MV: Immer höhere Kosten für Menschen in Pflegeheimen
In den vergangenen Jahren sind die zu zahlenden Eigenanteile der in Mecklenburg-Vorpommern in Pflegeheimen lebenden Menschen stetig gestiegen. Eine Dynamik, die sich im ersten Halbjahr 2022 fortsetzte. So entwickelten sich die rechnerischen Eigenbeteiligungen ohne Leistungszuschlag in diesem Zeitraum nach Angaben des Ersatzkassenverbandes MV von 1.696 Euro auf 1.828 Euro. Ein Ende der Anstiege sei nicht absehbar. Für unterschiedlich starke Entlastung der Pflegebedürftigen sorgt allerdings der seit Jahresbeginn geltende Leistungszuschlag. Bei einer Aufenthaltsdauer im Pflegeheim von unter einem Jahr beträgt dieser 5 Prozent des Einrichtungseinheitlichen Eigenanteils (EEE). Ab dem zweiten Jahr sind es 25, ab dem dritten 45 und ab dem vierten Jahr 70 Prozent. Der EEE ist im Wesentlichen durch die Personalkosten beeinflusst und macht aktuell knapp 46 Prozent der monatlichen Belastung der Betroffenen aus.
Legt man die Eigenanteile vom Jahresbeginn zugrunde, können damit laut einer Datenanalyse des Verbands der Ersatzkassen e.V. (vdek) die Pflegebedürftigen, die aktuell zwischen einem und zwei Jahren im Pflegeheim leben, zumindest eine knappe Entlastung im Portemonnaie spüren (monatlich 77 Euro). Ab zwei Aufenthaltsjahren fällt sie dann deutlicher aus. Für die große Gruppe derer, die weniger als zwölf Monate in stationärer Pflege leben, ist der Entlastungseffekt allerdings bereits jetzt verpufft.
„Hier im Land ist der Gesamtanstieg des Eigenanteils dabei sogar noch höher ausgefallen als im Bundesdurchschnitt, da sich die Bezahlung vieler Pflegekräfte im ersten Halbjahr erkennbarer verbessert hat als andernorts. Hier bestand ein deutlicher Nachholbedarf“, so Kirsten Jüttner, Landeschefin des vdek in Mecklenburg-Vorpommern, mit Blick auf die Juli-Zahlen. Eine Entwicklung, die sich nun noch fortsetzen wird. Denn ab heute (1. September 2022) ist für alle Pflegeeinrichtungen eine tariforientiert faire Bezahlung Pflicht. „Das wird die Attraktivität des Pflegeberufes steigern und in der Folge durchaus positive Auswirkungen auf die Personalsituation haben.“
Gute Pflege muss für alle bezahlbar sein – Politik ist gefordert
Dass die Betroffenen selbst aber vor allem mit Sorge ihre immer weiter steigenden Kosten vor Augen haben, kann Kirsten Jüttner nachvollziehen. Sie sieht daher die Politik in der Pflicht, zeitnah zu handeln. Denn die Dynamik werde durch die massiven Preissprünge unter anderem bei Energie und Lebensmitteln noch zusätzlich angetrieben.
„Aufgrund der Entwicklungen wächst für Pflegebedürftige das Armutsrisiko immer weiter“, so Kirsten Jüttner. „Hier ist die Politik in der Pflicht, kurzfristig nachhaltig zu handeln. Das Land muss sich zu seiner Verantwortung bekennen, und endlich die Investitionskosten übernehmen.“ Stand Juli würde dies eine monatliche Entlastung der Pflegebedürftigen im Land von durchschnittlich 337 Euro bedeuten.
Es ist eine Schande, wie die einst wirtschaftenden Menschen im Alter behandelt werden. Die „junge“ Bundesregierung und die damit verbundene Politik ignoriert die Bedürfnisse alter und kranker Menschen aufs schärfste. Eigenanteile von 2000,- € kann ein Rentner mit einer Durchschnittsrente nicht zahlen.Die Alten werden zukünftig auf der STrasse massenhaft krepieren
@Dr. Keil. Hm, wer kein Geld hat, und kein Kind mit sehr gutem Einkommen(>100 000€), für den zahlt das Sozialamt. Nach meiner Erfahrung sind das sogar die meisten HeimbewohnerInnen. Ohne Versorgung bleibt keiner und hochmotivierte, alte Leute liebende Pflegekräfte laufen, was die Füße hergeben, um den alten Menschen einen schönen Lebensabend mit einem hohen Pflegeniveau zu bereiten.
Die HeimbewohnerInnen, die Selbstzahler sind, oder deren wohlhabende Kinder zahlen müssen, leben häufig nicht ganz so sorgenfrei wie jene, denen das Sozialamt hilft. Da wird mit jedem Pfennig gegeizt, die Fußpflege fällt aus, der neue Haarschnitt wird bis zur Löwenmähne hinausgezögert, kleine Annehmlichkeiten fallen weg. Ich kannte einen alten Herrn, der verfügte über Eigenkapital, dass er sich davon ein Einfamilienhaus hätte kaufen können. Dieser Mann getraute sich nicht, einen Nachmittagskaffee zu trinken, obwohl der natürlich nicht zusätzlich kostete. Vom Erbe sollte etwas übrig bleiben. Das ist kein Einzelfall!
In Westdeutschland leben natürlich mehr Menschen mit Geld und haben auch zahlungspflichtige Kinder. Ich frage: Was ist so schlimm daran, etwas zu bezahlen, wenn man das Geld hat?? Was ist so schlimm daran, für die Eltern zu zahlen, WENN MAN SIE SCHON NICHT SELBST PFLEGEN MÖCHTE??
Diese ganze Diskussion zielt doch darauf ab, Pflegekräften nach Möglichkeit die Löhne nicht zu erhöhen, damit alles so bleibt. (Für Kriege ist aber viel Geld da, paradox.) Auf deutliche Verbesserungen für Pflegekräfte zu verzichten heißt: Die Pflegekräfte können sich selbst Pflege im Alter so nicht leisten, Armutsrisiko weil man gepflegt hat. 2. Die Kräfte wandern ab. 3. Es werden Kräfte rekrutiert, von denen man selbst eher nicht gepflegt werden möchte. Das ist alles bekannt.
Wenn man etwas so wichtiges wie Pflege nicht bezahlen möchte, heißt das auch noch etwas anderes: Dass man sie nicht achtet.
Wenn das Flughafenpersonal streikt, da geht fast die Welt unter, und es gibt saftige Erhöhungen (kürzlich 370€ mehr beim Bodenpersonal). Und beim Fußball erst. Die spielen nur Ball und was fließen da für Gelder?! In der Pflege sind Verbesserungen so spärlich, da ist es leichter, aus einem Stein Wasser zu pressen. DAS ist mal traurig.