Der Warener Politiker Toralf Schnur sieht sich Vorwurf der sexuellen Belästigung ausgesetzt

8. April 2021

Die Nachricht kam vor zwei Wochen für alle überraschend: Politiker Toralf Schnur ist nach rund 20 Jahren aus der FDP ausgetreten. Seither spekuliert man in der Müritz-Region über das „Warum“. Und es gibt viele Gerüchte über Vorwürfe gegen den Warener. Tatsächlich sieht sich Toralf Schnur mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung konfrontiert. Das bestätigte er auf Nachfrage gegenüber „Wir sind Müritzer“ und hat mit uns auch über das, was man ihm vorwirft, gesprochen.

Wenige Tage vor dem Landesparteitag der FDP in Ulrichshusen, auf dem sich der 45-Jährige für die Landtagswahl nominieren lassen wollte, ist ihm eigenen Aussagen zufolge von der Partei mitgeteilt worden, dass der Vorwurf im Raum stehe, dass er eine Frau sexuell belästigt haben soll. Einzelheiten seien ihm dabei nicht genannt worden, doch natürlich wisse er, worum es gehe. Und zwar um Telefongespräche und WhatsApp-Nachrichten, die er jener Frau geschickt habe und die diese nunmehr als sexuelle Belästigung deute. Zum genauen Inhalt dieser Nachrichten wollte er keine Angaben machen.

Ist der sofortige FDP-Austritt nun ein Schuldeingeständnis? „Nein, aber mir war klar, dass ich es nicht schaffe, die Vorwürfe innerhalb von drei Tagen bis zum Parteitag aus dem Weg zu räumen“, sagte Toralf Schnur. Telefongespräche und WhatsApp-Nachrichten habe es gegeben, ob die als sexuelle Belästigung einzustufen seien, müsse aber wohl ein Gericht entscheiden. Allerdings: Bislang gebe es von der Frau keine Strafanzeige gegen ihn. „Das macht es meinen Anwälten und mir jetzt schwierig, darauf zu reagieren. Wir werden das jetzt Stück für Stück aufarbeiten“, so der Warener, der betont, dass er – anders als vom FDP-Landesvorsitzenden René Domke erklärt – keinem Parteiverfahren zuvor gekommen sei. Vielmehr hätte es eine Art Mediation geben sollen, die von der Frau aber abgelehnt worden sei.

Wie geht’s für denn streitbaren Politiker jetzt weiter? Der FDP hat er den Rücken gekehrt, aber er ist nach wie vor Fraktionsvorsitzender im Kreistag und in der Warener Stadtvertretung. „Sofern es eine Entscheidung gibt, die den Tatbestand der sexuellen Belästigung bestätigt, werde ich meine Ämter niederlegen“, kündigte Schnur an. In den beiden Fraktionen wolle er in den kommenden Tagen zunächst die Vertrauensfrage stellen.

Dass ihm die augenblickliche Situation arg zusetze, verschweigt er nicht. Politisch, aber auch privat. „Es ist ein schlimmer Moment, so etwas der eigenen Frau und der Familie sagen zu müssen“, gibt der Politiker zu. Das sei bedrückender, als das mögliche Ende seiner politischen Laufbahn.


3 Antworten zu “Der Warener Politiker Toralf Schnur sieht sich Vorwurf der sexuellen Belästigung ausgesetzt”

  1. Beppo Straßenkehrer sagt:

    Telefonate und WhatsApp Nachrichten mit einer anderen Frau sind letztlich die Privatangelegenheit von Herrn Schnur. Aufschlussreich ist eher der von seinen Parteifreunden gewählte Zeitpunkt, ihn mit den Vorwürfen der betreffenden Dame zu konfrontieren. Interessant ebenso die unterschiedlichen Ansichten von T.Schnur und R. Domke in Sachen Parteiverfahren. Wer ein wenig die Gepflogenheiten in unseren Parteien bei der Vergabe von Listenplätzen vor Landtags-oder Bundestagswahlen kennt, kommt schnell ins Grübeln. Im Vorfeld wird da mit scharfem Schwert um jeden Platz gekämpft und nun passt es natürlich prima, dass es einen Kandidaten weniger auf der Liste gibt. Es könnte also gut sein, dass sich wieder einmal der Spruch bewahrheitet: bei solchen (Partei)Freunden brauchst Du keine Feinde mehr. Nun gut, Herr Schnur hat ja auch ordentlich ausgeteilt, da kann er sich nun etwas im Einstecken üben. Der Rest wird sich schon juristisch klären. Jedenfalls darf es angesichts der Anschuldigung keine Vorverurteilung geben.

  2. Elimar sagt:

    Unser Toralf Schnur lässt der Justiz den Raum, ob seine Kontaktaufnahmen als sexuelle Belästigung zu werten sind. Er schließt es nicht mit einer transparenten Gegendarstellung aus. Es muss demzufolge um eine gewisse Annäherung gegangen ist, mit oder ohne Grenzüberschreitung, es sei denn. War es nur leicht knisternder Spaß, kann den vielleicht auch Toralf Schnurs Frau verstehen und ihm gönnen. Neben der schwierigen juristischen Bewertung gibt es auch eine moralische. Aber das ist nicht mein Thema. Spaß soll erlaubt bleiben, oder? Er ist aber dort zu Ende, wo sich jemand ernsthaft bedrängt und erniedrigt fühlt. Es ist schwierig, objektive Kriterien dafür zu finden. Das ist keinesfalls Sache meiner, unserer Kommentare hier. Ob er sich weiter als Robin Hood gegen den Verwaltungs- und Abgeordnetenfilz darstellen kann? Ohne Mandat wird er kaum von seiner beachtlichen Redekunst leben können. Da der verwertbare Gehalt nach Entwirrung seiner Wortgirlanden meistens gegen Null ging, mögen manche, die in den Sitzungen stundenlang allem zuhören müssen, leicht darauf verzichten.

  3. Steffi K. sagt:

    Einfach widerlich der Artikel im Nordkurier,in dem sich das vermeintliche Opfer von Herrn Schnur zu Wort meldet. In Bildzeitungsmanier wird man als Leser gezwungen,intime Chatverläufe zu verfolgen,die einfach nur reißerisch präsentiert werden und nicht einer neutralen Berichterstattung dienen. Wahrscheinlich gehen dem Nordkurier die Leser aus,dass man auf solche Mittel zurückgreifen muss. ?
    Als Whatsapp-Nutzer kann ich zudem jeder sexuell belästigten Frau nur raten, die Funktion „Blockieren“ zu nutzen.