Gute Lage auf dem Arbeitsmarkt – Leider nicht für alle

26. November 2016

Die guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt im Landkreis der Mecklenburgischen Seenplatte reißen nicht ab: Die Arbeitslosigkeit sinkt und die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse steigt. Leider profitieren nicht alle Personengruppen. Darunter weit über 1.000 Menschen mit Handicap. Dies ist eine so große Gruppe von Menschen, die im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung deutlich schlechtere Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt haben.

Dabei bringen Menschen mit Handicaps genauso Kompetenzen und Qualifikationen mit, allein unter den arbeitslosen Schwerbehinderten lassen sich viele Fachkräfte finden. Dabei sollte es angesichts der Kluft, die der vermeintliche Mangel an Fachkräften hierzulande aufreißt, keinen Zweifel daran geben, dass alle Fachkräfte eine Chance auf eine gute berufliche Zukunft bekommen. Gleichzeitig können mehr als 2.000 freie Arbeitsstellen in der Seenplatte nicht besetzt werden.

Jeder Mensch gilt. Darin sind sich die vier Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung einig. Landrat Heiko Kärger, Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt, Arbeitsagenturchef Thomas Besse und Klinikum-Geschäftsführerin Gudrun Kappich wollen anlässlich der bundesweiten Aktionswoche das Thema Inklusion stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft rücken.

Bessere Chancen für behinderte Menschen gefordert

„Gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource, die unsere Region hat. Diesen Schatz müssen wir hegen, pflegen und manchmal auch erst heben. Das gilt umso mehr für die Menschen mit gesundheitlichem Handicap. Noch immer gelingt es ihnen nicht auf Anhieb, bei der Stellenbesetzung in die engere Wahl zukommen. Unternehmen werden es sich nicht mehr leisten können, auf das Potential dieser Menschen zu verzichten. Denn der Wettbewerb um die besten Köpfe hat sich spürbar verschärft. Eine effektive Personalpolitik – frei von Vorurteilen – ist ein entscheidender Schlüsselfaktor im Wettbewerb.“

Und unisono sagen sie weiter: „Wir brauchen noch mehr Engagement für Menschen mit Behinderung – aus allen Teilen der Gesellschaft.“

Das Handicap macht keinen Unterschied: Nicole Wodrich, im Diakonie Klinikum Neubrandenburg
Im Dietrich-Bonhoeffer Klinikum in Neubrandenburg ist man froh, die gelernte Bürokauffrau im Team der Finanzabteilung zu haben. Hier ist man mit der Beschäftigung von Mitarbeitern mit Behinderung schon lange vertraut. 177 Schwerbehinderte und ihnen gleichgestellte Mitarbeiter arbeiten an den vier Standorten des Klinikums in Neubrandenburg, Altentreptow, Malchin und Neustrelitz. Der Anteil der Schwerbehinderten unter den Beschäftigten des Klinikums lag 2015 bei über acht Prozent und damit höher als die vom Gesetzgeber geforderte Beschäftigungsquote.

Klinikum hat gute Erfahrungen gemacht

Jemanden mit einer Behinderung einzustellen, das ist für die Geschäftsführerin Gudrun Kappich absolut normal, wenn der Bewerber für die Tätigkeit die entsprechende Eignung mitbringt. „Nicole Wodrich hat sich schnell eingearbeitet. Abgesehen vom Rollstuhl ist ihre Behinderung nicht zu spüren“, betont Gudrun Kappich.

In der Aktionswoche setzen die Arbeitsagentur und Jobcenter im Landkreis auf fundierte Beratung durch besonders geschulte Fachkräfte. Diese beraten Personalentscheider und unterstützen sie dabei, wie zum Beispiel Arbeitsplätze an die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Handicap angepasst werden können, unterstützen den Betrieb bei der Organisation und zeigen letztlich finanzielle Fördermöglichkeiten auf.

Während die Zahl der Arbeitslosen in den vergangenen fünf Jahren (gleitender Jahresdurchschnitt) insgesamt um 4638 oder 22 Prozent gesunken ist, ist sie bei den Schwerbehinderten – im gleichen Zeitraum – um beinahe 100 oder 9 Prozent gestiegen.

Im Oktober 2016 waren im Landkreis Mecklenburgischen Seenplatte 14 441 Männer und Frauen arbeitslos – darunter 1.188 schwerbehinderte Menschen. Das entspricht einem Anteil von 8,2 Prozent.Arbeitslose Schwerbehinderte sind überwiegend ältere Menschen. Fachkräfteanteil bei schwerbehinderten Arbeitslosen etwas höher.


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