Aufarbeitung: Namenstropfen und Fotos erinnern an Schicksal der Zwangsarbeiterinnen
Malchow hatte eine Munitionsfabrik, Waren die Memefa in Eldenholz, Rechlin die Luftfahrt-Erprobungsstelle und Neubrandenburg die Mechanischen Werkstätten mit dem Waldbaulager und die Torpedo-Versuchsanstalt. Während der NS-Zeit entstanden im ländlichen Mecklenburg und auch in Vorpommern viele Rüstungsbetriebe. Davon zeugen heute noch Ruinen, aber auch ganze Wohnsiedlungen in den Orten. In den meisten Firmen wurden auch Frauen und Männer als Zwangsarbeiter eingesetzt, viele aus den Konzentrationslagern wie Ravensbrück oder Sachsenhausen. Die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels scheint vielerorts schwierig, denn in der DDR-Zeit waren einige Gelände komplett gesperrt. In Neubrandenburg hat die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA-MV) mit Sitz in Waren ein Projekt gestartet, um das ehemalige Waldbaulager-Gelände wieder begehbar und erlebbar zu machen – wie am kommenden Wochenende am Tag des offenen Denkmals.
Grundsätzlich sollten die Ereignisse in den 44 Außenlagern des ehemaligen NS-Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück unbedingt weiter erforscht werden. Denn gerade für regionale Geschichtsprojekte sei dies nötig, könne Geschichte unmittelbar erlebbar gemacht werden, sagte die Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück Andrea Genest zu WsM. Das Frauen-KZ und die 44 Arbeitslager waren eng miteinander verbunden.
Genest hat mit etwa 20 Frauen des Internationalen Ravensbrück-Komitees das eingezäunte Gelände des Waldbau-Lagers Neubrandenburg an der B96 besucht. Dort waren rund 2000 Frauen von 1943 bis 1945 eingesperrt, die in der Waffenherstellung und der Produktion von Teilen für die Nazi-Raketen eingesetzt waren. Weitere etwa 5000 Häftlingsfrauen gab es in einem zweiten Lagerstandort in der Ihlenfelder Straße. Zusammen war es das größte Außenlager von Ravensbrück, bei den Neubrandenburgern aber in Vergessenheit geraten. Das Wald-Gelände war in der DDR Sperrgebiet, weil im gesamten Nemerower Holz damals Panzerteststrecken genutzt wurden.
Nur wenig Erinnerungen in Waren
Die RAA hat nun damit begonnen, Wege wieder freizulegen und mit Schildern, Kunstobjekten – wie den Namenstropfen – oder auch Fotos von Funden an die Schicksale der inhaftierten Frauen zu erinnern. So wurde auch ein alter Appellplatz freigelegt, an dem ein Wegweiser die Entfernungen nach Peenemünde, Berlin, Mittelbau-Dora – wo die Raketen gebaut wurden– aber auch nach Warschau und Donezk anzeigt. Dort wurde ein Kranz niedergelegt. Zudem gibt es Infotafeln.
Wie die Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück sagte, gibt es auch ehrenamtliche Aufarbeitungsinitiativen am ehemaligen Außenlagerstandort in Malchow sowie für ein „Landwirtschaftliches Kommando“ aus der NS-Zeit in Feldberg.
Von der Memefa in Waren war Andrea Genest nichts bekannt. In Waren erinnert vor allem die Europäische Akademie, die ihren Sitz im damaligen Verwaltungsgebäude der Mecklenburgischen Metallwarenfabrik (Memefa) hatte, an deren Geschichte. Dort wurden Teile für Flugzeuge gebaut, die alte Bahnstrecke nach Waren ist nur noch in vagen Umrissen erkennbar.
Waren wuchs durch die Ansiedlung damals um 5000 Einwohner. In Neubrandenburg, so Oberbürgermeister Silvio Witt kamen auf die etwa 20 000 Einwohner in den Kriegsjahren sogar nochmal etwa 20 000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene dazu.
Vor dem Vereinshaus in der Gartenanlage Waldeck sind immer noch Betonflächen und Fundamente von Baracken zu sehen, wo Kriegsgefangene und Arbeiter von der Memefa Eldenholz untergebracht bzw. gefangen wurden.
Das ist ja schön und gut. Besser wäre gewesen: Gedenken UND Entschädigungszahlungen. Wie oft hat man gehört, dass bzgl. Entschädigung so lange herumlarviert wurde, bis die ehem. Opfer verstorben waren. Ohne Geld fehlt den Worten die Überzeugungskraft. Hat was von Heuchelei. Naja, irgendwie müssen wir uns ja reinwaschen. Jedenfalls zum Teil erscheint es mir so.
@elf: niemand hält Sie davon ab, für Opfer zu spenden. Vielleicht fühlen Sie sich dann wohler.