Prozess wegen Misshandlung einer 14-Jährigen geplatzt
Gerade erst begonnen, schon wieder vorbei. Der Prozess gegen eine 39-jährige Frau sowie ihren 46 Jahre alten Partner und ihre 17-jährige Tochter wegen Misshandlung einer 14-Jährigen ist geplatzt. Offenbar hat sich Richterin Daniela Lieschke, so heißt es aus internen Kreisen, nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Vor allem der Frau wird vorgeworfen, die damals 14 Jahre alte leibliche Tochter ihres Partner schwer misshandelt zu haben (WsM berichtete). Der Prozess soll jetzt komplett neu aufgerollt werden. Der Grund: Die beiden Angeklagten haben sich laut Gerichtssprecher nicht an eine Absprache gehalten, umfassend auszusagen.
Die Hauptangeklagte steht im Verdacht, ihre minderjährige Stieftochter massiv misshandelt zu haben. Laut Anklage soll es seit 2020 immer wieder zum Streit zwischen ihr und der Jugendlichen gekommen sein. Diese Streitigkeiten seien immer weiter eskaliert.
Laut Staatsanwaltschaft soll die Angeklagte die damals 14-Jährige im Badezimmer und in der Dusche eingeschlossen, mit kalten Wasser übergossen, sie in der Badewanne untergetaucht sowie gekratzt und geschlagen haben – unter anderem mit einem Toiletten-Pömpel ins Gesicht.
Mit Beginn der Sommerferien 2021 sei die Stieftochter wochenlang fast durchgehend in der Dusche eingesperrt gewesen. Dort musste die damals 14-Jährige laut Anklage essen, schlafen und auch ihre Notdurft verrichten. Sie sei zudem gezwungen worden, ihren eigenen Kot zu essen. Am Unterricht durfte sie ebenfalls nicht teilnehmen.
Neben der Stiefmutter sind auch die 17-jährige Tochter der Frau sowie der 46-jährige leibliche Vater der Geschädigten angeklagt. Ihnen wird gefährliche Körperverletzung, Misshandlung von Schutzbefohlenen und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Dem Vater sollen die Taten seiner Frau bekannt gewesen sein. Laut Staatsanwaltschaft soll er seiner Tochter mehrfach ins Gesicht geschlagen und sie auf Anweisung der Hauptangeklagten in der Dusche eingesperrt haben.
Wie Gerichtssprecher Christian Weidlich mitteilt, hätten die beiden Haupt-Angeklagten zugesagt, die Vorwürfe vollumfänglich zu gestehen. Dafür sei ihnen ein bestimmtes Strafmaß zugesagt worden. Ein Geständnis des Ehepaars sei aber ausgeblieben. Deswegen sei nun eine umfangreiche Beweisaufnahme nötig, so der Gerichtssprecher. Die Folge: Der Prozess werde Anfang nächsten Jahres neu beginnen. Gegen die 17-jährige Stiefschwester des mutmaßlichen Opfers wird es einen separaten Prozess geben.
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