Die 110 wählen und nach dem Kaffeepreis fragen

27. Januar 2023

Warum manche Menschen den Notruf wählen, löst bei den meisten anderen nur Kopfschütteln aus: Eine Frau, die den Notruf wählte und im Polizeipräsidium Neubrandenburg landete, wollte beispielsweise wissen, ob die Beamten zufällig die Angebotspreise der Kaffeebohnen beim Discounter wissen. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Mal glaubt jemand, am Notruf Hilfe beim Programmieren des Fernsehers zu bekommen oder fragt nach der nächstgelegenen Tankstelle. Manche wollen auch, dass die Polizisten das Bankkonto sperren und der Hausbank mitteilen, dass die Karte verloren gegangen ist. Alles Notrufe, die keine sind.
Im vergangenen Jahr hat es in der Einsatzleitstelle des Polizeipräsidiums Neubrandenburg 101.575 Notrufe gegeben (2021: 103.223). Im August gab es mit 10.600 die meisten, im Februar mit rund 6.300 die wenigsten. Aus den angenommenen Anrufen resultierten fast 48.100 Einsätze (2021: 53.215).

Am häufigsten hören die Mitarbeiter der Leitstelle am Telefon, dass jemand einen Verkehrsunfall hatte. Auch Hilferufe wegen Schlägereien, Bedrohungen, Einbrüchen und wegen Ruhestörung sind täglich dabei. Und immer wieder melden sich vor allem Senioren, weil sie den Verdacht haben, einen Trickbetrugsanruf gehabt zu haben.

Neben diesen echten Notrufthemen gibt es durchaus kuriose oder völlig abwegige Themen, mit denen die Leitstelle sich beschäftigen muss. Gar nicht so selten möchten Leute zum Beispiel Unterstützung haben beim Finden verlorener Gegenstände. „Haben Sie mein Rad gefunden?“ oder „Können Sie mir helfen, meinen Schlüssel zu suchen?“ kommen häufiger vor. Vor allem in den Abendstunden melden sich ab und an Betrunkene, die gern nach Hause gefahren werden wollen.

So lustig manches auch klingt: Das sind keine Themen für die 110. Bei den genannten Beispielen wurde allerdings nicht gleich eine Anzeige wegen Notrufmissbrauchs erstattet. Ganz im Gegensatz zu Fällen von dreisten Menschen, die Klingelstreiche mit dem Notruf machen, immer wieder wegen Nichtigkeiten anrufen oder bewusst am Notruf falsche Sachverhalte melden. 194-mal wurde der Missbrauch des Notrufs im vergangenen Jahr angezeigt.

Einfach nur reden

Was übrigens ein sehr schwieriges Thema in diesem Zusammenhang ist: Psychisch Kranke, von denen einige fast täglich beim Notruf landen. Manche wollen nur kurz reden, manche haben Angst vor verwanzten Wohnungen oder sehen Gespenster. Auch sie missbrauchen in gewisser Weise den Notruf. Eine entsprechende Ahndung hilft in den Fällen aber nicht weiter. Wer so jemanden dran hat, braucht Fingerspitzengefühl und Kreativität.

Immer wieder gibt es übrigens Verwirrung bei Anrufern über den Sitz der Einsatzleitstelle. Gerade bei Unfällen sagen Anrufer gern Sachen wie „Na, ich bin da, wo diese rote Säule steht.“ Ganz oft müssen die Beamten am Notruf dann erklären, dass Anrufer von Rügen über Usedom, von Röbel bis Ueckermünde alle in Neubrandenburg landen und deshalb konkrete Angaben notwendig sind.

Bei der Auflistung der Notrufe und Einsätze handelt sich um Notrufe und Einsätze, die direkt in Verbindung mit der Leitstelle stehen. In den Polizeirevieren selbst gibt es natürlich auch Anrufe von Menschen, die Hilfe benötigen und durch die Einsätze ausgelöst werden.


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