„Goldene Zeiten“ für Schulabgänger in der Müritz-Region

25. Mai 2016

Zum allerersten Mal  in einem April gibt es in unserem Landkreis mehr freie Ausbildungsplätze als Bewerber. „Goldene Zeiten“ also für Schulabgänger mit guten schulischen Leistungen. Sie können im Landkreis aus einem bunten Blumenstrauß von Angeboten wählen. Des einen Freud‘, des anderen Leid: Viele Arbeitgeber suchen noch händeringend nach Azubis.


Das Berufsberatungsjahr läuft jeweils von Oktober bis Ende September des Folgejahres. Entsprechend ist im Mai eine Zwischenbilanz fällig. Und die zeigt in diesem Jahr in der Seenplatte ein neues Bild: Weniger Bewerber, mehr Ausbildungsstellen als vor einem Jahr: 1 315 Jugendliche haben sich seit Oktober 2015 als Bewerber für eine Ausbildungsstelle bei den Arbeitsagenturen im Landkreis registrieren lassen. Das sind 21 Mädchen und Jungen oder 1,6 Prozent weniger als im April des vergangenen Jahres.
Die Ausbildungsbetriebe meldeten im gleichen Zeitraum 1503 freie Ausbildungsplätze, 169 oder 12,7 Prozent mehr.

Holzstempel auf Dokument: ArbeitsamtWas sich für die Schulabgänger als äußerst komfortabel erweist, stellt die Arbeitgeber in der Region vor große Nachwuchsprobleme: Insgesamt 872 Ausbildungsstellen sind bis zum Spätsommer noch zu besetzen, aber nur 833 junge Menschen sind noch auf der Suche nach einer Lehrstelle.

„Rein rechnerisch kommt derzeit auf jeden Bewerber mehr als eine freie Ausbildungsstelle. Diese Diskrepanz könnte sich zwar bis zum Sommer noch leicht relativieren, jedoch müssen wir damit rechnen, dass in der Seenplatte wieder Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben“, befürchtet der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse.

„Im vergangenen Jahr sind knapp 200 Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben“ sagt Besse. Dass nicht alle gemeldeten Berufsausbildungsstellen besetzt werden, konnten ist auch darauf zurückzuführen, dass die Ausbildungswünsche der Jugendlichen und die angebotenen Ausbildungsstellen in beruflicher oder regionaler Hinsicht nicht übereinstimmen. Auch ist die Neigung zum Abitur und Studium hierzulande ungebrochen hoch. „Auch das kostet Bewerber für Ausbildungsplätze.“

Nicht alleine die Noten sollten zählen

„Die Wünsche und Interessen der Jugendlichen decken sich leider nicht immer zu hundert Prozent mit den Anforderungen der Betriebe“, erklärt Besse. „Nicht alle Bewerber konnten die Messlatte der Betriebe erreichen, insbesondere was die Schulnoten in den Hauptfächern betrifft. In diesem Alter entsprechen die Zeugnisnoten jedoch nicht immer dem wahren Leistungsvermögen. Ich kann Betrieben deshalb nur raten – und viele machen das auch schon – die formalen Kriterien zurückzustellen und sich stattdessen Bewerber in der Praxis, beispielsweise während eines Praktikums, anzuschauen. Dabei entdeckt man viele Talente“, weiß der Agenturchef zu berichten.

„68 Prozent aller Bewerber konzentriert sich ausschließlich auf einen der „Top10 Berufe““, sagt der Agenturchef. Dabei sollten sich die Berufswünsche nicht nur nach den Interessen, sondern auch nach dem Angebot am Markt richten und die schulischen Leistungen, die Fähigkeiten und Motivation der Jugendlichen berücksichtigen.

„Berufe, die Jugendliche als körperlich anstrengend bewerten, bei denen sie Schmutz ausgesetzt sind und zu Zeiten arbeiten müssen, die mit ihrem Freizeitverhalten kollidieren, werden gemieden. Besonders betroffen sind die Landwirtschaft, das Handwerk, der Bau und der Hotel- und Gaststättenbereich.“

Jugendlichen mit weniger guten Schulnoten empfiehlt der Agenturchef „noch einmal Vollgas geben und vielleicht doch noch die ein oder andere Note rumreißen.“

Mehr Angebote als Bewerber gibt es in Malchin, der Stadt und Umland Neubrandenburg und in Waren. Deutlich mehr Bewerber als Stellen in Altentreptow und Demmin.


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