Mann sollte sterben – Lärz-Prozess steuert auf Höhepunkt zu 

1. Dezember 2021

Der sogenannte Selbstjustiz-Prozess von Lärz steuert langsam auf das „Ende der ersten Halbzeit“ zu – und die Angeklagten scheinen sich relativ sicher zu fühlen. Immer wieder unterhalten sich die 26-jährige Angeklagte und ihre Mitangeklagten im Gerichtssaal, obwohl das eigentlich nicht sein soll. Lächelnd oder auch kopfschüttelnd quittieren sie so manche Zeugenaussagen. Ob das so bleibt ist fraglich, denn in Kürze wird der vorläufige Höhepunkt des Verfahrens erwartet: Der Geschädigte soll am 9. Dezember am Landgericht vor seinen mutmaßlichen Peinigern aussagen und danach einer der wichtigsten Polizeiermittler. Dann wird sich langsam herausschälen, wie das Ganze wirklich abgelaufen ist. Auch wenn inzwischen einige Zeugen berichtet haben, wie die vier Angeklagten den 39-jährigen Mann einfach mal traktiert haben sollen. Dem Quartett wird versuchter Mord und Freiheitsberaubung vorgeworfen (WsM berichtete). Sie schweigen bisher eisern dazu, und hoffen, dass das eine gute Taktik ist.

Die Vier sollen einen Nachbarn aus Lärz schlimm misshandelt, ihn erniedrigt und zu einem Militärgelände verschleppt haben. Dort sei der Mann in einen Bunker gestoßen worden, wo er sterben sollte. Der Schwerverletzte konnte sich aber gerade noch rechtzeitig befreien, wie er in einem Video schilderte.

Zuletzt hatte ein Bekannter des ältesten Angeklagten kein Blatt vor den Mund genommen. Er sagte vor Gericht, wie er an dem Tag Ende Februar nach Lärz gerufen worden war, um bei der Misshandlung zu helfen. Dabei hatte er das Opfer mit kurzen Hosen in der Badewanne sitzen sehen. Er war gezeichnet von Gewalt. Die beiden jüngeren Angeklagten, darunter der aktuelle Freund der 26-Jährigen, hätten im Bad gestanden und laut auf den Mann eingeschrien. Dann auch mit eine Art Stange zugeschlagen. Der Zeuge sagte, er sei lieber wieder weggefahren. Später habe er sich gefragt, ob man die Polizei holen sollte.

Nun  hat sich eine weitere Zeugin daran erinnert, was ihr die Angeklagte alles rüber diese Art Strafaktion erzählt hatte. Weil diese Frau aber aus dem Umfeld der Angeklagten schon ernsthaft bedroht worden war, konnte sie hinter verschlossenen Türen aussagen. Dabei soll sie bei ihren bisherigen Angaben geblieben sein. Aus diesen Aussagen hatte die Polizei bisher geschlussfolgert, wie brutal dem 39-Jährigen damals „mitgespielt“ wurde.

Hintergrund des Ganzen war, dass die 26-Jährige immer wieder davon erzählt hatte, dass der Geschädigte Nacktbilder von Kindern auf dem Handy hatte. Daraus zogen die Angeklagten in Lärz den Schluss, dass der Mann, der gern Alkohol getrunken haben soll,  sich sexuell an Kindern vergehen würde. Beweise gab es nicht, Und statt die Aufklärung aber den für Recht und Gesetz zuständigen Leuten zu überlassen, übernahm man dies wohl gern lieber selbst.

Einige der Zeugen wollen sich aber nicht erinnern. Man wisse nicht mehr genau oder kann sich nicht erinnern, oder wolle lieber gar nicht zu Ungunsten eines Verwandten aussagen, heißt es immer wieder. Deshalb wird es auf die nächsten Verhandlungstage besonders ankommen. Der 47-Jährige aus Mirow, der reichlich tätowierte Ex-Lebensgefährte der 26-jährigen Angeklagten, und diese Frau müssen sich zudem wegen Drogenhandels mit nicht geringen Mengen verantworten. Bei ihnen waren Amphetamine gefunden worden.


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