Junge Seeadler im Naturpark beringt

5. Juli 2023

Er ist eine beeindruckende Erscheinung: Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,40 Metern ist der Seeadler der größte europäische Adler. Die Mecklenburgische Seenplatte bietet mit ihren fisch- und wasservogelreichen Gewässern und den weiten Wäldern ideale Lebensbedingungen für den Wappenvogel des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide. Inzwischen gibt es über 20 Seeadler-Reviere in der Naturpark-Region. Die Brut beginnt Anfang März, gelegentlich auch schon im Februar.
Vor kurzem wurden die diesjährigen Jungvögel der Seeadler beringt. Dazu kam ein Team von Spezialisten um Dr. Oliver Krone aus dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) aus Berlin in den Naturpark. Gemeinsam mit Horstbetreuer und Ranger Frank Hänsel wurden die Horste kontrolliert. Seeadler haben meist ein bis zwei Junge. Ausnahmsweise wurde in diesem Jahr auch ein Horst mit drei Jungen gefunden.

Seeadler reagieren gerade in der Brutzeit sehr empfindlich auf Störungen. Die Beringung wird als einmalige Störung jedoch gut verkraftet, zumal die Spezialisten dabei sehr vorsichtig und zügig vorgehen. Verbunden mit der Beringung wird immer auch ein Gesundheitscheck durchgeführt: Die Jungvögel werden vermessen und gewogen, es werden Abstriche gemacht. So kann festgestellt werden, ob die Vögel an Krankheiten oder Mangelerscheinungen leiden.

Auch die Entwicklung und der Ernährungsstatus der jungen Adler wird dokumentiert. Beutetiere im Adlerhorst werden ebenfalls analysiert. Hier wurden überwiegend Reste von Weißfischen, wie Brassen und Rotaugen, aber auch vom Hecht gefunden. Selbst Reste von Kormoranen, die ebenfalls zum Nahrungsspektrum der Seeadler gehören, liegen im Horst. Teile von Jagdwild und Aufbruch, der von Jägern im Wald liegengelassen wurde, konnten ebenfalls in den Horsten nachgewiesen werden.

Bleihaltige Munitionsreste stellen dabei nach wie vor eine Gefahr für Seeadler dar, da Seeadler als Fleisch-, Fisch- und Aasfresser über eine sehr starke Magensäure verfügen. Diese löst im Magen die Nahrungsbestandteile einschließlich der Knochen der Beutetiere auf, zersetzt aber auch Blei, das sofort ins Blut geht und so die Adler vergiftet. Bleivergiftung gehört leider nach wie vor zu den Haupt-Todesursachen der Seeadler. Es ist schade, dass die Verwendung von Bleimunition bisher nicht reguliert wird. Aber immer mehr Jäger verwenden freiwillig bleifreie Munition und tragen damit zum Wohlergehen unserer Seeadler und ihrer eigenen Gesundheit bei.

Seit zwei Jahren fallen neben den alten Seeadlern auch Jungvögel im Horst der Vogelgrippe zum Opfer. Die Adler infizieren sich über ihre Beutetiere, meist Wasservögel, die erkrankt sind und so leichter vom Seeadler geschlagen werden. Auch durch Kollisionen mit Windkraftanlagen und an Bahntrassen kommen regelmäßig Adler zu Tode.

Die während der Beringung erhobenen Daten und die Wiederfunddaten der beringten Adler tragen zu einem besseren Verständnis bei, wie es dieser noch immer bedrohten Tierart gelingt, in unserem Kulturraum mit seinen vielen Gefahren zu überleben.  

In diesem Jahr konnten im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide 19 junge Seeadler beringt werden, die hoffentlich bald als „Könige der Lüfte“ über den Seen kreisen werden. Wer sich weiter über diese majestätischen Tiere informieren möchte, kann dies im Naturparkzentrum Karower Meiler in Karow tun.

Bild oben: Nach der Beringung erfolgt eine gründliche Vermessung und Untersuchung des Seeadlerjungen.
Bild im Text: Behutsam lässt Baumkletterer Philipp Wallert den jungen Seeadler  vom Horst herunter.
Bild unten: Alles gut überstanden: der junge Seeadler nach der Beringung. Das Daunenkleid dieses Jungvogel ist schon fast herausgewachsen.

@Evelin Kartheuser


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