Immer weniger Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern

3. März 2023

In Mecklenburg-Vorpommern als landwirtschaftlich geprägte Region gibt es immer weniger Tierhaltung. Das erklärte Landwirtschaftsminister Till Backhaus auf dem Landwirtschaftstag in Linstow und machte erneut deutlich, dass die Tierhaltung in MV unter enormen Druck steht: „Schweine können schon seit drei Jahren nicht mehr rentabel gehalten werden. Jedes Jahr steigen rund 10 Prozent aller Halter aus, und die Unsicherheiten durch die misslungene Tierhaltungskennzeichnung oder die fehlenden Aussagen des Bundeslandwirtschaftsministerium zu einer möglichen Investitionsförderung verschlimmern die Situation.“ Ähnliches drohe jetzt auch bei der Putenhaltung, wenn der Bund ohne vorherige Abstimmung auf europäischer Ebene Alleingänge umsetzen wolle und vorschlage, die Menge der gehaltenen Tiere um mehr als 30 Prozent im Vergleich zum jetzigen Standard zu senken.

„Das ist eine Benachteiligung der heimischen Erzeugung und unter solchen Bedingungen kann in Deutschland nicht mehr rentabel produziert werden. Die Folge: Es wird auch in Zukunft noch Putenhaltung in der EU geben und Fleisch auf deutschen Ladentheken, nur kommt es dann nicht mehr aus Deutschland. Dabei brauchen wir die Tierhaltung für die Kreislaufwirtschaft. Nutztiere liefern organischen Dünger wie Mist und Gülle, halten Landschaften offen und sind außerdem wichtiger wirtschaftlicher Faktor für viele Menschen“, so Backhaus.

Statt immer neuer Einschnitte brauche es deshalb Planungssicherheit für die Erzeuger. Dazu gehören aus Sicht von Backhaus klare rechtliche Rahmenbedingungen und Auslegungen im Baurecht, die Beschleunigung bei Genehmigungsverfahren und die finanzielle Förderung des Umbaus der Tierhaltung, wie von der Borchert-Kommission angedacht. Die Überarbeitung der Tierwohl-Standards sei zudem ein wichtiges Anliegen, das angepackt werden müsse.

Preise für Schlachtschweine müssen steigen

„Mit den bisher vorgelegten Eckpunktepapieren und Gesetzentwürfen der Bundesregierung bin ich nicht einverstanden. Anstatt den auf einem breiten Konsens von Experten und unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessenvertretungen fußenden Borchert-Plan komplett umzusetzen, wird durch das Bundesministerium nur ein Teil des ursprünglichen Konzeptes angegangen. So wird ein Ansatz, der viel Zuspruch erfahren hat, wirkungslos. Er erzeugt keinerlei Aufbruchsstimmung, sondern eher das Gegenteil – Frust und Perspektivlosigkeit bei den Tierhaltern. Die Bundestagsfraktion der Grünen hat Ergebnisse bei der Tierhaltungskennzeichnung und den Umbau der Tierhaltung als wichtigstes Ziel für das Jahr 2022 deklariert. Das Jahr 2022 ist längst beendet, die Bilanz mager“, führte der Minister aus.

Er betonte, dass sich vor allem der Rückgang der Schweinehaltung in Deutschland rasant beschleunige. Im Jahr 2022 sei die Zahl der schweinhaltenden Betriebe in Deutschland um 1.900 auf 16.900 zurückgegangen. Gleichzeitig finde eine Verlagerung der Produktion ins Ausland statt. Inzwischen habe Spanien der Bundesrepublik den Rang als Schweineproduzent Nr. 1 abgelaufen.

Auch Mecklenburg-Vorpommern, die viehärmste Region Deutschlands, verliere weiter massiv in diesem Bereich, sagte er weiter. Die Auszahlungspreise für Schlachtschweine seien mit 2,02 Euro/kg zwar besser als in den Vorjahren, die höheren Auszahlungspreise werden aber durch den starken Anstieg aller Kostenpositionen bei den Vorleistungen nicht gedeckt. Benötigt würden 2,49 Euro/kg, um alle Kosten abzudecken.

Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im September 2020 und die Coronapandemie haben diese Entwicklung zusätzlich verstärkt.

„Erfreulich ist jedoch, dass die Krisen der vergangenen Jahre dazu geführt haben, dass die Leistungen der Landwirtschaft stärker anerkannt und die tägliche Versorgung mit Nahrungsmitteln höher wertgeschätzt werden. Gleichzeitig werden umfassende gesellschaftliche Erwartungen an die Landwirtschaft gestellt, zum Beispiel, was den Schutz unserer natürlichen Ressourcen anbetrifft. Damit die Branche diese Verantwortung vollumfänglich wahrnehmen kann, ist es unabdingbar, dass diesen Aufgaben entsprechende Entlohnungssätze gegenüberstehen“, sagte Backhaus.

Positive Effekte auf die Landwirtschaft insgesamt und die Tierhaltung und das Tierwohl im Speziellen verspricht sich Minister Backhaus von der fortschreitenden Digitalisierung, die es schon heute ermögliche, präzise zu düngen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen oder Arzneimittel bedarfsgerecht zu verabreichen. 


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