Seenplatte braucht in 20 Jahren 12.000 Seniorenwohnungen

21. August 2023

„Graue Wohnungsnot“ droht: In zwanzig Jahren werden im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte rund 75.200 Menschen zur Altersgruppe „67plus“ gehören – gut 8.700 mehr als heute. Darauf hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hingewiesen und befürchtet durch die kommende Rentner-Generation der Baby-Boomer einen zunehmenden Mangel an altersgerechten Wohnungen. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf neueste Zahlen, die das Pestel-Institut bundesweit für Städte und Kreise ermittelt hat. 

„In den kommenden Jahren werden im Kreis Mecklenburgische Seenplatte immer mehr ältere Menschen eine barrierearme Wohnung brauchen – ohne Treppenstufen, dafür mit bodengleicher Dusche und genügend Platz für das Rangieren mit Rollator und Rollstuhl“, so Wolfgang Ehlert. Die Zahlen müssten den Wohnungsbaupolitikern schon jetzt Kopfzerbrechen bereiten: Nach Angaben des Pestel-Instituts benötigen bereits heute mehr als 11.300 Haushalte an der Seenplatte eine Seniorenwohnung, weil in ihnen Menschen im Rentenalter leben, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

In 20 Jahren werden im Kreis Mecklenburgische Seenplatte nach Berechnungen der Wissenschaftler über 12.000 Wohnungen gebraucht, in denen Menschen mit einem Rollator oder Rollstuhl klarkommen. „Damit herrscht auch jetzt schon ein massiver Mangel an Seniorenwohnungen. Und demnächst gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Dann steuern wir sehenden Auges auf eine ‚graue Wohnungsnot‘ zu“, sagt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern.

Neben dem Mangel an altersgerechten Wohnungen befürchtet die IG BAU auch eine zunehmende Altersarmut durchs Wohnen. So drohten bei der Boomer-Generation künftig zwei Dinge „fatal aufeinander zu treffen“: Erstens die Gefahr eines sinkenden Rentenniveaus. Und zweitens steigende Kosten fürs Wohnen. Mieter seien hier genauso betroffen wie Menschen mit Wohneigentum, wenn beim Einfamilienhaus oder bei der Eigentumswohnung Sanierungen fällig würden.

„Förderung reicht nicht aus“

„Wenn die Wohnkosten weiter in dem Tempo der letzten Jahre steigen, werden viele Senioren, die damit heute längst noch nicht rechnen, ihren Konsum einschränken müssen. Ältere Menschen werden die hohen Mietpreise oft kaum noch bezahlen können. Für viele wird es dann finanziell richtig eng. Deshalb werden auch im Kreis Mecklenburgische Seenplatte künftig deutlich mehr Menschen als heute auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, so Ehlert.

Um den Wohnungsmarkt für die kommende Rentnergeneration besser vorzubereiten, fordert die IG BAU die Schaffung von mehr preiswertem, vor allem aber auch altersgerechtem Wohnraum. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern: „Deshalb brauchen wir auch für den heimischen Wohnungsmarkt klare finanzielle Anreize. Angesichts der drohenden ‚grauen Wohnungsnot‘ ist deutlich mehr Geld für den Neubau von Seniorenwohnungen, aber auch für die altersgerechte Sanierung bestehender Wohnungen erforderlich.“ Hier seien alle gefordert – Kommunen, Land und Bund.

Das Bundesbauministerium stelle in diesem Jahr einen Fördertopf von 75 Millionen Euro über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für den altersgerechten Umbau von Wohnungen zur Verfügung. „Das Geld wird dringend gebraucht. Aber es reicht bei Weitem nicht. Das hat das letzte Jahr gezeigt. Da gab es exakt die gleiche Fördersumme. Und der Topf war ruckzuck ‚leergefördert‘: Schon nach sechs Wochen war kein einziger Förder-Euro mehr da. Da muss mehr passieren“, fordert der IG BAU-Bezirksvorsitzende Wolfgang Ehlert.

Zusätzlich schlägt die IG BAU eine Selbstverpflichtung für große Wohnungskonzerne vor. Wolfgang Ehlert: „Mit Blick auf den eklatanten Mangel an Seniorenwohnungen sollten sich die Wohnungsunternehmen verpflichten, einen bestimmen Anteil freiwerdender Wohnungen altersgerecht umzubauen.“ Dieser sollte bei mindestens 20 Prozent liegen.


3 Antworten zu “Seenplatte braucht in 20 Jahren 12.000 Seniorenwohnungen”

  1. Siewert sagt:

    Ich glaube, ihr irrt euch.
    Die Vorbereitung ist schon gelaufen.
    Kein Hausarzt, fehlende Medikamente, fehlende Pflegekräfte usw.
    Im dörflichen Bereich von den größeren Städten entfernt, bist du auch vom ÖPNV ausgeschlossen.
    Das bedeutet ganz sicher auch eine verkürzte Lebenserwartung. So lösen sich einige Probleme wie von unseren regierenden Politikern seit vielen Jahren vorbereitet und geplant.

  2. ABC sagt:

    Wenn man sich vorstellt, wie bitter eine solche Entwicklung für Senioren nach einem arbeitsreichen Leben ist, da kann einem sehr traurig ums Herz werden. Was sind alte Menschen wert in einem der reichsten Länder der Erde? Was sind Pflegekräfte wert? Gute Worte und im Zoo posieren für NICHTS, das wird hier nicht helfen. Unsere Politiker reagieren erst, wenn wir Miene machen, sie mit dem Rollstuhl zu überfahren. Aber für diesen Scheißkrieg, da ist Geld da. Unfassbar.

  3. Martin sagt:

    Ja, nee, is klar. Putin gut, Ampel böse. Bevor wir über Seniorenwohnungen nachdenken, sollten wir offensichtlich in Bildung investieren.