Awo-Berufungsprozess: Hauptzeuge Lohmann schweigt eisern

31. Januar 2019

Das hatte sich Anwalt Peter-Michael Diestel wohl anders vorgestellt: Nach vier Stunden Verhandlung war Ex-Awo-Müritz-Geschäftsführer Peter Olijnyk und seinen zwei Anwälten unter anderem der Hauptzeuge Götz Peter Lohmann „abhanden gekommen“. Der 76-jährige Diplompsychologe aus Waren schwieg als Zeuge einfach zu allen Fragen. Seine Begründung: Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen ihn – wegen Untreueverdacht und auch gegen Olijnyk, wie bekannt ist. Der Richter in Rostock belehrte Lohmann zwar, dass er sich nicht selbst belasten müssen. Aber er dürfe durchaus Angaben zu der damaligen Praxis machen – aber ohne Ergebnis. Auch die Androhung eines Ordnungsgeldes änderte nichts, Lohmann schwieg weiter.
Außerdem erklärten zwei ehemalige Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes, also dem Gremium, das nach Auffassung des Oberlandesgerichtes geschäftlich handeln durfte, sie hätten nichts von den Änderungsverträgen zugunsten von Olijnyk gewusst. „Lohmann hat mit mir nicht geredet“, sagte Ursula Müller, die seit 1993 bei der Awo im Vorstand war. Unter Rudolf Borcherts Führung sei über solche Verträge noch geredet worden.

„Das hätten damals zwei Personen unterschreiben müssen“, erklärte Heiner Dittrich, ebenfalls lange im Vorstand. Bis März 2016 habe er nichts von Änderungsverträgen zu Olijnyks Gunsten gewusst. Erst die damalige Prokuristin Ehlert habe dem Vorstand entsprechende Unterlagen „zugespielt“.

Aus Unterlagen ging hervor, dass Olijnyk 2002 einen Vertrag über 82 000 Euro Jahresgehalt bekommen hatte. Das hatte er in Änderungsverträgen 2004, 2005 und 2012 auf erst 84 000 Euro, dann 120 000 Euro und letztlich 150 000 Euro im Jahr gesteigert. Dazu kamen noch Tantiemen – „das Wort kannte ich gar nicht“, sagte Müller – etwa 35 000 Euro im Jahr sowie beim Ausscheiden eine Betriebsrente von 2000 Euro im Monat, solange er lebt. Davon habe er nichts gewusst, meinte auch Dittrich, der als Schatzmeister im Vorstand fungierte.

Das Oberlandesgericht räumte den Beteiligten noch einmal ein paar Wochen zu Stellungnahmen ein. Am 6. März soll entschieden werden. Auch über ein Ordnungsgeld für Lohmann will die Zivilkammer beraten.

Anwalt Diestel hofft immer noch, dass ihr „Hauptzeuge“ doch noch Angaben macht. So soll Lohmann – bevor er die Änderungsverträge unterschrieben hatte – mit Müller und Dittrich gesprochen und ihr Einverständnis eingeholt haben, so zumindest die Version von Olijnyk und Diestel. Die Beteiligten mochten das aber nicht bestätigen.

Die ebenfalls umstrittenen Verträge über mehr als 500 000 Euro über neun Jahre, die Olijnyk zu Gunsten der Arbeit Lohmanns als Psychologe bei der Awo unterschrieben hatte, spielten in dem Verfahren keine Rolle,  werden wohl aber bei der Staatsanwaltschaft überprüft werden.


3 Antworten zu “Awo-Berufungsprozess: Hauptzeuge Lohmann schweigt eisern”

  1. Jürgen sagt:

    Dieses Klientel gehört eingesperrt,ich hoffe nur das die Gerichte es auch so sehen.Wasser predigen und Wein saufen,da wird einen übel????????????????.Und noch was diesen ach so ehrenwerten Lohmann erst mal kurz in Haft nehmen wegen Aussageverweigerung das wäre mal ne gute Maßnahme.????

  2. Pohl sagt:

    Vorgenannter Komplex ist sicherlich nur die Spitze eines Eisberges! Die Aussagen beteiligter Vorstandesmitglieder werden angezweifelt, da die Machenschaften dieses Personenkreises vielfältiger sind: Entlohnung der Mitarbeiter im NiedrigstSektor, Auftragsvergaben, Zuwendungen, Kontrolltätigkeiten (Schatzmeister).

  3. Schulz sagt:

    Wenn ein Schatzmeister richtig mit den Zahlen umgegangen wäre, dann wäre se wohl doch aufgefallen.
    Oder hat er geschlafen??
    Jedenfalls gehören diese Leute Lohmann & co eingesperrt!!
    Bzw. müssen sie es auch zurückzahlen..