Ankershagen: Frischzellenkur für ein Trojanisches Pferd
Pünktlich um 9.30 Uhr schwebte gestern zunächst der Kopf des hölzernen Wahrzeichens von Ankershagen, des Trojanischen Pferdes vor dem Heinrich-Schliemann-Museum, durch die Luft und auf den bereit stehenden Sattelschlepper. Gefolgt vom mächtigen hölzernen Rumpf und dem Rest des Nachbaus der Sagengestalt aus der Ilias Homers.
Das Trojanische Pferd war seit dem Sommer 1996 nicht nur zum Wahrzeichen Ankershagens und des dortigen Schliemann-Museums geworden, sondern ein touristisches Highlight für die ganze Seenplatte und in jedem Fall ein Hingucker.
6 Meter hoch und 10 Meter lang zog das hölzerne Pferd, gefertigt nach gemeinsamen Entwürfen des Bildhauers Walther Preik und des ehemaligen Leiters des Heinrich-Schliemann- Museums, Dr. Wilfried Bölke, im Park vor dem Museum alle Blicke auf sich. Und so manchen Gast, der eigentlich nur auf der Durchreise war, direkt ins Museum.
22 Jahre später ist das Trojanische Pferd der Mecklenburgischen Seenplatte in die Jahre gekommen.
Nachdem es im Sommer 2018 aus Sicherheitsgründen bereits für die Benutzung als Spielgerät – im Schweif versteckte sich eine Rutsche – gesperrt wurde, stand bald fest, dass ein Neubau her musste.
Mit Eigen- und Fördermitteln und durch die Unterstützung des bekannten Unternehmers und Mäzens Jost Reinhold wird der über 90 000 Euro teure Neubau des Trojanischen Pferdes nach den alten Konstruktionsplänen durch regionale Unternehmen realisiert (A&S Architekten uns Stadtplaner GmbH, Neubrandenburg; BPB GmbH Bauplanungsbüro Volkmar Brüggemann, Waren, Pewa GmbH, Gielow).
Ergänzt wird der neue Hingucker um den Bau eines archäologischen Sandkastens, der im hinteren Teil des weitläufigen Pfarrgrundstücks eine weitere Attraktion vor allem für Familien und Kinder sein soll. Beides – das neue Trojanische Pferd und der archäologische Sandkasten – werden zeitgleich mit der neuen Dauerausstellung am 1. Juni 2019 eröffnet.
Auch die neue Dauerausstellung ist gestern von den verantwortlichen Architekten aus Schwerin vorgestellt worden. Bei einer Führung durch die seit September 2018 in Sanierung befindlichen Räume des alten Pfarrhauses aus dem 18. Jahrhundert erklärten Christine und Torsten Rutsch die Neukonzeption sowohl der Architektur als auch der geplanten Ausstellung im Heinrich-Schliemann-Museum.
Wie Schliemann seinen Kindheitstraum erfüllte
Bei einer veränderten Raumaufteilung mit zwei zusätzlichen Räumen wird die Ausstellung ihre Besucher mitnehmen auf eine Reise durch das vielschichtige und bewegte Leben von Heinrich Schliemann – beginnend mit seiner Kindheit im Mecklenburgischen Ankershagen über die Lehr- und Kaufmannsjahre in Hamburg und Amsterdam bis hin zu seinen unternehmerischen Erfolgen in Russland und Amerika und der Realisierung seines Kindheitstraumes – das Ausgraben der Mauern des antiken Trojas.
Für rund 500.000 Euro – 293.700 Euro stammen aus der Förderung von Bund und Land – entsteht hier im Elternhaus Schliemanns also eine Ausstellung, die weit über den Archäologen Schliemann hinaus beleuchtet, wie dieser, aus der mecklenburgischen Provinz kommend, es mit Fleiß und Glück und allen Widrigkeiten zum Trotz schaffte, sich seinen Kindheitstraum zu erfüllen und ganz nebenbei zu einem der reichsten Privatmänner seiner Zeit zu werden.
Wurden in Ankershagen bisher im Wesentlichen die archäologischen Erfolge des Heinrich Schliemann als Begründer der Spatenarchäologie und Entdecker Trojas beleuchtet, widmet sich die neue Ausstellung ganz dem Menschen Heinrich Schliemann – mit zahlreichen persönlichen Statements, Tagebucheintragungen, Bildern und Dokumentationen von Zeitzeugen umfassend beleuchtet, individuell und für jeden Besucher ganz persönlichen entdeck- und erlebbar.
Text und Fotos: Anya Schlie, Wirtschaftsförderung Mecklenburgische Seenplatte