DDR-Museum hofft auf Moped, Modellbahn und Fotos

25. Dezember 2022

Jeder muss mal renovieren, selbst im Museum. Im DDR-Museum in Malchow kommen im nächsten Jahr das Wohnzimmer und die „Phono-Ecke“ an die Reihe. Das hat Museumsleiterin Susanne Reichert angekündigt. In diesem Jahr war schon das Kinderzimmer dran, in dem viele Besucher in ihren Erinnerungen schwelgen, ähnlich wie vor dem „Medaillenzimmer“, dem Bad und dem Raum mit Uniformen. „Wir hören immer ganz viel ‚Ohs‘ und Ahs‘ oder ‚Ja das hatten wir auch“, erzählt die Leiterin des Hauses in dem ehemaligen Malchower Filmpalast.
2022 war da keine Ausnahme. Mit mehr als 21 000 Besuchern konnte das Haus sein zweitbestes Ergebnis überhaupt erzielen.

Susanne Reichert führte das auch darauf zurück, dass man inzwischen mehr thematisch gestaltet. „Wir sind ein wertungsfreies Museum“, heißt die Maxime. Und mit jeden Jahr Abstand verschwimmen die Erinnerungen an den „sozialistischen Vorzeige-Staat“ mehr. Die zur Wendezeit 30-Jährigen kommen ins Rentenalter, ihre Kinder kennen die DDR zwar noch, aber nicht mehr sehr intensiv. Die Enkel kennen nichts mehr davon.

So wurde im Kinderzimmer erstmals eine Modelleisenbahn aufgebaut, wie sie auch in der DDR üblich war. Von solch robuster DDR-Modelleisenbahn -Technik könnte das Haus auch selbst noch Exemplare für seine Sammlung vertragen, sagte Reichert.

Das sei nicht bei allen DDR-Alltagsdingen so. Von einigem habe sich so viel angehäuft, dass man nichts mehr annehmen kann, wie zum Beispiel bei Radiogeräten, Rasierern, Schallplatten oder auch bei Kittelschürzen. Von den einst zwei Außenlagern gibt es nur noch eines. Ein weiteres Problem, das noch nicht gelöst werden konnte: Der Saal des Kinos ist leider immer noch wegen Bauproblemen gesperrt.

Nichtsdestotrotz kommen immer wieder Filmemacher, die die Utensilien und Erfahrungen des DDR-Museum nutzen. So wurden Szenen von „Käthe und ich“ hier gedreht. Auch bei einer Sendung der Reihe „Wunderschön“ mit Judith Rakers kam das DDR-Museum prominent vor.

Damit das so bleibt, wird ein FSJler nun die DDR-Musiksammlung durcharbeiten und ordnen, denn Schallplatten mit Ost- und West-Musik gibt es genug. Zu den Dingen, die man noch gebrauchen könnte, zählt Reichert DDR-Kinderspielzeug, echte DDR-Kinderwagen, aber auch inzwischen sehr rare Alltagsdinge wie Zigarettenschachteln. Hier gab es ja Marken wie Juwel, Salem, Karo, F6, cabinet oder die vornehmeren Duett-Schachteln. Für thematische Ausstellungen werden außerdem noch Fotos gesucht, denn nur sehr selten finden private Fotoalben ihren Weg in das Haus. Dabei sind dort manchmal echte Schätze enthalten, die zeigen könnten, wie die Leute in der DDR gelebt, gearbeitet und auch gefeiert haben.

Einen ganz großen Wunsch hätte die Museumsleiterin auch noch. Zum Leben in der DDR gehörten auch die Simson-Mopeds, die so mancher sich von seinem „Jugendweihe-Geld“ zulegte, um einen größeren Aktionsradius zu haben. Als „Schwester Agnes-Fan“ wäre es toll, wenn uns jemand eine „Schwalbe“ schenken würde, sagte Reichert. Gelder für einen Ankauf gebe es eigentlich nicht. In der Reihe gab es ja auch „Star“, „Spatz“, „Habicht“ und „Sperber“.    

Wer sich die DDR-Alltagsschau im Filmpalast ansehen will, kann das ab April wieder. Derzeit wird schon an einem weiteren Thema für 2023 gearbeitet: Dann soll es eine Ausstellung zur DDR-Friedensfahrt geben. Diese habe einmal auch durch Malchow geführt, sagte Reichert. Mit Hilfe eines Friedensfahrt-Museums in Sachsen-Anhalt  hoffen die Museumsmacher dann darauf, vielleicht einen der „Großen“ von damals  – wie Olaf Ludwig – in Malchow begrüßen zu können.


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