Am Tag nach der Tragödie

25. April 2015

Es wirkt wie ein ganz normaler Frühlings-Samstag am Warener Hafen. Fast nichts erinnert heute Nachmittag an die Tragödie, die sich hier nur wenige Stunden vorher an einem Steg abgespielt hat. Fast nichts, denn im Wasser vor der Anlegestelle schwimmt eine rote Rose.

Und auch sonst scheint das bekannte geschäftige Treiben an den Kaimauern zumindest ruhiger zu verlaufen. Der Tod von zwei jungen Männern im Alter von 17 und 19 Jahren hat sich in der Stadt schnell herum gesprochen. Viele können nicht fassen, was hier vor ihrer Haustür passiert ist, andere kennen die Opfer und starren teilnahmslos in die Müritz. Erklären kann nach wie vor niemand, was auf der privaten Yacht „Frau Klein“ geschehen ist.

U15Am Propeller-Brunnen sitzen Zeugen der vergangenen Nacht. Ersthelfer und Passanten. Sie reden über die Ereignisse, nicht laut, aber man hat den Eindruck, dass sie etwas „loswerden“ möchten. Sie wollen das unfassbare Unglück, das zwei Jugendlichen das Leben gekostet hat und zwei weitere schwer verletzte, verstehen. Sie haben Tränen in den Augen, als sie sich vorstellen, wie unmenschlich es für die Mutter gewesen sein muss, ihr Kind leblos im Boot zu finden.

Aber sie sprechen auch über die Rettungskräfte, die sie in der Nacht erlebt haben: „Ich war wirklich sehr überrascht, wie professionell sowohl die hauptberuflichen als auch die ehrenamtlichen Retter gearbeitet haben. Die Rettungsassistenten haben sich unwahrscheinlich rührend um die Angehörigen gekümmert, die Feuerwehrleute machten ihre Arbeit unaufdringlich und sehr besonnen“, berichtet eine Zeugin.

Dass auch die Profi-Retter mit sich zu tun hatten, war ihnen anzusehen, selbst die erfahrene Notärztin konnte nicht verbergen, wie mitgenommen sie von dem war, was sie dort am Hafen erleben musste.

Inzwischen ist klar, die vier Jugendlichen auf dem Boot sind und waren alle Schüler des Warener Fachgymnasiums, zwei von ihnen sollten nächste Woche ihre Prüfung ablegen. Ob die Abi-Prüfungen tatsächlich geschrieben werden, ist momentan noch ungewiss. M-V-Bildungsminister Matthias Brotkorb hat seine Unterstützung zugesagt, Seelsorger sollen sich um die Mitschüler kümmern.

U7Schon früh am Morgen haben sich Warens Bürgermeister Norbert Möller, Ordnungsamtsleiter Dietmar Henkel, Veranstalter Olaf Gaulke sowie einige Autohaus-Besitzer getroffen, um darüber zu beraten, ob die Automesse trotzdem über die Bühne geht.
Die Entscheidung fiel schnell und einhellig: Die Automesse und auch die Lange Einkaufsnacht werden abgesagt. „Alle Autohaus-Inhaber stehen hinter dieser Entscheidung. Niemand wollte dort feiern, wo ein paar Stunden zuvor zwei junge Menschen auf so tragische Weise ihr Leben verloren“ so Olaf Gaulke gegenüber „Wir sind Müritzer“.

Auch beim Fußballspiel des SV Waren 09 war das Unglück ein Thema. Die Spieler und Zuschauer drückten mit einer Schweigeminute ihr Mitgefühl aus.

Wie die Polizei aktuell mitteilt, haben Kriminaltechniker, ein Gutachter der DEKRA und Feuerwehrmänner das Kajütboot heute Vormittag untersucht. Nach wie vor gibt es keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen, alles deutet auf einen Gasaustritt durch einen technischen Defekt hin. Die vier Freunde waren bereits einige Stunden auf dem Boot, als sich eine Mutter Sorgen machte, weil sie ihren Jungen nicht erreichen konnte. Sie ging zum Boot und fand dort die leblosen und ohnmächtigen Jugendlichen.

Die Familienangehörigen der vier Jugendlichen werden weiterhin durch einen Notfallseelsorger und geschulte Polizeibeamte betreut. Der Gesundheitszustand der beiden 17 und 18 Jahre alten verletzten Jugendlichen ist nach Auskunft der Polizei weiterhin kritisch. Beide konnten noch nicht befragt werden.

Die Ermittlungen dauern weiter an.


3 Antworten zu “Am Tag nach der Tragödie”

  1. Titanico sagt:

    Hiermit möchten Ich allen Beteiligten mein BEILEID und Mitgefühl aussprechen.R.I.P.

  2. Andreas und Ute Pantermehl sagt:

    Wir sind schockiert und unendlich traurig. In Gedanken sind wir bei den Eltern und Angehörigen der Jungs. Diesen unsagbare Verlust können wir nicht verstehen und möchten den Angehörigen unser tief empfundenes Beileid aussprechen.

  3. Jana Schimmel sagt:

    WARUM…. Es gibt einfach keine Antwort!!
    Malchower Jugendliche, Freunde, viele Menschen sind tief betroffen und traurig!
    Im Malchower Hafen brennen Kerzen, stehen Blumen – es wird getrauert.
    In Gedanken bin ich bei den Familien, Angehörigen und Freunden der Jungs. Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen und drücke den beiden Jungs im KH die Daumen für eine gute Genesung.