Sie nannten sich „Smoker Boys“ – Prozess gegen Warener gestartet

7. Juli 2021

Wie kommt man – möglichst ohne großen Aufwand – an Geld und Handys? Man gründet eine Art Rockerbande, dachten sich zwei Männer aus Waren. Sie nannten sich „Smoker Boys“, organisierten von 2019 an unter anderem einen Einbruch in einer Fleischerei in Wolgast und hatten wohl zu viele schlechte Filme gesehen, so der erste Eindruck von Prozessbeobachtern am Landgericht Neubrandenburg. Dort müssen sich der 34 Jahre alte Michael K. – der sich „Präsident“ nannte – und sein mutmaßlicher Handlanger Mario S. („Vizepräsident“) nun verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ vor. Das Duo soll mit wechselnden Komplizen mindestens sieben Taten verübt haben, darunter Freiheitsberaubung, Raub, Körperverletzung, Drogenhandel und Diebstahl.

Die beiden Kleinkriminellen waren im Oktober 2020 gefasst worden. Damals hatte die Polizei mehrere Objekte in Waren durchsuchen lassen, unter anderem in der Nähe des Bahnhofs, wo der „Präsident“ wohnte. Etwa 70 Beamte waren im Einsatz, beide Männer kamen anschließend in U-Haft, zu der Bande sollen insgesamt etwa neun Männer im Alter von 18 bis 41 Jahren gehören.

Bei den Durchsuchungen waren damals auch ein waffenähnlicher Gegenstand sowie Drogen, wie Amphetamine, Marihuana und Ecstasy, sowie weiteres Diebesgut beschlagnahmt worden. Ein in Wolgast gestohlener Tresor wurde gewaltsam geöffnet, Geld daraus geplündert und der Safe an der Feisneck entsorgt.

Wie im Rockermilieu wollte der „Präsident“ auch von seinen Mitgliedern strenge Regeln beachtet wissen. Als zwei der Mitglieder die Vereinigung verlassen wollten, wurden sie geschlagen und anderweitig misshandelt. Einer der Männer aus Basedow wurde in Waren in Bahnhofsnähe zwei Tage in einem Keller eines Mehrfamilienhauses gesperrt und mehrfach geschlagen und getreten.

Danach sei man mit ihm in ein Waldstück gefahren, wo der Mann ein Loch, angeblich sein eigenes Grab, ausheben musste. Bevor man ihn dort hineinstieß, wollte der Geschädigte dann doch lieber Mitglied bei den „Smoker Boys“ bleiben.

Dem zweiten Abtrünnigen erging es ähnlich. Dieser wurde ebenfalls misshandelt, musste für die Bande zwei Handyverträge auf seinen Namen abschließen und die Smartphones natürlich den Bandenchefs übergeben.

Auch von einem dritten Bekannten wurden „Schulden“ eingefordert, etwa 1000 Euro, mit der üblichen  Gewalt. Dies alles blieb aber nicht unbemerkt, die Polizei nahm die Bande schließlich im Herbst 2020 hoch, seither ruht das Leben bei den „Smoker Boys“.

Den beiden Angeklagten droht für jede der sieben angeklagten Taten eine Freiheitsstrafe. Allerdings wird das Urteil wohl erst im Herbst feststehen: Eine Anwältin hat einen Befangenheitsantrag gegen den Richter gestellt und hat dann erstmal Urlaub bis Ende Juli. Ob die beiden Bandenchefs vor Gericht zur Aufklärung beitragen wollen, ließen sie vorerst offen. Beobachter haben aber wenig Hoffnung – denn die Männer haben, wie gesagt, wohl zu viele schlechte Filme gesehen.


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