Lachen, leben, sterben: Warens Hospiz feiert dritten Geburtstag

22. Oktober 2022

Stimmengewirr, ausgelassenes Lachen, Menschen mit lustigen Hütchen, Kaffeeduft und ausgefallene Kuchen-Kreationen. Party-Atmosphäre eben. Aber dort, wo viele Menschen sie gar nicht erwarten würden: Im Warener Hospiz „Müritzpark“. Die Einrichtung hat in dieser Woche ihren dritten Geburtstag gefeiert. Doch es braucht eigentlich gar keine besonderen Anlässe – im Hospiz, in dem viele Leben zu Ende gehen, wird oft und gerne gefeiert und gelacht. Es wird gelebt, wie Chefin Claudia Bajorat es sagt. Bis zum Schluss. Und eben ganz anders, als es sich Menschen, die noch nie mit einem Hospiz in Berührung gekommen sind, vorstellen. Mehr als 200 Frauen und Männer haben die 19 Mitarbeiter um Claudia Bajorat seit der Eröffnung betreut. Und nicht nur sie, sondern auch ihre Angehörigen.

Für die Gäste des Hospizes mit seinen zehn Zimmern gibt keinen vorgeschriebenen Tagesablauf. Wer um 7 Uhr aufstehen und frühstücken möchte, bekommt, sein Frühstück eben um 7 Uhr, wer lieber erst um 11 Uhr Lust auf Brötchen und ein weich gekochtes Ei hat, isst erst um 11 Uhr. Und selbst wenn die Gäste mitten in der Nacht Heißhunger auf irgendetwas haben, geben die Mitarbeiter alles, auch diese Wünsche zu erfüllen.

“Wir versuchen, alles zu tun, damit das Leben bis zum Schluss lebenswert ist. Viele Menschen, die zu uns kommen, blühen noch einmal richtig auf, setzen sich mit ihrem bisherigen Leben auseinander, fangen an, über Dinge zu reden, über die sie nie gesprochen haben und finden bei uns auch Zuhörer”, erzählt Claudia Bajorat. Die Mitarbeiter des Hospizes haben Zeit und nehmen sich Zeit für die Bewohner. Auch wenn sie wissen, dass die Zeit mit den Frauen und Männern, um die sie sich kümmern, zumeist begrenzt ist. Unterstützt werden die 19 Mitarbeiter von fünf ehrenamtlichen Helfern, die regelmäßig vorbei schauen und bei einem Anruf auch ganz fix zur Stelle sind.

Alpakas kommen mit dem Fahrstuhl

Zu den Unterstützern zählt auch Warens ehemaliger Bürgermeister Günter Rhein (auf dem Bild mit Claudia Bajorat). Er ist seit fast zehn Jahren Hospizbotschafter des DRK Mecklenburgische Seenplatte und erinnerte bei der Feier zum dritten Geburtstag an den steinigen Weg, den die Einrichtung hinter sich hat. „Es war nicht leicht, in Waren ein Hospiz zu errichten, aber es war die richtige Entscheidung“, so Günter Rhein.

Durchschnittlich leben die Gäste vier bis sechs Wochen in den farbenfroh gestalteten Zimmern des Hospizes. Einige sind nur wenige Tage da, andere einige Monate. Wenn gewünscht, dürfen Angehörige auch über Nacht bleiben. Kein Tag gleicht dem anderen. Die Mitarbeiter haben immer irgendetwas auf dem “Faden”. Mal wird gemeinsam gekocht oder gebacken, an anderen Tagen gespielt, und auch Ausflüge gehören zum Programm – alles natürlich auf freiwilliger Basis. Gerne erfüllen die Betreuer auch besondere Wünsche. Regelmäßig schauen beispielsweise die Alpakas aus Penkow vorbei, fahren brav mit dem Fahrstuhl in das oberste Stockwerk und begrüßen die Gäste höflich. Die Tiere mit ihren niedlichen Gesichtern bringen die schwerkranken Gäste nicht nur auf andere Gedanken, sondern lassen sie häufig regelrecht aufleben.

Hospiz-Paten können unterstützen

Die Gäste des Hospizes müssen sich zum Glück keine Sorgen darüber machen, wie sie ihren Aufenthalt dort finanzieren. Die Kosten werden komplett übernommen. Ganz so entspannt ist die Situation für das DRK nicht. Denn die Betreiber erhalten nur 95 Prozent der Kosten, fünf Prozent müssen selbst eingeworben werden. Das ist allerdings keine Sparmaßnahme, sondern soll unter anderem dazu dienen, dass mit der Hospiz-Arbeit keine Profite erwirtschaftet werden. Doch für die Mitarbeiter des Warener Hospizes bedeutet das beispielsweise, jährlich zwischen 50 000 und 60 000 Euro einzuwerben. Gerade in Corona-Zeiten ein schwieriges Unterfangen, denn Benefizveranstaltungen gab es so gut wie gar nicht. Dennoch trudeln bei Claudia Bajorat immer wieder Spenden-Schecks ein. Von Vereinen, die auf Festen gesammelt haben, genauso wie von Privatpersonen, denen es wichtig ist, die Arbeit des Hospizes zu unterstützen. Und da gibt es auch noch Katharina Wennmann, die sich immer wieder neue Aktionen einfallen lässt, wie beispielsweise die Versteigerung eines Rammstein-Buches oder die Verlosung von handsignierten Büchern des Bestseller-Autoren Sebastian Fitzek, die gerade wieder läuft.

Zudem können Unternehmen und Privatpersonen „Hospiz-Pate“ werden und damit die Arbeit – je nach Wunsch und eigenen Möglichkeiten – unterstützen. Auch „Wir sind Müritzer“ hat sich entschlossen, die so wichtige Arbeit dieser Einrichtung als „Hospiz-Pate“ zu begleiten.


3 Antworten zu “Lachen, leben, sterben: Warens Hospiz feiert dritten Geburtstag”

  1. Gertrud Wagner sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum 3.Geburtstag.Ich wünsche Ihnen viel Unterstützung für das Hospiz und Anerkennung für die lieben Mitarbeiter und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Es ist eine gute Sache und es ist schön , dass es immer mehr Hospize ins Leben gerufen werden.
    Ich war über 20 Jahre ehrenamtlicher Mitarbeiter im Franziskus Hospiz Hochdahl und auch bei uns gab es zuerst Widerstand ,heute sind wir herzlich willkommen. Ĺiebe Grüße Gertrud Wagner

  2. CADB sagt:

    Sehr interessanter und bewegender Artikel.

  3. Bettina sagt:

    Hallo ich arbeite auch seit 2 Jahren in ein Hospiz.Ich stehe jeden Morgen viel zu früh auf um endlich auf Arbeit zu kommen.Meine Kolleginen und Kollegen sind für mich wie eine kleine Familie.Unsere Gäste sind etwas besonderes und es macht jeden Tag Spass mit Ihnen.Ich bin endlich angekommen in meinem Job fürs Leben.