Job-Speed-Dating: Chance oder Risiko für Unternehmen und Bewerbende?

21. April 2023

Der Ausbildungs- und Fachkräftemarkt steckt deutschlandweit in einer Krise. In vielen Branchen fehlen 10.000 helfende Hände und mehr. Für Unternehmen eine große Herausforderung, denn sie müssen um die wenigen Fachkräfte buhlen. Dafür ist Kreativität gefragt, die schon bei der Suche beginnt. Ein neuer Trend dabei ist Job-Speed-Dating. Doch wie erfolgversprechend ist diese Art der Bewerbenden-Rekrutierung wirklich? Hier gibt es die Antworten.

Darum ist das rasante Date mit dem neuen Arbeitgebenden so vorteilhaft

Für viele Bewerbende und Recruiter hat das Speed-Dating einen wesentlichen Vorteil: die Zeitersparnis. An einem Tag lassen sich gleich mehrere Termine wahrnehmen und die Chancen auf den optimalen Job/den passenden Arbeitnehmenden steigern. Interessant ist dieses Konzept vor allem für angehende Auszubildende.

Suchen sie einen passenden Betrieb, um den beruflichen Traum zu verwirklichen, ist das Job-Speed-Dating optimal. Innerhalb kürzester Zeit können sie sich verschiedene potentielle Ausbildungspartner ansehen und müssen dafür gar nicht viel Zeit einplanen. Auch, wenn sich bei einem mehrminütigen Gespräch bereits das Gefühl breitmacht, dass dieser Arbeitgebende/Arbeitnehmende wohl nicht infrage kommt, wird nicht zu viel Zeit verschenkt. Schließlich dauert die meisten Job-Dates nur maximal 20 Minuten.

Das Speed-Dating hat noch einen anderen Vorteil: die Persönlichkeit. Bewerbenden und Arbeitgebenden können sich gegenübersitzen und mit ihrer Persönlichkeit überzeugen. Wer sich auf Dating Websites registriert, hat diese Chance nicht. Stattdessen erstellen die angemeldeten Singles ein Profil mit einem oder mehreren ausgewählten Fotos und einem Text. Der Nachteil daran: Andere Nutzer nehmen die preisgegebenen Informationen unterschiedlich wahr, sodass daraus womöglich eine falsche Vorstellung/falsche Erwartungshaltung entstehen kann. Treffen sich beide Singles hingegen offline im realen Leben, ist der Eindruck viel leichter und auch hier tritt die Persönlichkeit in den Vordergrund.

Diese Authentizität machen sich auch Arbeitgebende bei ihrer Suche nach geeigneten neuen Mitarbeitenden zunutze. Immer häufiger treten Zeugnisse und Schulnoten in den Hintergrund, stattdessen werden die menschlichen Vorzüge, Interessen und Erfahrungen in den Mittelpunkt gerückt. Auch das ist für Suchende eine Chance, denn nicht jedem macht die schulische Ausbildung oder das Studium so viel Spaß, um hier Bestnoten zu erzielen. Bei den praktischen Aufgaben hingegen sind die Leistungen viel besser und genau darauf kommt es immer mehr Unternehmenden an.

Die Nachteile beim Job-Speed-Dating

Neben den vielen Vorzügen gibt es beim Job-Speed-Dating auch einige Nachteile. Die kurze Zeit für das Gespräch ist Fluch und Segen zugleich. Möchten Bewerbende und/oder Unternehmende doch noch mehr voneinander erfahren, bleibt dafür häufig keine Möglichkeit mehr. Doch dieser Nachteil lässt sich leicht umgehen, denn bei einem gegenseitigen Interesse und zusätzlichem Redebedarf kann ein Folgetermin vereinbart werden.

Der erste Eindruck entscheidet, zumindest meistens. Doch erfahrene Recruiter müssen auch, dass die Speed-Einschätzung auch täuschen kann. Nicht immer bestätigt sich der fachlich kompetente oder charmante Eindruck der ersten Minuten auch später. Um herauszufinden, ob sich hinter dem Gesprächspartner eine Mogelpackung verbirgt, helfen die richtigen Fragen. Um das Fachwissen auf die Probe zu stellen, könnten Recruiter beispielsweise ein bis zwei unverfängliche Fragen in das Gespräch integrieren. Die Reaktion der Bewerbenden zeigt, ob sie wirklich so souverän sind, wie anfangs angenommen. Gleiches gilt natürlich auch für Bewerber, denn sie können ihre potentiellen neuen Arbeitgebenden mit den richtigen Fragen ebenso testen. Eine kleine Liste hilft, den Überblick zu behalten und den kurzen Zeitrahmen effizient zu nutzen.

Job-Speed-Dating ist weniger für introvertierte Menschen geeignet. Sie haben häufig nicht nur Mühe, die richtigen Worte zu finden, sondern geraten durch den engen zeitlichen Rahmen zusätzlich unter Druck. Nervosität, Unbeholfenheit und Unsicherheit können sich daraufhin breitmachen und für einen schlechten Eindruck sorgen. Ein vorheriges Training einer Job-Dating-Situation kann helfen, Ängste zu überwinden und die richtigen Worte zu finden. Freunde oder die Familie könnten als Gesprächspartner dienen und die Stoppuhr für den „echten“ Zeitdruck sorgen. Je häufiger solch eine Speed-Dating-Situation geübt wird, desto leichter wird sie gehen.


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