Drei Frauen aus der Ukraine und ihr Weg in Waren

30. November 2022

Volles Haus, aber keiner da, der die Teller spült, der bei den Vorbereitungen in der Küche hilft oder die Flure saugt. Vor diesem Problem standen in der letzten Saison viele gastronomische Betriebe. Nach dem Fachkräftemangel herrscht in der Branche seit einigen Jahren auch ein Mangel an Arbeitskräften, die einfache Aufgaben übernehmen können und die im Idealfall sogar noch bereit sind, sich fehlende Kenntnisse nach und nach anzueignen. Auch in dem am Tiefwarensee gelegenen Hotel Amsee mangelte es im Frühjahr 2022 nicht nur an gut ausgebildeten Fachkräften, sondern ebenso an zuverlässigen Menschen, die bereit waren, sich in verhältnismäßig einfache Tätigkeiten einzuarbeiten. Gesucht wurden zum damaligen Zeitpunkt, eine Spülkraft, eine Reinigungskraft für den SPA Bereich, eine Frühstücks-Kellnerin und eine Küchenhilfe. Die offenen Stellen konnten schließlich mit Geflohenen besetzt werden, die im Frühjahr aus der Ukraine nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen waren.
Doch war der Weg bis zur Anstellung der Ukrainnerinnen wirklich so leicht?

Von 40 Ukrainerinnen, die auf dem Campus in Waren Amsee untergebracht waren, ergriffen zwei Frauen die Initiative und bewarben sich um eine Anstellung. Weitere Bewerberinnen folgten. Schließlich erhielten die ukrainischen Bewerberinnen im Rahmen eines zweiwöchigen Praktikums die Möglichkeit, den Betrieb kennenzulernen. Vier der Praktikantinnen wurden darauf über eine vom Jobcenter geförderte Anstellung im Hotel Amsee festangestellt.

In der Küche übernahm die aus Charkiv stammende Natascha Mostovenko (47) die Position der Küchenhilfe. Die Köche waren zunächst skeptisch, ob sie sich mit Natascha, die weder Deutsch noch Englisch sprach, verständigen können. Zwar hatten sie in der Spüle bereits gut Erfahrung mit einer ukrainischen Mitarbeiterin gemacht. Doch wie sollten Sie Natascha ohne direkte Verständigungsmöglichkeiten erklären, wie die Käseplatten auszusehen haben oder wie die Karotten für die Vorspeise geschnitten werden müssen?

Der Google-Übersetzer hilft

Um eine soziale und fachliche Integration in den Küchenalltag in die Wege zu leiten, wurde an den ersten beiden Arbeitstagen ein Übersetzer organisiert.  Ab dem dritten Tag musste zur verbalen Verständigung der Google-Übersetzer im Handy genügen. Doch die meisten Aufgaben führte Natascha schon nach wenigen Tagen ohne Erklärungen den Vorgaben gemäß aus. Fast schon erschüttert sagten die Köche: „Ihr musst du einmal zeigen, was zu tun ist, und dann merkt sie sich das, der absolute Wahnsinn!“

Natascha kam im März aus der Ukraine mit ihrer 11-jährigen Tochter und ihrer 83-jährigen Mutter über Polen und Berlin direkt in die Gemeinschaftsunterkunft in Waren Amsee an.  Ihr Mann und eine ältere Tochter blieben in der Heimat.

Vor dem Krieg hatte Natascha eine Reinigungsfirma mit zehn Mitarbeitern aufgebaut. Die Firma reinigte Krankenhäuser und führte Spezialreinigungen und Entrümpelungen in Messi-Wohnungen durch.  Von ihrem Ersparten konnte sich die Familie eine Wohnung in einem zentralen Bezirk in Charkiv kaufen. Die Wohnung wurden im Oktober durch einen russischen Bombenangriff komplett zerstört. Trotz dieses tragischen Ereignisses erschien sie gleich am nächsten Tag wieder bei ihrer Arbeit.

Auf der Suche nach einer eigenen Wohnung

Inzwischen haben sich die drei Frauen gut in Waren eingelebt. Die Tochter geht in die sechste Klasse der Friedrich-Dethloff-Schule und spricht mittlerweile schon recht gut Deutsch, Natascha besucht am Vormittag vor der Arbeit einen Sprachkurs und die 83-jährige Mutter kümmert sich um die Haushalts-Angelegenheiten und unternimmt bei gutem Wetter lange Spaziergänge am Tiefwarensee. Die Familie möchte die nächsten Jahre in Waren bleiben, doch eine Wohnung konnten sie auf konventionellen Weg bisher nicht finden.

Da Sie zum Jahresende aus der Gemeinschaftsunterkunft in Amsee ausziehen müssen, wird für diese drei starken Frauen auch auf diesem Weg nun nach einer geeigneten Wohnung. Gerne 3 bis 4 Zimmer, am besten in der Nähe des Papenbergs.

Wer helfen möchte, kann sich gerne bei Anika Waß oder Hannes Thies telefonisch unter 03991673691 oder per Mail an info@hotel-amsee.net melden.

Foto oben: Natascha Mostovenko mit ihrer Tochter Nastasia und ihrer 83-jährigen Mutter Nadiia am Tag ihrer Ankunft in Waren.
Foto im Text: Natasha mit dem F&B Manager des Hotels Amsee Robert in der Küche.


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