MV: Scharlach bei Kindern mehr als vervierfacht

10. Dezember 2024

Scharlach-Infektionen bei Kindern nehmen in Mecklenburg-Vorpommern stark zu. So wurden 2023 viermal mehr Kinder hierzulande mit Scharlach in Arztpraxen behandelt als im Vorjahr. Insgesamt waren von 1.000 Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren mehr als 30 betroffen. Das sind hochgerechnet auf alle Kinder mehr als 6.000 in MV – der höchste Stand der vergangenen fünf Jahre. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderanalyse der DAK-Gesundheit im Rahmen des Kinder- und Jugendreports. Mediziner sehen Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie als Ursache.

Scharlach ist eine häufige bakterielle Infektionskrankheit bei Kindern, die durch Streptokokken verursacht wird. Die hochansteckende Erkrankung tritt meist gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf. Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 24.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2023. Der Fokus der Analyse liegt auf den ein- bis 14-Jährigen, da Scharlach hier am häufigsten auftritt.

„Noch immer spüren wir Nachwirkungen der Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen. Das zeigt der starke Anstieg bei Scharlach-Erkrankungen in unserem Land“, sagt Sabine Hansen, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern. „Wir müssen die Entwicklung im Blick behalten. Aufklärung der Eltern über Infektionskrankheiten wie Scharlach sind dabei genauso wichtig, wie das Einhalten der einschlägigen Hygieneregeln.“

Vor allem junge Kinder leiden unter Scharlach

Der DAK-Kinder- und Jugendreport zeigt, dass sich 2023 der Anteil der Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren, die aufgrund von Scharlach ärztlich behandelt wurden, im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht hat. Konkret gab es einen Anstieg um 330 Prozent. Wurden 2022 noch 7,1 Fälle je 1.000 Kinder von Ärztinnen und Ärzten in MV dokumentiert, so waren es 2023 gar 30,6 Fälle je 1.000 Kinder. Die Diagnosehäufigkeit von Scharlach erreichte damit 2023 den höchsten Stand seit fünf Jahren. Besonders betroffen waren fünf- bis neunjährige Grundschulkinder: In dieser Altersgruppe haben sich die Infektionen mehr als verfünffacht (plus 466 Prozent, von 8,0 auf 45,5 Betroffene je 1.000 Kinder).

„Der Nachholeffekt nach dem Social Distancing während Corona spielt hier die entscheidende Rolle, wie auch 2022 von RSV oder aktuell von Mycoplasmeninfektionen bekannt“, sagt Steffen Büchner, stellvertretender Landesverbandsvorsitzender und Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ e.V.). „Die Scharlachwelle 2023 war eine deutliche zusätzliche Belastung in der ambulant pädiatrischen Versorgung. In diesem Zusammenhang ist eine gesicherte Versorgung mit Antibiotika unerlässlich, ebenso wie der besonnene Einsatz dieser, denn nicht jeder Scharlach benötigt eine antibiotische Therapie.“

Nachholeffekte nach der Pandemie

Die vom BVKJ thematisierten Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie sind in der DAK-Sonderanalyse sichtbar. Während der COVID-19-Pandemie gingen die Scharlach-Diagnosen von Ärztinnen und Ärzten stark zurück – mit dem niedrigsten Stand 2021. Ab 2022 nahmen die Scharlach-Infektionen aber merklich zu. So wurden 2023 mit einem Plus von 64 Prozent knapp doppelt so viele Scharlach-Diagnosen in deutschen Praxen gestellt wie im letzten Vor-Pandemie-Jahr 2019 (30,6 zu 18,7 Fälle je 1.000 Kinder).

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund 160.000 in Mecklenburg-Vorpommern die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

Weitere Informationen zum Thema Scharlach gibt es unter: https://www.dak.de/scharlach.


4 Antworten zu “MV: Scharlach bei Kindern mehr als vervierfacht”

  1. Torsten sagt:

    Wenn man heute feststellt, dass seit fünf Jahren ein Anstieg der Scharlacherkrankungen bei Kindern zunimmt, stellt sich mir die Frage, ob es ausschließlich die Folgen von Corona u. Co sind. Es gab Zeiten, da galten Scharlach, Mumps und andere Kinderkrankheiten als ausgerottet. Dies war zumindest im Osten der Republik der Fall. Was mit Sicherheit auch dem Gesundheitswesen und der Konsequenz der damals regierenden geschuldet war. Was mir bei der Studie nun zu kurz kommt, ist der Umstand, wie hoch der Prozentsatz an Erkrankungen bei Kindern mit Migrationshintergrund ist. Angesichts der Tatsache, dass viele Menschen und hier vornehmlich aus dem arabischen bzw. asiatischen Raum kommen, wo es kaum bzw. gar keine gesundheitliche Vorsorge gibt ein so finde ich nicht zu unterschätzender Fakt.

  2. Stefan sagt:

    Hallo Torsten,

    ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass es auch in Einrichtungen ohne jeglichen Migrationsbezug zu Ausbrüchen kommt.
    Übrigens nicht nur Scharlach.
    Im Sommer gab es beispielsweise einen enormen Anstieg der Keuchhustenfälle.

    Es gibt, meines Wissens nach, auch keine zugelassene Impfung und ich bezweifle, bei der Anzahl an Impfgegnern, dass diese jedem Kind zugute kommen würde.
    Keuchhusten ist hier auch wieder ein gutes Beispiel.

    Es würde schon enorm helfen, wenn Eltern ihre kranken Kinder der Einrichtung fern halten, bzw. die Erzieher härter durchgreifen.
    Ich weiß, dass es gängige Praxis einiger Eltern ist, ihren Nachwuchs, mit entsprechenden Präparaten, zumindest für ein paar Stunden, „kitatauglich“ zu machen. Hier sprechen wir oft nicht von Menschen mit gesellschaftlich relevanter Berufung und 40h Job.

    Und unterschätzen Sie die Vorsorge im Ausland nicht. Wir können sehr froh sein, dass es in vielen Krisenherden der Welt so gute Mediziner gibt. Einige von Ihnen sind nämlich mit den entsprechenden Migrationswellen hier her gekommen und eine unverzichtbare Stütze unseres Gesundheitssystems.

  3. H. sagt:

    @Thorsten,

    ganz sicher spielt auch die Impfverweigerung, vor allem in Schwurbler-, Esoterikkreisen eine Rolle.

  4. H. sagt:

    Muss mich korrigieren. Es gibt keine wirsame Schutzimpfung gegen Scharlach. Penicillin ist das Mittel der Wahl.