Denkmalgeschütztes Gutshaus Kargow nun doch verkauft
Was lange währt – könnte doch noch ein gutes Ende finden. Diese Abwandlung eines Sprichwortes trifft hoffentlich auf das Gutshaus Kargow zu. Wie „Wir sind Müritzer“ von der Deutschen Grundstücksauktionen AG (Berlin) erfuhr, hat das denkmalgeschützte Herrenhaus mit dem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück an der Straße zur Bundesstraße 192 nun doch noch einen Käufer gefunden.
Es handele sich um eine Gesellschaft aus dem Umland von Berlin, die sich mit solchen Objekten und „deren Entwicklung“ auskennt, hieß es. „Sie sind sehr an einer Entwicklung der Immobilie interessiert“, wie es außerdem hieß. Der nötige Notartermin sei bereits über die Bühne gegangen, nun müssten Geld- und dann die Immobilienübergabe noch erfolgen.
Als Kaufpreis wurde das Auktionslimit genannt. Dies lag bei 68 000 Euro.
Noch im September hatte sich bei einer Auktion in Berlin und online kein Bieter gemeldet. Danach gibt es aber immer noch die sogenannte „Nachverkaufsphase“. Innerhalb dieser zwei Monate habe sich dann die Gesellschaft gemeldet, nun sei der Verkauf gelungen.
Das seit Jahren leerstehende und sehr in Mitleidenschaft gezogene Gebäude stammt aus dem Jahr 1866. Das einst repräsentative Kargower Gutshaus verfügt über 28 Räume, darunter einen großen Saal, den viele Einheimische noch aus früheren Zeiten kennen.
Das Dach soll auch noch dicht sein, und vier echte Kachelöfen gibt es ebenfalls noch.
Erbauer des Hauses war der letzte Gutsbesitzer – Carl Julius Neumann – wie man an den Initialen CJN sehen kann. Die Familie floh nach 1945. Danach wohnten Flüchtlinge dort, dann gab es unterschiedlichste Nutzungen, wie sie in der DDR üblich waren, wie LPG-Küche, Dienstleistungen oder später eine Disko. Nach 1989 war der Bau an einen Privatmann aus Berlin verkauft worden, der es verfallen ließ.
Nicht nur WsM dürfte gespannt sein, was dort passiert. Es könne wegen der komplizierten Rahmenbedingungen aber noch etwas dauern, bis sich wirklich Sichtbares verändert, hieß es.
Ich war auch an dem Haus interessiert und habe es in der Nachverkaufsphase besichtigt. Die immer wieder herausgestellten Kachelöfen sind größtenteils zerschlagen. Ich habe Fotos. Das immer wieder genannte Datum von 1866 bezweifle ich auch. Ich denke das Haus ist älter. Es gibt so gut wie keine Balken, die nicht wurmstichig. Jeder Balken muss auf Stabilität geprüft werden. Die Trockenheit in dem Gebäude dürfte den Käferlarven jedoch zum Nachteil gereicht haben, sodass sie vermutlich inzwischen alle abgestorben sind. Ein riesen Problem ist der Keller.Von dem war nur ein Raum zugänglich, da der Hauptgang zugemauert war. Der zu besichtigen Raum war richtig nass. Zwanzig Meter weiter liegt der Dorfteich. Staunässe und ein hoher Grundwasserspiegel ist sehr wahrscheinlich. Der sogenannte grosse Saal wirkt wie nachträglich eingebaut. Das dort liegende Parkett schien mir nicht alt zu sein. Überhaupt gibt es in dem Gebäude, wenn man von den Balken und dem teils noch vorhabdenem Strohputz so gut wie gar nichts was historischen wert hat. Die Dielen aber auch die Balken dürften heimisches Nadelholz sein. Selbst das Treppengeländer ist nicht mehr vollständig im Original vorhanden. Die Räucherkammer befindet sich auf dem unteren Hauptgang und somit in einer Neunutzung des Hauses nicht mehr zu reaktivieren. Die nachträglich eingebauten Toiletten, gegenüber dem Haupteingang, gehören natürlich wieder rausgerissen, versperren sie doch den ursprünglichen Zugang zum Flur und Treppenaufgang.
Ich bin im Besitz vieler Fotos, die ich während der Besichtigung machte