keinen „Bock“, immer früh aufstehen zu müssen. Sollte es dennoch vereinzelt motivierte Mitarbeiter geben, werden diese durch die Befindlichkeiten fordender Vorgesetzer oder gefrusteter Kollegen vergrault. Das ist sicher nicht zu verallgemeinern. Aber überall kann man derartige Tendenzen beobachten. Wir können darüber diskutieren, feststellen und klagen. Die Ursachen liegen meines Erachtens in den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen. In der Arbeitswelt nehme ich unter anderem zweierlei wahr: Zum einen wissen neu angestellte, nicht nur ganz junge Leute, was ihre vermeintlichen Rechte sind. Ist eine unbequeme Arbeit in Aussicht, gibt’s den Krankenschein. Zum anderen wächst der Druck auf die verbleibenden, oft langjährigen Mitabeitenden, die gesetzten Ziele zu schaffen und mehr Gewinne zu erwirtschaften. Nicht selten ist dann eine Krankschreibung der letzte Ausweg, einen kompletten Zusammenbruch zu verhindern. Das klingt vielleicht platt und unreflektiert. Aber mal ehrlich, das dürfte die Erfahrung vieler sein.