Badespaß in der Region nicht mehr ungetrübt

25. Juli 2018

Wir wollen ja niemandem den Sommerspaß verderben, aber das erfrischende Bad in den Seen der Region kann inzwischen Nebenwirkungen haben: Es gibt erste Hinweise, dass sich im Wasser so genannte Zerkarien ausbreiten und die sorgen dann unter anderem für rote Flecken und juckende Haut. Wie die Pressesprecherin des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, Haidrun Pergande, auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ erklärte, wurden in der Müritz bereits Proben genommen, mit einem Ergebnis rechnet die Behörde morgen.

„Wir sind Müritzer“ liegen Fotos und Berichte von Badegästen vor, die nach dem Schwimmen in der Müritz innerhalb kürzester Zeit mit roten Flecken übersät waren und die jucken dann auch noch fürchterlich. Das ganze nennt sich Zerkariendermatitis.

Verursacher einer Zerkariendermatitis (Hautentzündung) sind mikroskopisch kleine Larvenstadien (Gabelschwanzlarven, Zerkarien) von Saugwürmern (Trematoden). Die in den Blutgefäßen des Darmgekröses von Enten und anderen Wasservögeln (Endwirte) lebenden erwachsenen Trematoden legen dort ihre Eier ab, welche dann in den Darm und mit dem Kot ins Wasser gelangen.

Im Wasser schlüpfen innerhalb kurzer Zeit aus den Eiern sogenannte Mirazidien (Wimperlarven), die in bestimmte Süßwasserschneckenarten (Zwischenwirte) eindringen. Nach einer Vermehrungsphase im Zwischenwirt erfolgt die Entwicklung von bis zu 10.000 Zerkarien (Gabelschwanzlarven) je Schnecke, die bei höheren Wassertemperaturen die Wasserschnecke verlassen, aktiv über die Haut in den Endwirt (Wasservogel) eindringen und sich in dessen Blutgefäßen des Darmes zu geschlechtsreifen Würmern entwickeln.

Beim Baden können sich die Zerkarien auch in die Haut des Menschen einbohren und eine Badedermatitis auslösen. Da der Mensch jedoch ein „Fehlwirt“ ist, werden sie bereits im Unterhautbindegewebe abgetötet.

Befallene Personen bemerken meist 3 – 10 min nach Badebeginn ein leichtes, schwer lokalisierbares Jucken und gerötete Flecken. Einige Personen werden gar nicht oder nur sehr gering befallen. Das vollständige Krankheitsbild der Zerkariendermatitis liegt nach 10 – 24 Stunden vor.

Die in die Haut eingedrungenen Zerkarien verursachen etwa 3 – 8 mm große, stark juckende Quaddeln aus denen später kleine derbe Papeln entstehen. Diese Dermatitis kann bei empfindlichen Personen unter Umständen bis zu 3 Wochen erhalten bleiben. Intensität und Dauer der Hauterscheinungen sind jedoch individuell verschieden. In der Regel klingen jedoch die Effloreszenzen nach 10 bis 14 Tagen vollständig ab.

Außer dem lästigen, bisweilen unerträglichen Juckreiz und den damit durch vermehrtes Kratzen evtl. induzierten potentiellen Sekundärinfektionen sind keine ernsten gesundheitlichen Folgen zu befürchten. Im Normalfall ist also eine Zerkariendermatitis als harmlos einzustufen.

Badekleidung sofort ausziehen

Im Falle des Auftretens einer Badedermatitis sollte der Haus- oder ein Hautarzt aufgesucht werden. Die Zerkariendermatitis lässt sich derzeit nur symptomatisch behandeln (lokale Anwendung von Juckreiz stillenden und entzündungshemmenden Gelen oder Lotionen, ggf. orale Gabe von Antihistaminika).
Es sollte nicht gekratzt werden, um bakterielle Sekundärinfektionen, welche dann mit antibiotikahaltigen Salben behandelt werden müssten, zu vermeiden.

Prophylaxe: Nach Möglichkeit sind zum Baden wasserpflanzenreiche flache Uferzonen von Seen mit einer größeren Anzahl von Wasserschnecken und Wasservogelbesatz zu meiden. Gerade in diesen Bereichen ist bei Wassertemperaturen ab 23 °C mit einem vermehrten Auftreten von Zerkarien zu rechnen.
Es wird empfohlen, sofort nach Verlassen eines zerkarienbelasteten Wassers die nasse Badekleidung abzulegen (Badekleidung wird durchwandert) und den Körper schnell und gründlich abzufrottieren, um ein vermehrtes Eindringen von Zerkarien in die Haut zu verhindern. Zerkarien sind gegenüber Austrocknung sehr empfindlich. Einige vermögen sich bereits nach 1 – 10 Minuten in die Haut einzubohren, die Mehrzahl benötigt eine etwas längere Zeit.
Das Eincremen vor dem Baden mit einem wasserfesten Sonnenschutzmittel bietet einen gewissen, aber keinen vollständigen Schutz.

Und: An öffentlichen Badestellen sollten Wasservögel nicht durch Fütterungen angelockt werden.


4 Antworten zu “Badespaß in der Region nicht mehr ungetrübt”

  1. Liz sagt:

    Danke das hier darauf hingewiesen wird und die prima Erklärung!
    Mich haben die Viecher vor einigen Jahren in großer Menge „erwischt“. Der Juckreiz an den reichlich vielen Stellen war einfach schrecklich und sorgte für schlaflose Nächte.
    Glück für die Menschen, die nicht betroffen sind.

  2. Helmut sagt:

    uns und unseren 2 Kindern 6 und 12 ging es gestern am Strandläufer Strand Nähe Klink so. Keiner kann was dafür , aber eine Probenentnahme des örtlichen Gesundheitsamtes sollte schon bei diesen Witterungsverhältnissen „ jeden Tag erfolgen“ um Badegästen aus nah und fern einen Badespass aus biologischer Sicht zu garantieren. Oder um sie vor etwaigen Vakanzen des Badewassers zu schützen.

  3. Rosi sagt:

    Kann man irgendwo erfahren, welche Gewässer und Badestellen getestet werden oder betroffen sind? Hier leiden mittlerweile auch etliche Kinder und Erwachsene unter den Symptomen.

  4. Klaus Buchholz sagt:

    Guter Beitrag mit konkreten Verhaltensregeln, ohne Panikmache.
    Danke