MMG nimmt wieder mehr Fahrt auf und startet Aluminiumguss

2. Januar 2021

„Wir können von Glück sagen, dass wir so eine tolle Mannschaft haben“, sagt Katrin Beuster. Die junge Frau aus Waren meint damit aber nicht irgendein Sportteam – sie leitet zusammen mit Geschäftsführer Lars Greitsch die Geschicke einer der größten Produktionsfirmen in Mecklenburg-Vorpommern, der Mecklenburger Metallguss GmbH in Waren. Und die Gießerei-Mannschaft mit rund 170 Leuten hatte 2020 ebenso unter der Corona-Krise zu leiden, wie viele andere Firmen, wie die Geschäftsführung WsM mitteilte. Die weltweite Ausbreitung des Erregers hatte Verbraucher so verunsichert, dass sie ihr Geld im Frühjahr lieber zusammenhielten. Damit waren auch Handel und die Hersteller aller Arten von Gütern enorm verunsichert– und auch die Schifffahrts- und Schiffbauunternehmen. Aufträge wurden verschoben.
Doch für 2021 sieht es wieder besser aus.

Das Metallgusswerk, das vor allem vom Guss riesiger Schiffsschrauben lebt, hat seine Kosten dank der Kurzarbeiterregelung und früherer Anpassungen der „Kostenstrukturen“ im Nachgang zur Finanz- und Schiffbaukrise seit 2008 im Griff behalten. Die Aufträge konnten trotz Kurzarbeit konstant abgearbeitet werden, wie die fast wöchentlichen Propellertransporte über die B 192, die über „Wir sind Müritzer“ angekündigt werden, zeigten. Der Umsatz hat 2020 aber nicht ganz das Vorjahresniveau erreicht. Die Einbußen vom Frühjahr 2020 um rund zehn Prozent waren faktisch nicht aufholbar.

3-D-Druck und neuer Schweißroboter

Aber nun haben die MMG-ler wieder zunehmende Propellerzahlen und weitere Asse im Ärmel. So soll noch im Januar erstmals der Aluminiumguss starten. Gegossen werden Bauteile für den Maschinenbau – eines der zusätzlichen Standbeine, die sich das „Eisenwerk“ zulegt, wie es immer noch volkstümlich genannt wird. Außerdem wurde zusammen mit Forschungseinrichtungen eine große 3-D-Druckmaschine entwickelt, die den Bau von Gussformen aus Kunststoff enorm vereinfacht und verkürzt. Zudem legten sich die Warener Propellerspezialisten, die sonst weltweit zu Hause sind, einen Fertigungs-Schweißroboter zu.

Mit diesem innovativen Gerät sollen kleinere Propeller und Wasserkraftbauteile, wie für große Pumpen, direkt nach der Projektierung auf dem Computerbildschirm gefertigt werden. „Uns macht Mut, dass es jetzt einen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt und sich die Reeder von der zweiten Coronawelle bisher auch nicht mehr so aus dem Konzept bringen lassen wie zu Anfang“, sagte Greitsch. Wenn sich der Handel weiter auf das Internet verlagert, wie zuletzt stark zum Weihnachtsgeschäft, werden die Warentransporte wohl nicht weniger.

Geschäftsreisen statt Corona-Tests für Urlauber

Die Schiffsbesitzer hätten sich aber weltweit zu „CO2-Neutralität“ verpflichtet, was für den Einsatz effektiverer Antriebe spricht. Hier verfügen die Warener über viel Erfahrung. Dennoch glaubt Greitsch, dass der Schiffsneubau erst 2023 wieder richtig in Fahrt kommen dürfte. Für das gerade begonnene Jahr 2021 wünschen sich Katrin Beuster und Lars Greitsch, dass der Fokus der Politik stärker auch auf die Leute ausgerichtet wird, die ihre Arbeitsstelle nicht ins „Home-Office“ verlagern können. Das seien 60 Prozent der MMG-Mitarbeiter. Hier komme es vor allem darauf an, dass deren Kinder weiter in Schulen und Kitas betreut würden.

„Wir haben uns bislang manchmal schon sehr von der Politik alleingelassen gefühlt“, sagt Greitsch. So halte er es für viel wichtiger, dass Geschäftsleuten wieder Geschäftsreisen ermöglicht werden, sonst leide der Auftragseingang. Wenn aber keine Aufträge reinkämen, würde weniger produziert, weniger Steuern gezahlt – es würde alle treffen. Somit seien Geschäftsreisen sicher wichtiger, als Urlaubern die Corona-Tests zu bezahlen, die unbedingt in Corona-Risikogebiete fahren, anstatt sich mal zu beschränken.


Eine Antwort zu “MMG nimmt wieder mehr Fahrt auf und startet Aluminiumguss”

  1. matze sagt:

    Sehr geehrte Frau Beuster, sehr geehrter Herr Greitsch, seit 18 Jahren als Taxifahrer sind mir die „Gepflogenheiten“ des MMG auch etwas vertraut. Ihre Auffassung, dass man Geschäftsreisen ermöglichen sollte und nicht die Corona-Tests bezahlen sollte, von Leuten, die unbedingt in Risikogebiete reisen müssen, trifft voll meine Zustimmung! Da stelle ich mir oft die Frage: Was läuft hier schief? Ist es wichtiger für Waren viele Arbeitsplätze zu erhalten oder wichtiger, einigen (sorry) Egoisten bei der Finanzierung ihres Urlaubs zu helfen?! Sicher werde ich in dieser Sache auch wieder angefeindet, aber damit kann ich mittlerweile leben !