Mann verliert 50 000 Euro – Schockanrufe häufen sich

11. Dezember 2020

Ein 86 Jahre alter Mann aus Wolgast hat durch eine Betrügerin rund 50.000 Euro verloren. Nach derzeitigen Kenntnissen war der Betrügerin wahrscheinlich bekannt, dass der Mann im Aktienhandel aktiv war, denn darauf baute der Erstkontakt auf – was erneut zeigt, wie professionell und bestens vorbereitet die Betrüger auftreten. Der Mann wurde dadurch zunächst nicht stutzig.
Nachdem die Betrügerin namens „Klara“ über einen längeren Zeitraum Vertrauen zu dem Opfer aufgebaut hat und es zunächst thematisch um Aktien und Co. ging, hatte das Opfer plötzlich Schwierigkeiten mit seinem PC und dem Online-Banking.

Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen den Kontakten mit der Betrügerin und dem Auftreten von Computer-Problemen bei dem Geschädigten wird derzeit noch ermittelt. Die Frau bot ihm schließlich Hilfe bei der Beseitigung der Probleme an. Von da an wurde in mehreren Schritten Geld vom Konto des Mannes abgebucht.
Zwischenzeitlich suggerierte ihm die Betrügerin, dass sie sich privat in einer hilflosen Situation befinde und Geld benötige. Er half ihr aus und verkaufte dafür sogar sein Auto. Den Erlös des Autoverkaufs buchte sich die Betrügerin ebenfalls direkt von seinem Konto ab.

Als dem Senior die ganzen Abbuchungen merkwürdig erschienen, ging er schließlich zur Polizei und erstattete Anzeige.

Neben dieser Form des Betruges – quasi eine Mischung aus „romance scamming“ und „Tan-Betrug“ kommt es derzeit in unserer Region zu vermehrten Betrugsanrufen bei älteren Menschen, die aktuell jedoch glücklicherweise beim Versuch blieben.

Vor allem „Schockanrufe“ häufen sich derzeit: In Stretense (LK VG) wurde einem Ehepaar (beide über 80 Jahre alt) berichtet, dass ihr Sohn einen Unfall gehabt habe, deswegen in Haft sei und daher dringend 20.000 Euro für die Kaution benötige. Das Ehepaar war zwar zunächst sehr verunsichert und verängstigt, reagierte aber letztlich so besonnen, dass es den Sohn selbst anrief und dazu befragte. So stellte sich der Betrugsversuch heraus und die Polizei wurde informiert.

Seniorenhandy als vorbeugende Maßnahme

In Groß Miltzow im landkreis Mecklenburgische Seenplatte wurde einer 80-Jährigen am Telefon erzählt, ihre Enkelin habe einen tödlichen Unfall verursacht und brauche nun dringend 25.000 Euro. Die Frau legte auf.

„Wir warnen eindringlich davor, Kontodaten oder Zugänge zu Online-Zahlverfahren gegenüber Dritten preiszugeben – auch wenn diese scheinbar vertraut wirken oder sich als Mitarbeiter einer Bank oder Computerservice-Firma ausgeben. Bei Zweifeln bezüglich der Echtheit von Anrufen – ob nun angeblich im Gefängnis sitzende Familienangehörige, Gewinnspielversprechen bei denen man in Vorkasse gehen soll, bei vermeintlich gehackten PCs oder angeblichen Kontoproblemen: Informieren Sie die Polizei, kontaktieren Sie den angeblich in Not befindlichen
Familienangehörigen, die angeblich anrufende Firma unter einer selbst herausgesuchten Telefonnummer bzw. kontaktieren Sie entsprechend Ihre Hausbank“, heißt es von der Polizei.

Zudem könnte auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, sein Festnetztelefon komplett abzumelden und auf ein – gegebenenfalls auch
seniorentaugliches – Handy umzusteigen. In den meisten Fällen suchen sich die Betrüger ihre Opfer durch die Eintragungen im Telefonbuch heraus.

In jedem Fall appelliert die Polizei auch an jüngere Angehörige: Thematisieren Sie Betrugsmaschen und Möglichkeiten, entsprechend zu reagieren, mit älteren Familienmitgliedern.


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