Internatsgymnasium Schloss Torgelow feiert 30. Geburtstag

6. Juli 2024

Die Einwohnerzahl der Gemeinde Torgelow schnellt heute richtig nach oben: Die Internatsschule Schloss Torgelow erwartet 550 ehemalige Schülerinnen und Schüler, die aus ganz Deutschland und dem Ausland anreisen. Und das hat einen besonderen Grund: Schloss Torgelow feiert den 30. Geburtstag. Mario Lehmann, Gründer und Träger Schloss Torgelows, blickt auf die Anfangsjahre zurück und erläutert das Erfolgskonzept: maximal 12 Schüler in einer Klasse, leistungsorientierte Förderung, ein engagiertes Team, über 80 außerschulische Angebote jede Woche und eine starke Gemeinschaft. Seit 30 Jahren gehören Torgelower Schüler zu den besten Abiturienten im Land. Ein besonderes Konzept feiert Geburtstag.

1994 haben Helge und Mario Lehmann ihren Traum von einer Schule für begabte Schüler Wirklichkeit werden lassen. Standort des einmaligen Projekts in Deutschland ist die kleine Gemeinde Torgelow am See bei Waren inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte.

Am 28. August 2024 wird Schloss Torgelow dreißig Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums an diesem Wochenende über 550 ehemalige Schülerinnen und Schüler in Torgelow am See erwartet. „Wir freuen uns über die Verbundenheit unserer Ehemaligen und sind stolz darauf, wenn sie wiederkommen und uns von ihren beruflichen und privaten Erfolgen berichten“, sagt Mario Lehmann.

Torgelow liegt idyllisch am See, bietet auf den ersten Blick aber wenig für Jugendliche. Nicht einmal ein gutes Handynetz. Wer telefonieren will, muss genau diesen einen Punkt finden, an dem es Empfang gibt und darf sich dann auch nicht doll bewegen. Trotz allem hat die Schule sich zu einem Anziehungspunkt für begabte Kinder aus ganz Deutschland entwickelt.

Nicht ohne Grund, denn während das deutsche Bildungssystem in der neuen PISA-Studie schlechte Noten erhalten hat, überzeugt das Internatsgymnasium Schloss Torgelow seit Jahren mit akademischen Höchstleistungen. 2024 lag der Abiturschnitt bei 1,8 für den ganzen Jahrgang. Fast 10 Prozent des Abiturjahrgangs erreichten den Traumschnitt von 1,0 8WsM berichtete).

Kleine Klassen garantiert

Vor 30 Jahren war unklar, ob die Idee, eine Internatsschule für motivierte und leistungsstarke Schüler zu gründen, langfristig funktionieren würde. Das Erfolgsrezept der Schule liegt sicher in den kleinen Klassen. Wer ein Klassenzimmer auf Schloss Torgelow betritt, findet dort nur 12 Schülerplätze.

Schulgründer Mario Lehmann, den es 1994 mit seinem Vater nach Mecklenburg-Vorpommern zog, ist Jahrgang 1964. Er kannte aus den 70er Jahren Klassen mit 40 Schülern. Was heute undenkbar ist, war damals die Regel. „Mit der vertraglichen Garantie der 12er-Klasse wollten wir einfach jedem Schüler seine Zeit im Unterricht geben. Keiner sollte sich so langweilen, wie ich das in der großen Klasse getan habe.“

Neben den kleinen Klassen ist der digitale Fortschritt ein weiterer Erfolgsfaktor. Tafeln gibt es in den Klassenzimmern schon lange nicht mehr. Sie wurden durch digitale Touchscreens ersetzt. Ab der 7. Klasse haben heute alle Schüler ein iPad. Geschrieben wird in einer digitalen App, und alle Bücher stehen online stets zur Verfügung. Obwohl das Land Mecklenburg-Vorpommern das Internatsgymnasium immer noch nicht mit schnellem Internet versorgt hat, läuft die Verbindung ins World Wide Web problemlos. Elon Musk und Starlink sei Dank. Vier Satellitenschüsseln auf den Dächern der Gebäude ersetzen das, was das Land nicht liefern kann.

Klarer Leistungsanspruch

Schloss Torgelow sieht sich seit 30 Jahren als eine Schule für die Leistungsspitze. Es gibt vier Mal im Jahr Zeugnisse und Beurteilungen. Tests und Klausuren folgen einem klaren Plan. Die Quartalsschnitte aller Schüler finden sich in einem Schaukasten wieder. Ihre Veröffentlichung löst in der Regel einen Massenansturm aus. Leistung lohnt sich auf Schloss Torgelow. Wer besser ist, darf seine Hausaufgaben im Zimmer machen, die anderen im betreuten Studierzimmer. Aber auf Schloss Torgelow ist quasi jeder besser, denn bei der Aufnahme gibt es klare Kriterien. Wer nicht mindestens einen Schnitt von 2,5 hat, darf die Schule nicht besuchen.

Damit der Alltag und das Zusammenleben gut funktionieren, gibt es ein verbindliches Regelwerk. Handys darf man bis zur 9. Klasse nur wenige Stunden am Tag haben, klare Regeln zu Alkohol und Rauchen sowie regelmäßige Drogentests sind selbstverständlich.

Mario Lehmann ist vom Wert einer Internatsausbildung überzeugt. Besonders deutlich wurde dies in der Corona-Zeit, in der die meisten Kinder in Deutschland allein zuhause gesessen haben – auf Schloss Torgelow war die Schule genau einen Tag geschlossen, dann gab es ein zuverlässiges Online-Teaching entsprechend dem normalen Stundenplan. Anschließend wurde in einer „geschlossenen Bubble“ vor Ort weiterunterrichtet. Die Schüler fühlten sich in der Krise in der Gemeinschaft gut aufgehoben.

Ein Internat lebt von Gemeinschaftserlebnissen, und davon gibt es in Torgelow reichlich: über 80 außerschulische Angebote aus den Bereichen Sport, Kreativ, Technik und Soziales jede Woche, Teamwettbewerbe, Sportevents oder auch Workshops zur Berufsvorbereitung für die Oberstufenschüler.

Wartelisten sind die Regel

Schloss Torgelow freut sich über eine große Nachfrage. Eltern melden zurück, dass sie lange nach einer Schule mit einem klaren und werteorientierten Schulkonzept gesucht haben. Die Schüler freuen sich, dass sie Leistung zeigen dürfen und sich die Lehrer Zeit für sie nehmen.

„Auf einer Skala von 1-10 ist Schloss Torgelow eine 10.000“, sagt Anna aus der fünften Klasse nach einigen Wochen Schul- und Internatserfahrung. Sie hat sich ihre letzten Noten und ihre Beurteilungen genau angeschaut. „Yes, ich bin ein Sternie“, sagt Anna. „Ich darf 15 Minuten eher aus der Hausaufgabenzeit gehen, weil ich super Noten habe.“ Auch hier gilt das Leistungsprinzip. Wer einen schlechteren Notendurchschnitt am Ende des Beurteilungszeitraums hat, muss länger bleiben. Für die Kids ist das ganz normal.

Die Lehmanns sind eine Internatsfamilie

Internat und Schule haben in der Familie Lehmann eine lange Tradition. Mario Lehmanns Großmutter Erna Lehmann hat bereits 1961 das Kurpfalz-Internat in Bammental bei Heidelberg gegründet. Gründungsidee war damals, eine Schule für ihren Sohn Helge zu eröffnen. Nach dem Abitur des Sohnes sollte die Schule wieder geschlossen werden. Der Erfolg des Kurpfalz-Internats ließ die Entscheidung reifen, die Internatsschule weiter zu betreiben und zu wachsen. Heute besuchen 170 Schüler das Internat in Bammental.

1992 kamen die Lehmanns erstmals nach Mecklenburg-Vorpommern und verliebten sich in das weiße Schloss am Torgelower See. Nach knapp einem Jahr Bauzeit der neuen Gebäude und der Instandsetzung des Altbestandes begrüßte Familie Lehmann am Eröffnungstag im August 1994 genau 100 Schülerinnen und Schüler und beschäftigte 30 Mitarbeiter.

30 Jahre später kümmern sich 100 Kollegen um 270 Schüler. „Unser Dank gilt anlässlich des Jubiläums zuallererst unseren Mitarbeitern. Sie kümmern sich engagiert und kompetent um die Schüler. Sie machen Schloss Torgelow zu einem Ort, in dem die Kids erwachsen werden können, wo sie umfangreiches Wissen vermittelt bekommen und in der Gemeinschaft lernen, für andere da zu sein“, fasst Mario Lehmann seine Gedanken zum dreißigjährigen Bestehen seiner Internatsschule zusammen.

Wie es in den nächsten Jahren weitergeht, folgt ebenfalls einem klaren Plan. Die vierte Generation hat Verantwortung übernommen und ist mittlerweile Teil des Leitungsteams – sowohl auf Schloss Torgelow als auch am Kurpfalz Internat in Bammental. „Ich freue mich darauf, dass meine Töchter nach und nach das Ruder übernehmen“, sagt Mario Lehmann. „Mein Vater hat mir auch das entsprechende Vertrauen geschenkt. Diese wertvolle Erfahrung gebe ich gerne an meine Töchter weiter.“

www.schlosstorgelow.de

„Wir sind Müritzer“ gratuliert ganz herzlich zum 30. Geburtstag und hofft auf viele weitere Berichte von Schloss-Torgelow-Schülern und ihren Erfolgen!


Kommentare sind geschlossen.